Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Unterschied nur daran, dass das eine bunt war und das andere schwarz und, nachdem die Halluzinationen eingesetzt hatten, nicht einmal mehr das. Wahrscheinlich war ihnen die Show zu langweilig geworden und sie hatten mir irgendwas in mein Wasser gemischt. Manchmal war Polly da und sprach mit mir oder gab mir einen ihrer Kopfhörer, damit wir zusammen Musik auf dem GemPlayer hören konnten, ab und zu erschien auch meine Mutter. Einmal kam sogar Artemis zu Besuch und Chiara wuselte mit Schaufel und Kehrblech vor ihren Füßen herum, damit die Göttin nur sauberen Boden betreten musste. Ah, wie wir lachten.
Als Tattoo schädel, Lederjacke und Vokuhila auftauchten und boshaft grinsend auf mich zukamen, schrak ich zuerst zusammen und verkroch mich in eine meiner Ecken. Ich hatte Angst. Ich hatte kein Schwert. Ich hatte keine Chance. Doch plötzlich erlebte ich einen meiner wenigen, klaren Momente dort unten.
„Ihr könnt nicht hier sein“, schloss ich, von meiner Erkenntnis selbst ein bisschen überrascht. „Ihr seid tot.“ Mit jedem Wort wurde meine Stimme nun fester, bis ich fast schrie. „Ich habe euch getötet. Und ihr habt es verdient. Verpisst euch!“
„Dreck“, fluchte Tattooschädel noch, dann lösten er und seine Kumpanen sich in Luft auf.
Und eines … Tages? erwachte ich und sah Louis an der Wand lehnen. Die Erleichterung darüber nahm mir den Atem. Ich versuchte, aufzustehen und zu ihm zu laufen, aber meine Beine waren wie gelähmt.
„Wie bist du hier reingekommen?“, rief ich und streckte die Arme nach ihm aus, aber er blieb, wo er war, und musterte mich nur kühl. Irgendwas stimmte nicht.
„Louis, wir müssen hier raus! Hilf mir!“, drängte ich.
„Warum sollte ich das tun? Du weißt, dass ich Celeste liebe und du machst immer nur Ärger und bringst alles durcheinander. Hier kannst du zumindest keinen Schaden anrichten.“
„Aber … ich sterbe hier drin“, sagte ich, fassungslos über seine Grausamkeit.
„Du bist selbst schuld. Sie hatten dich gewarnt. Du hättest einfach bei mir bleiben sollen. Wir hätten uns einen netten Abend gemacht und danach wärst du zurück zu deiner Amazonenmutti oder meinetwegen deinem Neristafreund gegangen und alles wäre bestens gewesen.“
„Du bist nur gekommen, um mir das zu sagen?“ Tränen liefen mir übers Gesicht, seltsamerweise konnte ich Louis dennoch genau erkennen.
Für einen Moment wirkte er verwirrt. „Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, was ich hier soll. Aber fühlst du nicht an meinen Liedern, dass ich eins und doppelt bin?“
Celeste, die ich zuvor gar nicht bemerkt hatte, bedachte mich mit einem mitleidigen Blick, hängte sich an Louis’ Arm ein und zog ihn in Richtung der Wasserklappe.
„Naja, ich muss dann mal wieder. Hier ist es mir zu kalt und zu dunkel.“
„Nein!!!“ Ich konnte nicht mehr zusammenhängend denken, aber ich wusste, dass es elementar wichtig war, dass er nicht ohne mich von hier wegging. Unter Aufbietung all meiner Kräfte zwang ich Bewegung in meine protestierenden Muskeln und kroch auf ihn zu.
„Ell, lass es. Und falls du es doch irgendwie nach draußen schaffen solltest … Halt dich einfach raus aus meinem Leben, okay?“
Ich kannte den Satz. Aus seinem Mund. Nichts war okay. Ich krabbelte weiter bis ich gegen eine Mauer stieß, sah auf und – Louis und Celeste waren verschwunden. Weinend brach ich zusammen und beruhigte mich erst wieder, als mein Verstand langsam aus der Versenkung hervorkam.
Hör auf damit, sagte er. Heulen bringt nichts und du dehydrierst dabei.
Ein paar Mal tauchte Louis noch auf, aber so schwer es mir auch fiel, ich ignorierte ihn. Dann flehte er mich an, mit mir zu reden oder wurde wütend. Ich starrte nur an ihm vorbei in die Finsternis, bis er endlich wieder ging.
Wenn mich die Gestalten aus meiner Vergangenheit in Frieden ließen und mir langweilig wurde, lief ich stupide in meinem Steinkäfig auf und ab, auch wenn ich spürte, dass mich das zusätzlich schwächte.
Wenn ein Baum im Wald umfällt und keiner ist da, der es hören kann, macht er dann ein Geräusch dabei?
Wenn ich nicht sehe, wo oben und wo unten ist, kann ich dann auch an der Decke laufen?
Nein, das funktionierte nicht. Da musste ich erst auf die nächste drogenverseuchte Wasserration warten.
Auf und ab, acht Schritte in die eine Richtung und acht Schritte–
Es waren mal zehn.
Sicher?
Todsicher.
Du machst nur größere Schritte.
Sicher nicht. Eher kleinere. Kann die Füße kaum noch
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