Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)
eine Weile aus, dann aber holte sie tief Luft und sagte heftig: „Du bist an allem schuld. Du hast mir das alles eingebrockt.“
Ich riss die Augen auf und die Hand vor die Brust. „Was? Ich? Was habe ich dir eingebrockt?“
„Vergiss es einfach.“ Padmini winkte genervt ab.
Verwirrt kombinierte ich, was ich wusste, auch wenn es in meinen Augen keinen Sinn ergab. „Ich bin schuld daran, dass du eine Yashta sein musst?“ Ihr Gesichtsausdruck zeigte mir, dass ich richtig lag. „Wieso? Wir haben nicht mal darüber gesprochen! Ich habe mich total gewundert, dass du dich gemeldet hast.“
„Du hättest einfach nie hier auftauchen sollen“, sagte sie aus tiefstem Herzen.
Das war der Moment, in dem ich mich fast verplappert hätte. Es lag mir auf der Zunge zu erwidern: Ich kann doch auch nichts dafür, dass Tetra mich hierher gebracht hat. Ich wusste doch selbst nicht, was mich hier erwarten würde. Doch in letzter Sekunde hielt ich an mich. Vielleicht war das alles nur Show, um mich aus der Reserve zu locken. Ich durfte mich ihr nicht anvertrauen. „Meine Mutter ist nun mal hier“, sagte ich stattdessen.
„Und genau das glaubt meine Mutter nicht.“ Plötzlich schien sie sich zu entspannen, aber auf eine fast gottergebene, hoffnungslose Art. Sie seufzte und verdrehte die Augen. „Sie ist davon überzeugt, dass etwas faul ist. Und wenn sie herausfindet, was das ist, dann ist die Unbeugsame weg vom Fenster, genauso wie du und Polly.“
Mein Mund wurde trocken. Ich klammerte mich am Stoff meiner Hosenbeine fest. Niemals könnte ich es mir verzeihen, wenn mein Auftauchen in Themiskyra Atalante und Polly um die Anführerschaft bringen würde.
„Die Sieggewärtige ist dann die nächste in der Erbfolge. Und dann ich“, fuhr sie fort, aber es klang kein Triumph in ihrer Stimme mit.
„Und deswegen musst du jetzt schon zur Sicherheit die nächste Generation auf den Weg schicken?“, brachte ich mit Mühe hervor.
„Sozusagen.“
„Und warum erzählst du mir das einfach so?“ Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es in Aretos Sinn war, dass der Feind in die Planungen mit einbezogen wurde.
„Weil du eine entsetzlich nervtötende Person bist.“ Zum ersten Mal sah sie mir in die Augen. „Und weil selbst eine Blinde erkennen kann, dass du Atalantes Tochter bist. Meine Mutter sieht Gespenster.“
Als ich aufatmete, tat ich das so unauffällig wie möglich. Meine Hände entkrampften sich. „Also wegen mir musst du dich sicher nicht als Yashta melden. Lass es doch einfach.“
„Das würde dir so passen.“ Erneutes Misstrauen glomm in ihrem Blick auf.
„Dann lass es eben nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Tu, was du für richtig hältst. Wenn du es aber nur tust, weil deine Mutter das möchte, solltest du deine Entscheidung nochmal überdenken.“ Ich fühlte mich sehr weise, als ich das sagte.
„Überdenken? Meine Entscheidung?“ Ihr Lachen war voll Ironie. „Ell, ich muss . Es ist ein Befehl. Ich habe keine Wahl.“
„Sie kann dich nicht zwingen.“
„Doch. Genau das tut sie“, sagte Padmini bitter. Dann jedoch schien ihr die momentane Situation bewusst zu werden. Es war sehr unpassend, sich gerade mir anzuvertrauen. Sie setzte sich aufrecht hin. „Wie auch immer – für einen Rückzieher ist es jetzt ohnehin zu spät. Wie stünde ich dann da?“
„Wie die perfekte Amazone, die du bist, die nichts gegen ihren Willen tut und sich selbst treu bleibt“, sagte ich mit fester Stimme.
„So siehst du mich?“ Sie blickte mich überrascht an.
„So bist du.“ Darin bestand kein Zweifel. Was sie machte, machte sie gut. Wenn sie beim Schwertkampf-Training die Klinge herumwirbelte, kamen ihre geschmeidigen Bewegungen einem Tanz gleich. Sie war anmutig, tödlich anmutig. Ihr Epor versprach nicht zu viel. Wobei katzengleich sich definitiv nicht auf ein Angorakätzchen bezog. In Verbindung mit Padmini kam einem eher ein Panther in den Sinn – mit genau den entsprechenden negativen Assoziationen. Unberechenbar, launisch, gefährlich. Aber dennoch perfekt in der Ausführung.
Sie lächelte schwach, stand auf und begann, das Kleid auszupacken. „Meine Mutter würde mich umbringen. Jetzt noch abzusagen wäre eine furchtbar peinliche Angelegenheit, sowohl für mich als auch für sie. Nein, ich ziehe das jetzt durch.“
„Wie du meinst.“ Auch ich stand auf, um zur Tür zu gehen, doch Padmini hielt mich zurück.
„Ell? Willst du noch bleiben und mir mit dem Kleid helfen?“, fragte sie
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