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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Brücke in Kauf nehmen. Also folgte ich dem Flusslauf Richtung Süden. Inzwischen war mir eiskalt und mein Magen knurrte im Takt meiner Schritte. Aber ich war immer noch zu geladen, um meine Entscheidung zu bereuen.
    Als ich vielleicht zwei Stunden gelaufen und beinahe am Ende meiner Kräfte war, sah ich ein Gebäude aus dem neblig grünen Einerlei des Waldes auftauchen. Beim Näherkommen erkannte ich ein Backsteingebäude, das sich über den Fluss spannte, nein, es schien vielmehr direkt im Wasser zu stehen. Der Fluss schäumte energisch gegen das Hindernis an und die Wellen, die sich dabei bildeten, schlugen fast gegen die großen, zum Teil zerbrochenen Bogenfenster, die die Front einnahmen.
    Eine Brücke war das nicht, eher ein Stauwehr, aber es führte über den Fluss und war mir somit genauso willkommen in meinem Vorhaben, das Amazonengebiet schnellstmöglich zu verlassen. Die steinernen Treppenstufen, die in das Gebäude führten, waren größtenteils überflutet, aber es gelang mir, mit einem beherzten Sprung von der Böschung auf einem Absatz zu landen, der über der Wasserlinie lag. Ich stieg die letzten Stufen hinauf, wuchtete eine schwere Eichentür auf und trat in einen kleinen, leeren Vorraum mit Marmorfußboden. Durch eine weitere Tür gelangte ich in einen größeren Raum dahinter und konnte kaum glauben, was ich sah.
    Pfefferkuchenhaus! Schlaraffenland! Breite Regale an den Wänden waren gefüllt mit gelagertem Obst, Kisten voll Gemüse und unzähligen Behältern in verschiedenen Formen und Größen. Kurzentschlossen griff ich mir einen Apfel und schlug gierig die Zähne hinein. Der definitiv beste Apfel, den ich je gegessen hatte, am schlimmsten Tag meines Lebens. Während ich ihn eilig verspeiste, sah ich mich um und hob die Deckel einiger Vorratstöpfe hoch.
    Was ist das hier? Ein unbewachtes Außenlager der Amazonen? Wenn nicht, was dann? Ein unangenehmer Gedanke driftete durch meinen Kopf und erschwerte mir plötzlich das Schlucken.
    Wohnt hier vielleicht jemand? Ich drehte mich um die eigene Achse und lauschte, aber bis auf das Rauschen des Wassers vernahm ich nichts. Marodeure? Nein, die machen kein Kompott ein. Und ich befand mich immer noch in relativer Nähe zu Themiskyra. Die Amazonen hätten ein Lager von Vatwaka auf ihren Ländereien sicher nicht geduldet.
    Egal, dachte ich und fischte mit den Fingern einen eingemachten Pfirsich aus einem Gefäß. Was kümmert es mich. Ich hoffte richtiggehend, dass es die Amazonen waren, denen ich gerade die Vorräte wegfraß. Sie waren immerhin schuld daran, dass ich halb am Verhungern war.
    Neugierig durchstöberte ich die Regale, verputzte dabei, was mich anlachte, und fand sogar e inen großen Bottich, der irgendetwas Alkoholisches enthielt. Entschlossen machte ich den Deckel wieder zu. Andere Eltern konnte man vielleicht bestrafen, indem man sich bis zur Besinnungslosigkeit betrank, aber ich wollte nicht bestrafen. Ich wollte nur weg und da musste ich einen klaren Kopf behalten. Ich blickte aus dem Fenster. Die Trübe des Tages machte es schwer, die Uhrzeit abzuschätzen, doch ich sollte zusehen, dass ich weiterkam, bevor es dunkel wurde.
    Nachdem ich zwei Äpfel als Wegzehrung eingesteckt hatte – mehr brachte ich zu meinem Bedauern in meinen Taschen nicht unter –, öffnete ich eine weitere, massive Tür und fand mich auf der Balustrade in einer großen Halle wieder. Es roch modrig. Über mir erstreckte sich eine hohe Decke und zwei bis drei Meter unter mir befanden sich verschiedene altertümlich wirkende Maschinen mit großen angerosteten Rädern, Kurbeln und Schalttafeln. Obwohl ich nur eine sehr vage Ahnung von dem hatte, was ich sah, begriff ich, dass es sich bei dem Gebäude offenbar um ein altes Wasserkraftwerk handelte, das vermutlich schon vor dem Verfall nicht mehr in Betrieb gewesen war. Die Gerätschaften standen in trübem Wasser, doch es schien nicht tief zu sein, denn ich konnte das steinerne Schachbrettmuster des Bodens erkennen. Aber es war ohnehin nicht nötig, dass ich den Umweg über die Maschinenetage machte, ein hölzerner Steg mit einem Eisengeländer führte quer durch den Raum auf die andere Seite des Flusses.
    Während ich die Behelfsbrücke überquerte, blickte ich durch die Fenster hinaus auf den strudelnden Fluss. Wo die Scheiben fehlten, wehte mir kühle Gischt entgegen und ich glaubte, die tosenden Wassermassen körperlich spüren zu können.
    Moment, ich kann wirklich etwas spüren, stellte ich alarmiert fest.

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