Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Maria Hilf Krankenhaus. Der Angriff.
Aber warum? Zu rauben gab es nichts, ich hatte ja nichts dabei. Wollte mich wieder jemand verkaufen? Informationen aus mir herausbekommen? Wo war ich genau?
Ich rappelte mich auf, hielt mich dabei an der Wand fest, weil mein Gleichgewichtssinn offenbar immer noch in der Kurve lag. Mein Herz hämmerte vor Anstrengung, als ich mich an der feuchten Mauer entlang schleppte. Ich stieß auf eine Ecke … nach zehn Schritten auf eine weitere … und noch eine und noch eine. Wenn ich mich nicht in einem fünf- oder mehreckigen Raum befand, bedeutete das wohl, dass ich eingemauert war.
Quatsch , sagte mein Verstand. Noch eine Runde.
Diesmal tastete ich etwa einen halben Meter tiefer, doch ich fand nur große, grobe Steinblöcke, keine Tür, keine Angel, keinen Griff. Eisige Angst glitt meine Wirbelsäule hinauf. Die nächste Runde brachte ich hastiger hinter mich, obwohl mir der kalte Schweiß schon auf der Stirn stand. Ich suchte immer hektischer weiter, so lange, bis ich nicht mehr wusste, bei welcher Wand ich angefangen hatte.
Ruhig, sagte mein Verstand. Wer auch immer dich hierher gebracht hat, hat einen Grund dafür. Warum sollten sie dich entführen, wenn sie dich dann hier sterben lassen? Das wäre doch vollkommen sinnlos. Leichen hat es doch oben genug. Im Augenblick kannst du nichts tun, also entspann dich und versuch, zu Kräften zu kommen. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit haust du ab.
Frustriert kauerte ich mich auf den Boden und schlang die Arme um die Knie. Ich konnte es nur auf das Chloroform schieben oder mit was auch immer man mich ruhiggestellt hatte, dass ich trotz meiner unbequemen Position und der Furcht, die auch mein Verstand nicht wegdiskutieren konnte, fast augenblicklich einschlief.
Mit rasendem Puls schreckte ich auf. Nach wie vor umhüllte mich undurchdringliche Dunkelheit und es war totenstill. Ich wusste nicht, was mich geweckt hatte, vielleicht die Kälte, vielleicht nur mein Gehirn, das beim Versuch gescheitert war, das Geschehene in handlichen Traumpaketen zu verarbeiten – und so fühlte es sich auch an.
Beweg dich, wenn du nicht erfrieren willst, ordnete mein Verstand an.
Mit Mühe kam ich auf die Beine, doch sobald ich stand, fuhr aus dem Nichts eine kalte Hand an meine Kehle und drückte zu. Mein Herz setzte vor Schreck ein paar Schläge aus, dann begann es so heftig zu trommeln, dass ich dachte, es würde zerspringen. Mit einem erstickten Schrei versuchte ich, mich zu befreien, und boxte und kickte nach Leibeskräften, aber meine Arme und Beine gehorchten mir nicht, sondern zappelten nur unkoordiniert in der Gegend herum.
„Wir haben dir mitgeteilt, dass du hier nichts zu suchen hast.“ Eine bekannte, hasserfüllte Stimme, die meinen Körper mit Kälte und Ekel überzog.
Schattenorden.
Chiaras Schlag mit dem Pokal war nicht letal gewesen. Der Orden hatte die Stadt nicht verlassen – nur ihre Oberfläche. Arich Llandre war bei bester Gesundheit und drauf und dran, meine nachhaltig zu zerstören … wenn ich nicht endlich etwas dagegen unternahm. Ich konzentrierte mich auf mein rechtes Bein. Nur darauf. Egal, dass ich nicht atmen konnte, egal, dass ich für Louis womöglich nur eine unbedeutende Affäre war – was zählte, war mein rechtes Bein und die Stärke, die ich nun in seinen Muskeln anherbeschwor.
„Unsere Nachricht war doch recht deutlich, findest du nicht? Was hast du daran nicht verstanden?“
Ich musste handeln, bevor ich das Bewusstsein verlor. Doch in dem Moment, in dem ich meinem Bein den Impuls gab, nach vorne zu schnellen, ließ Llandre mich los und ich begriff, dass mein Kraftsammeln reine Utopie gewesen war, denn ich klappte einfach zusammen. Mein Kopf schlug hart auf dem Boden auf, jagte weiße Blitze durchs Dunkel vor meinen Augen, während ich nach Luft rang.
Llandres Stimme pulsierte in meinen Ohren. „Ich bin kein Unmensch. Für deine Einfalt, trotz unserer Warnung hier einzudringen, wäre ein schneller Tod vollkommen angebracht –“
– wieder hievte ich mich auf, versuchte auf allen Vieren an ihm vorbeizukommen und einen Ausgang zu finden, aber er beförderte mich mit einem mühelosen Fußtritt gegen die Schulter wieder zurück an die Wand. Diesmal blieb ich liegen. Zu viel Schmerz –
„– wäre da nicht die Tatsache, dass du die Arkadier gegen uns aufgehetzt und uns um unseren Anteil gebracht hast, in unser Anwesen eingebrochen bist und das Leben wertvoller Mitglieder des Ordens bedroht
Weitere Kostenlose Bücher