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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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ihr Missfallen.
    „Wohin gehst du? Hast du nicht Reitstunden? Wie siehst du überhaupt aus?“
    Grauenhaft, mit Sicherheit. Doch das war gerade mein geringstes Problem. Ich biss die Lippen zusammen.
    „Antworte mir.“
    Angestrengt kämpfte ich gegen die Stimmlosigkeit an. „Ich gehe jetzt rein.“ Ich wollte an ihr vorbeigehen, aber sie hielt mich an der Schulter fest. Erstaunt sah ich auf.
    „Nein, mein Kind, du hast noch Unterricht“, sagte sie bestimmt.
    „Ich kann nicht mehr“, stieß ich hervor. „Ich habe Hunger und mir tut alles weh.“
    „Du kannst sehr wohl. Du meinst nur, nicht zu können, weil du nicht weißt, wozu du wirklich fähig bist.“
    Ich hatte kein Interesse daran, unser gestriges Gespräch fortzusetzen. „Dann will ich eben nicht mehr“, erwiderte ich patzig.
    „Das kann ich nicht akzeptieren.“
    Ich konnte kaum glauben, wie mir geschah, als sie den Arm fest um meine Schulter legte und mich wieder in Richtung Stall zurückführte. Abgesehen davon, dass ich keinen Wert darauf legte, mich in den nächsten Tagen, geschweige denn heute noch einmal auf einen Pferderücken zu quälen, wollte ich keinesfalls dem dreisten Arbeiter wieder über den Weg laufen. Am liebsten hätte ich sie abgeschüttelt, aber ich wagte es nicht.
    „Du musst deine Grenzen kennenlernen und sie überwinden. Du wirst erstaunt sein, was du alles kannst, wenn du es nur versuchst. Vom Pferd fällt jede mal. Davon geht die Welt nicht unter“, monologisierte Atalante, die ihr Epor völlig zurecht trug.
    Das ist die Hölle. Das muss die Hölle sein. Bin ich irgendwann gestorben und habe es nicht mitbekommen?, fragte ich mich benommen, als sie mich durch das Stalltor schob. Zu allem Überfluss kam uns Padmini entgegen, natürlich wie immer wunderschön und wie aus dem Ei gepellt, und musterte mich im Vorübergehen abschätzig von Kopf bis Fuß. Sie hob eine Augenbraue und einen schadenfrohen Mundwinkel, während ich die meinen sinken ließ und schnell wegsah.
    „Und heute Abend sprechen wir noch einmal über unsere gestrige Diskussion“, stellte mir Atalante noch gnädig in Aussicht, dann ließ sie mich stehen.
    Ein schneller Blick überzeugte mich davon, dass der Waldarbeiter glücklicherweise nicht mehr da war, Atalante aber unglücklicherweise noch draußen stand, um sicherzugehen, dass ich das Gebäude nicht wieder verließ. Und plötzlich wich das Gefühl der Demütigung und all meine Frustration einer tiefen, ungezähmten Wut, die in mir aufstieg und meine Haut glühen ließ. Ich hatte die Nase voll. Ich hasste diese verdammte Stadt mit all ihrem Pseudoluxus und ihrem Ökofanatismus und ihrer erbarmungslosen Tyrannenherrscherin. Ich hasste Kampfsport und Solarlampen und Pferde. Und wer brauchte Duschen, wo es ohnehin unentwegt regnete? Verhungern konnte ich auch da draußen.
    Ohne noch einen Moment zu zögern, stampfte ich den Gang entlang und verließ den Stall durch das Tor zur Weide. Niemand kreuzte meinen Weg, aber ich hätte mich sowieso nicht aufhalten lassen. Ich ließ mich nicht verbiegen und mir war auch nicht nach Umwegen, deshalb kletterte ich über den Zaun und ging geradewegs wie auf einer mit dem Lineal gezogenen Linie über die Wiese, vorbei an Heuballen und dümmlich dreinglotzenden Einhufern. Ich beeilte mich nicht, denn ich war nicht auf der Flucht – das hatte ich gar nicht nötig. Im Gleichklang mit meiner Atmung setzte ich jeden meiner energischen Schritte, fast so, wie auf meinem Weg underground, und mit jedem Meter, der mich von der Stadt der Amazonen trennte, loderte mein Zorn heller auf. Als ich erneut über den Zaun kletterte und mich am Waldrand wiederfand, ertappte ich mich dabei, dass ich wütend vor mich hinmurmelte.
    „Grenzen überwinden. Nur die Hälfte meiner selbst. Weiß nicht, wer ich bin“, schnaufte ich, während ich der gedachten Gerade in den Wald hinein folgte. „ Sie weiß nicht, wer ich bin. Wie auch. Sie war ja nicht da.“
    Nach einigen Minuten gelangte ich an den Fluss und blieb überrascht stehen. Ich kannte ihn von meinen Ausflügen, aber da war er nur etwa zehn Meter breit gewesen – und selbst in diesem Zustand hätte ich ihn wohl kaum durchschwommen. Aufgrund der starken Regenfälle war er jedoch auf gut die doppelte Breite angeschwollen. Blätter und Geäst trieben schnell auf dem graugrünen Wasser vorüber.
    So oder so, ich konnte meinen Weg nicht auf die gewünschte Weise fortsetzen und musste wohl oder übel doch einen Umweg bis zur nächsten

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