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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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vergessen hatte.
    Jetzt oder nie, drängte mein Herz. Alle sind unterwegs.
    Nicht alle. Zwei Wä chterinnen sind wie immer vor dem Tor postiert und eine auf dem Turm, gab mein Verstand zu bedenken. Und ich weiß wirklich nicht, was du dir davon versprichst.
    Ich ignorierte ihn. Wenn ich ihn noch im Stall erwische, sind wir vor Blicken sicher.
    Dann los.
    Ich schnappte mir den Beutel und lief los. Erst, als sich spitze Kieselsteinchen in meine nackten Fußsohlen bohrten, wurde mir bewusst, dass ich vielleicht doch etwas überstürzt aufgebrochen war.
    Keine Zeit für Stiefel. Lauf.
    Der Boden war außerdem aufgeheizt von der sommerlichen Mittagssonne und brannte mir unter den Füßen. Wie ein Derwisch sprang ich über den Hof und fluchte dabei leise vor mich hin.
    Sehr unauffällig, rügte mich mein Verstand.
    Endlich hatte ich den Stall erreicht, hüpfte hinein und genoss einen Moment lang die kühle, glatte Schmerzlosigkeit des Bodens. Mit der freien Hand wischte ich mir den verbleibenden Kies von den Sohlen, dann hob ich den Kopf und merkte, dass Louis meinem Tun mit einer Mischung aus Skepsis und Belustigung zusah. Einen Sattel in den Armen stand er ein paar Meter weiter bei seinem Pferd, einem Jütländer, wie ich dank Phoebes Unterricht nun wusste.
    Ich ließ meinen Fuß sinken und suchte nach einer intelligenten Erklärung für mein unintelligentes Verhalten, doch er kam mir zuvor.
    „Solltest du nicht gerade bei dem Fruchtbarkeitstanz mitmachen?“
    „Eigentlich schon, aber ich … Fruchtbarkeitstanz?“, unterbrach ich mich entgeistert, als seine Worte durchsickerten. Davon war bei den Vorbereitungen nie die Rede gewesen.
    Er zuckte mit den Schultern. „Oder was auch immer zur Sonnenfeier dazugehört. Ich habe keine Ahnung.“
    „Ich auch nicht“, gab ich zu.
    Ein kleines Lächeln glitt über sein Gesicht und beschleunigte meinen Puls auf völlig unangemessene Art und Weise.
    Gib ihm den Krempel und verschwinde von hier, zischte mich mein Verstand an.
    „Hast du dich erholt? Was macht deine Verletzung?“, fragte Louis, während er den Sattel auflegte und den Gurt festzog.
    „Ist wieder in Ordnung.“ Ich ging auf ihn zu, blieb jedoch in gehörigem Abstand stehen. Um meine Hände mit etwas zu beschäftigen, machte ich dort weiter, wo ich bei Padmini aufgehört hatte, und entzauste die Mähne des Pferds.
    „Du warst nicht in der Klinik“, stellte Louis mit einem Seitenblick fest, nachdem er die Steigbügel auf die richtige Länge eingestellt hatte.
    „Nein, Polly hat sich um mich gekümmert. Leber und Weizenkeime und so.“ Ich verzog das Gesicht. Doch ich wollte nicht undankbar erscheinen, deswegen setzte ich hinzu: „Aber sie hat ihre Sache gut gemacht. Und im Krankenhaus hätte ich die Verletzung erklären müssen.“
    Er richtete sich auf und sah mich an. Obwohl es in seinem Sinne sein musste, dass ich das geheime Lager der Arbeiter verschwiegen hatte, erkannte ich Misstrauen in seinem Blick.
    „Polly habe ich nichts von euren Vorräten erzählt“, beeilte ich mich zu sagen.
    „Gut. Danke.“ Seine Stirn glättete sich. Dann zeigte er auf den Beutel, den ich immer noch krampfhaft in der Hand hielt. „Und jetzt bist du schon wieder auf der Flucht?“
    Ich musste lachen. „Nein. Das ist für dich. Für euch.“ Ich hielt ihm die Stofftasche hin. „Es sind nicht genau die Sachen, die ich verputzt habe, aber ich hoffe, es gleicht euren Verlust trotzdem ein bisschen aus.“
    Er nahm den Beutel zögernd entgegen ohne hineinzusehen. „Woher hast du das?“ Als ich nur verlegen mit den Füßen scharrte, schloss er: „Geklaut.“
    Ich zuckte mit den Schultern.
    „Du bestiehlst deine Schwestern?“ Irgendwie schien ihn diese Tatsache zu amüsieren.
    „Hätten sie mir an dem Tag etwas zu essen gegeben, hätte ich eure Vorräte nicht plündern müssen“, erwiderte ich trotzig.
    „Und was, wenn sie dich dabei erwischt hätten?“
    „Dann hätte ich mir etwas einfallen lassen. Aber die Dinge zu ersetzen, die ich genommen habe, ist wohl das Mindeste, was ich tun kann.“
    „Ich habe dir gesagt, dass du mir nichts schuldig bist.“
    Die Eindringlichkeit, mit der er das sagte, setzte eine neue Welle prickelnde Nervosität in mir frei. Ich bemühte mich, sie meiner Stimme nicht anmerken zu lassen. „Ich weiß, aber wie kann ich dir nichts schuldig sein? Ich verdanke dir mein Leben.“
    Einen Moment lang schwiegen wir und sahen uns nur an – und ich konnte spüren, dass sich mit einem Mal

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