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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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das grenzenlose Freiheitsgefühl in mir heraufzubeschwören, doch ich schaffte es nicht. Die Welt und ihre Möglichkeiten zerdrückten mich.
    Ich war einsam.
    Ich war heimatlos.
    Ich war verloren.
    Ich … dachte ich. Was bin ich? Die Grenzen meiner selbst begannen zu verschwimmen, langsam auszubluten in das, was mich umgab, aber auf eine andere Art, als ich es in der Natur erlebt hatte. Ich verlor mich.
    Bin ich eine Mörderin?
    Bin ich eine Amazone?
    Ich bin ich, sagte Polly in meinem Kopf.
    „Ich bin Ell“, sagte ich leise.
    Ell! hörte ich Pollys Stimme und einen Moment lang dachte ich wirklich, sie stünde hinter mir, doch es war nur ein Echo von früher.
    Ell! rief mich Victoria und lachte.
    Ell! sagte Corazon. Sie klang ein bisschen entrüstet, wie an dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass ich mich als Yashta melden wollte.
    Kleine Amazone. Dantes amüsierte Stimme.
    Aella! donnerte Atalante.
    Aella, sagte meine Mutter sanft.
    Sie kannten mich und riefen mich, also musste ich doch irgendwer sein?
    Ell. sagte Artemis.
    Ell! rief Ces.
    Ell? fragte Will.
    „Ell“, sagte Louis.
    Ich fuhr herum.
    Er stand nur einen Meter von mir entfernt, das Pferd, das nicht Boreas war, am Zügel, in der anderen Hand eine Taschenlampe. Forschend sah er mich an. „Wolltest du nicht zu deinen Leuten zurück?“
    Mein Herz schrie nach einer Berührung, aber ich wagte nicht, die Hand nach Louis auszustrecken, weil ich Angst hatte, dass er sich wie die Stimmen in meinem Kopf in Luft auflösen könnte – oder noch schlimmer, dass er mich zurückweisen würde. Da ich meiner Stimme nicht traute, schüttelte ich den Kopf.
    „Ell, du musst weg von hier! Die Kaiman sind nicht die einzige Gang, die sich in der Gegend herumtreibt, und wenn dich die Leute vom Aufräumtrupp hier finden, werden sie wieder Fragen stellen“, sagte er drängend.
    Ich reagierte nicht. Was hätte ich auch sagen sollen? Vatwaka machten mir keine Angst mehr und der Aufräumtrupp war mir egal. Das Einzige, was sich anfühlte, als wäre es von Belang, war die Tatsache, dass Louis hier war – und auch das war, wie ich in meinem tiefsten Innersten wusste, in Wirklichkeit sinnlos geworden. Dennoch starrte ich wie hypnotisiert ins Dunkel seiner Augen, die mich endlich wirklich wahrzunehmen schienen, wenn ihr Ausdruck auch zunehmend ungeduldiger wurde.
    Da von mir nichts kam, hängte er kurzerhand die Taschenlampe am Gürtel ein, nahm mich an die Hand und führte mich und die Pferde eilig die Straße entlang. Das vertraute Summen, das ich so vermisst hatte, strömte an der Innenseite meines Arms entlang, doch ich stoppte es unter Aufbietung all meiner Kräfte, bevor es mein Herz erreichen konnte. Ich durfte nicht zulassen, dass es zerbrach.
    Lieber lege ich es auf Eis, dachte ich, aber es gelang mir nicht; ich war zu aufgewühlt. Dennoch … wandte ich den Kopf. Ich hatte so lange gesucht, soviel riskiert – ich musste jeden Moment seiner Gegenwart nutzen, auch wenn sie nichts bedeutete. Louis' dunkles Profil wurde nur durch das schwankende Licht der Taschenlampe erhellt, das die unebenen Pflastersteine reflektierten. Er ignorierte meinen Blick, sah nur geradeaus, düster, aber entschlossen.
    Wir erreichten Bahnschienen und er ließ meine Hand los, um nach Süden zu zeigen. „Wenn du den Schienen in dieser Richtung folgst, kommst du zurück zu eurer Fabrikhalle.“
    Mein Herz tat weh. Ich wollte nicht weggeschickt werden, also blieb ich dort stehen, wo ich war, obwohl ich vor Kälte zitterte.
    „Ich kann dich auch hinbringen, wenn dir der Weg hier zu dunkel ist.“
    Wieso war er überhaupt zurückgekommen, wenn er es so verdammt eilig hatte, mich wieder loszuwerden? Sein distanziertes Gesicht verschwamm vor meinen Augen. In Nullkommanichts hatten meine Tränen die kritische Masse erreicht und eine von ihnen kullerte mir übers Gesicht.
    „Oh, Ell …“, hörte ich ihn sagen und ehe ich mich versah, nahm er mich in die Arme und hielt mich so fest an sich gedrückt, dass mir fast die Luft wegblieb. Jetzt konnte ich nicht mehr verhindern, dass das Summen auch mein Herz ergriff und kleine verwirrte Funken aus Glück von dort aus meinen Körper durchströmten, obwohl ich immer noch gegen die neue Tränenflut ankämpfte. Ich klammerte mich an ihn, atmete seinen Duft ein, Sommer und Freiheit und Zuhause, und plötzlich wusste ich es wieder. Mein verschwommenes Ich schnurrte ruckartig wieder in seine vorgesehene, klar abgegrenzte Ell-Form zurück.
    Ich bin ich. Und ich

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