Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
und Munins Aussage offenbar für glaubwürdig erachtete. Die versteinerte Fassade zerfiel und seine Fassungslosigkeit erfüllte mich mit wachsendem Triumph.
„Schweißausbrüche, Taubheit in den Extremitäten, Schläfrigkeit.“ Munin legte den Pfeil auf einem zierlichen Bestelltischen ab, um seine ganze Aufmerksamkeit anschließend Llandre zuzuwenden. „Und schließlich die Krämpfe.“ Er schnitt eine mitleidige Grimasse und zog beiläufig das Fläschchen mit dem Narkotikum aus der Tasche. „Unangenehm.“
„Er ist nicht hier“, beeilte sich der Ordensmann zu sagen und streckte die Arme nach dem Fläschchen aus.
Anscheinend sagte er die Wahrheit, denn Munin ging auf seine Aussage ein, während er ihn aus immer noch wachsamen Augen musterte. „Wo ist er dann?“
„Er hat es heute gegen Mittag vorgezogen, seinen Aufenthalt hier zu beenden.“ Für einen Augenblick trat wieder Llandres verschlagene Miene hervor.
„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, fragte ich drohend.
„Wir haben ihn natürlich gehen lassen. Er schien begriffen zu haben, dass es sinnlos ist, einen erneuten Aufschub zu erbitten.“
Eine dunkle Welle von Zweifel durchlief mich und spülte die gefährliche Ruhe weg. Meine Stimme zitterte leicht, als ich erwiderte: „Er ist aber nicht bei uns angekommen.“ Flehend sah ich zu Munin, in der Hoffnung, dass Llandre log, aber er erwiderte meinen Blick nur mit einem bedauernden Kopfschütteln.
„Das ist die Wahrheit! Jetzt gebt mir das Gegengift! Schnell!“, drängte Llandre keuchend, doch Will hielt ihn weiterhin fest.
„In welche Richtung ist er gegangen?“
„Hinaus. Durch das Tor. Keine Ahnung. Gegengift!!!“
„Eines noch.“ Nia gebot Munin Einhalt, der das Fläschchen mit dem Betäubungsmittel schon aufschrauben wollte. „Der Orden wird in Zukunft keinerlei Forderungen mehr an die Arkadier stellen, ist das klar? Wir bleiben im Kaufhaus, aber wir sind dir und deinen Gefolgsleuten nichts schuldig. Nie wieder.“
Llandre nickte hastig und seine Finger krümmten sich gierig in Richtung des angeblichen Heilmittels. „Nie wieder. Unsere Geschäftsbeziehungen sind hiermit beendet.“
„Dann sei so gut und bezeuge diesen Sachverhalt mit deiner Unterschrift.“ Nia hielt ihm zwei Papiere vor die Nase und drückte ihm einen Stift in die ausgestreckte Hand. „Zweifache Ausfertigung. Eins für dich, eins für uns.“ Will schob ihn grob zu dem immensen Schreibtisch hinüber, der auf der linken Seite des Kamins im Raum stand. Schweigend sahen wir Llandre zu, wie er seinen Namen dort weit weniger akkurat unter die Dokumente setzte, als es bei seinem Drohbrief der Fall gewesen war.
„Wenn du oder deinesgleichen die Wege der Arkadier jemals wieder kreuzen, gnade dir die Göttin … der Gott oder an was auch immer du glauben oder nicht glauben magst. Wir werden es nicht tun“, fuhr ich fort, während Nia mit einer zufriedenen Miene eines der Dokumente faltete und in der Innentasche ihrer Lederjacke verstaute.
Will ließ ihn los. Llandre machte einen Satz auf Munin zu, riss ihm das Fläschchen aus der Hand und schraubte eilig den Deckel ab. Doch bevor er es hinunterstürzte, bemerkte er unsere erwartungsvollen Blicke. Er stutzte und verengte voll Misstrauen seine Augen. Öffnete und schloss seine Faust, prüfte die Anzeichen einer möglichen Vergiftung erneut und kam zu dem Entschluss, dass er reingelegt worden war.
Dann geschah alles ganz schnell. Mit einem wütenden Aufschrei schleuderte er das Narkotikum von sich, zog gleichzeitig mit der anderen Hand einen Dolch aus seiner Kutte und stürzte auf Munin zu. Ehe einer von uns reagieren konnte, ertönte ein blechern tönender Schlag, Llandre verdrehte die Augen und sackte zu Boden. Hinter ihm stand Chiara, Entsetzen im Gesicht und einen immensen Bronzepokal in den Händen, der eben noch den Kaminsims geziert hatte.
Die Zeit schien stehen zu bleiben. Wir starrten auf Llandres leblosen Körper, seine leeren, weit geöffneten Augen, Blut, das aus einer Wunde in seinem kahlem Schädel strömte und im feingeknüpften Orientteppich versickerte – dann wurde die Tür so schwungvoll aufgestoßen, dass ihr Griff mit einem Knall gegen die Wand schlug, und einige mit Säbeln bewaffnete Ordensleute stürmten in den Raum.
Verdammt. Der Plan konnte so gut sein, wie er wollte, irgendetwas ging immer schief. Abgesehen davon, dass wir es mit zu vielen Gegnern zu tun hatten und ich die Arkadier nicht unnötig in Gefahr bringen wollte, hatten wir
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