Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
ist sie essbar“, bemerkte Shirokko.
Ein Plotter spuckte die Baupläne des ursprünglichen Klosters und den vier Quadratmeter großen Underground -Plan auf grobem Papier aus, das ich auf den Boden legen musste, um es zusammenlegen zu können.
„Der Orden kann euch eine Menge Ärger machen“, warnte uns Shirokko überflüssigerweise. „Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut.“
„Ell weiß es.“ Will klang vollkommen überzeugt und sein Zutrauen machte mir Mut. Er lächelte mir zu und ich konnte meine Mundwinkel nicht davon abhalten, sein Lächeln zu erwidern. Schnell stand ich auf und steckte die Pläne in die Innentasche meines Mantels. „Damit wird es klappen. Vielen Dank euch beiden.“
Shirokko sah mich prüfend an, dann lächelte auch er, kurz und sorgenvoll. „Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurer Mission. Holt Verne da raus.“
„Die sehen aus wie die übelsten Rocker, aber sie leben davon, dass sie Informationen verticken?“, erkundigte ich mich auf dem Heimweg bei Will.
Er lachte. „Sie haben die Informationen, sie leben nicht davon.“
„Aber es sind keine Marodeure?“
„Glücksritter und Söldner, Schatzsucher und Schürzenjäger, aber keine Marodeure, nein.“
„Gut.“
In dieser Nacht bereute ich, dass wir Kalas Joints schon konsumiert hatten. Mein Kopf kam nicht zur Ruhe, obwohl mein Körper nach dreißig schlaflosen Stunden vollkommen erledigt war. Als ich mich nach stundenlangem Herumwälzen zum zweiten Mal in der Nacht zu den Toiletten aufmachte, traf ich vor den Waschräumen auf Ces.
„Kannst du nicht schlafen?“, fragte er. Im kalten Licht meiner Schütteltaschenlampe sah er noch geräderter aus, als ich mich fühlte.
„Nein.“
„Ich auch nicht.“
Obwohl er nur einen Meter von mir entfernt stand, fühlte sich die Distanz zwischen uns viel größer an. Kilometer. Lichtjahre. Und das tat mir weh. Es war so lange her, dass wir wirklich mit einander geredet hatten, abgesehen von den üblichen Gesprächen und den Diskussionen heute.
„Ces, ich weiß, dass du eigentlich nach wie vor gegen die Aktion bist. Aber wir müssen Verne helfen.“
„Das weiß ich. Mir ist vollkommen klar, dass wir etwas unternehmen müssen, und da ich ihm mein Leben verdanke, steht es außer Frage, dass ich meines riskiere, um seines zu retten. Ich habe einfach Angst … um dich.“
Ich wollte lachen, aber meine Müdigkeit machte mir einen Strich durch die Rechnung und alles, was herauskam, war ein heiserer, unglücklicher Laut.
„Es gefällt mir nicht, dass du dich dieser Gefahr aussetzt. Es wäre mir zehnmal lieber, wenn du einfach hier bliebest und wir anderen uns darum kümmern könnten.“ Er strich sich mit einer gereizten Geste die Haare aus dem Gesicht, die ihrem ursprünglich so ordentlichen Haarschnitt inzwischen ein ganzes Stück entwachsen waren. „Aber ich weiß, dass es für dich keine Rolle spielt, was ich will. Ich muss mir einfach abgewöhnen, mir um dich Sorgen zu machen.“
Ich wollte ihm widersprechen, aber es wäre eine Lüge gewesen. Immer war es nach meinem Kopf gegangen und Ces war mir im verzweifelten Versuch, seine Aufgabe zumindest zum Teil erfüllen zu können, stets gefolgt. „Ja, das solltest du. Es machen sich immer viel zu viele Leute Sorgen um mich.“
„Will nicht.“
„Nein. Vielleicht ist es ja genau das, was …“
„… dir gefällt.“
Ich zuckte mit den Schultern. Zu komplex, als dass ich mich im Augenblick damit befassen konnte. Ein paar Sekunden schwiegen wir und starrten gegenseitig an uns vorbei in die Dunkelheit. Dann atmete Ces tief durch und fragte:
„Sommernachtstraum oder Sandmann?“
„Sommernachtstraum.“
Kapitel 19
Keine zwölf Stunden später verließen wir die Arcadia Kaufwelt durch den Zugang im Untergeschoss. Die Sonne würde erst in einer Stunde untergehen, doch wir würden underground gut dreißig Minuten benötigen, um zu den Gewölben unterhalb des Klosters zu gelangen, das hatte ich bei einem Erkundungsgang am frühen Nachmittag herausgefunden. Wir würden also in etwa zu dem Zeitpunkt dort eintreffen, an dem sich die Delegation des Ordens zum Kaufhaus aufmachen würde, um die Ware abzuholen.
Wir stiegen die Rolltreppe zum Bahnsteig hinunter, verließen die U-Bahnschienen jedoch ziemlich bald durch einen schmalen Seitengang, dem wir eine ganze Weile folgten. Ich ging voran, in einer Hand meine Taschenlampe, in der anderen die Karte, auf die ich dann und wann zur Sicherheit einen Blick warf. Die Arkadier
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