Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
beeindruckende Frau kennengelernt, die es irgendwie schaffen muss, einen Haufen Kinder über den Winter zu bringen. Mit der Ware, die sich in diesem Keller befindet, hätte sie bestimmt zwei Jahre lang keine Sorgen mehr. Und wir wollen die Sachen einfach an diese Verbrecher verschenken? Kommt doch überhaupt nicht in Frage!“, rief ich hitzig und schlug mit der flachen Hand so heftig auf den Tisch, dass die Teetassen in die Luft sprangen. „Wir wissen nicht, was sie mit Verne gemacht haben, aber wenn er noch lebt, dann holen wir ihn raus.“
„Das ist vollkommen utopisch. Wir wissen doch nicht mal, wo er sich befindet“, gab Munin zurück.
„In ihrem Hauptquartier.“
„Uns ist aber nicht bekannt, wo das ist. Nur Verne weiß es.“
„Das stimmt nicht ganz“, schaltete sich Nia ein und wand sich unter unseren überraschten Blicken.
„Er hat es dir gesagt?“ Will wirkte ein bisschen beleidigt.
„Nicht ganz“, wiederholte sie.
Chiara fuhr sie ungeduldig an: „Jetzt sag schon!“
„Ich bin ihm mal nachgegangen.“
„Du hast ihn verfolgt?“
„In meiner Anfangszeit hier. Mir war die Angelegenheit suspekt und ich wollte nicht in irgendeine komische Sache reingezogen werden“, verteidigte sie sich und zuckte mit den Schultern. „Hat wohl nicht funktioniert.“ Sie zeigte auf eine Karte an einer der Magnettafeln. „Sie sind hier. Dort ist die Sotær-Kirche, daneben befindet sich eine alte Villa. Da ist ihr Stützpunkt.“
Gute, misstrauische Nia. „Perfekt“, sagte ich. „Wenn wir die Operation morgen zum Sonnenuntergang durchführen, wird ein Teil von ihnen unterwegs sein, um die Ware von hier abzuholen.“
Alle sahen mich zweifelnd an, vor allem Ces, in dessen sorgenvollem Blick ich eindeutig lesen konnte: Warum? Kannst du nicht einmal den Ball flach halten? Einmal nicht für Durcheinander sorgen?
„Was ist? Habt ihr denn kein Gefühl für Gerechtigkeit? Die haben Verne in ihrer Gewalt! Und diese haltlosen Forderungen! Wollen wir uns das ewig gefallen lassen?“
„Ell hat recht“, sagte Will entschlossen.
„Sicher hat sie recht“, gab Munin unbeeindruckt zurück. „Aber sind ihr auch die Konsequenzen klar?“
„Sie mag es nicht, wenn man in der dritten Person von ihr spricht!“, warf ich verärgert ein.
„Ell, selbst für den Fall, dass wir es schaffen, Verne da rauszuholen – wenn wir uns weigern, den Forderungen des Ordens nachzukommen, müssen wir von hier weg und uns in alle Winde zerstreuen, wenn wir die Chance haben wollen zu überleben“, erklärte Nia. „Deine Suche hier kannst du dann knicken.“
„Ich gehe keinesfalls von hier weg.“ Chiara verschränkte die Arme.
„Wenn wir ihnen alles geben, was wir haben, werden wir das Kaufhaus auch verlassen müssen“, erwiderte ich. „In der Stadt kriegen wir nicht genug zu essen. Nein, wenn wir das durchziehen, müssen wir ihnen auch klarmachen – und das mit einigem Nachdruck –, dass wir kein Interesse mehr an ihrer sogenannten Geschäftsbeziehung haben.“
Ces widersprach mir: „Diese Typen sind zu gefährlich. Hast du ihre Drohung vergessen? Die kleine Mitteilung, die sie dir zusammen mit dem Ginkgoblatt haben zukommen lassen?“
„Nein, natürlich nicht. Und deswegen müssen wir auch etwas tun, anstatt uns zu verkriechen. Ich bin nämlich nicht scharf drauf, nochmal eine solche Nachricht zu bekommen.“
Will stellte sich neben mich. „Und wenn wir uns jetzt nicht wehren und das Problem an der Wurzel packen, dann war's das mit den Arkadiern. Ich sehe nicht ein, warum wir zulassen sollen, dass sie alles zerstören. Die Geschäfte laufen gut, wir haben uns einen Namen gemacht und kommen inzwischen gut zurecht. Wollt ihr das alles aufgeben? Ich nicht.“
„Ich auch nicht“, sagte Nia mit fester Stimme und in Cesares Blick las ich Nicht auch noch du!
„Ihr habt ja recht, aber die Diskussion ist sinnlos. Auch wenn wir wissen, wo das Hauptquartier des Ordens ist – es ist mit Sicherheit gut bewacht. Und wir sind nur ein paar Leute.“ Munin machte eine hilflose Geste. „Wir kommen da nicht rein. Vergesst es. Das ist unmöglich.“
„Ist es nicht. Wir brauchen nur einen guten Plan“, beharrte ich. Wills Äußerung hatte mich auf eine Idee gebracht. „Wir werden sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Gibt es noch irgendwo einen Plan, auf dem die städtische Kanalisation verzeichnet ist?“
Die alte Fabrikhalle befand sich in einem ehemaligen Industriegebiet am südlichen Stadtrand. Der fast volle
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