Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
widersprach Peleo.
„Doch. Leonore hat noch ein drittes Kind bekommen.“
Ein schmerzlicher Ausdruck trat in Peleos Augen. „Ja, ein kleines Mädchen, das leider nicht überlebt hat.“
„Im Gegenteil. Ein kleiner Junge, der nicht überlebt hätte, wenn sich nicht ein Arbeiter von Themiskyra seiner angenommen hätte, nachdem Leonore ihn in der Wildnis ausgesetzt hatte“, sprudelte ich heraus.
Wieder ertönten erstaunte Ausrufe und lautstarke Paraphrasierungen für den Urgroßvater, bis Peleo sich erneut Gehör verschaffte. „Warum hätte sie das tun sollen?“
„Das ist wohl offensichtlich“, ließ sich die tiefe Stimme von Großvater Ezio vernehmen. „Es war ihre letzte Chance auf eine Tochter. Zwei Söhne hatte sie schon. Der dritte besiegelte ihr Schicksal. Und so glaubte sie, das des kleinen Jungen besiegeln zu müssen.“
„Nein, das hätte sie nicht gemacht.“ Peleo schüttelte den Kopf. Theresa hob die Hand und drückte seine.
„Hat sie aber“, rief Ces unbarmherzig und sprang auf. „Sie hat ihn einfach zum Sterben zurückgelassen, das herzlose Weib.“ Seine Wut tat mir gut. Ich spürte, dass er auf meiner Seite war.
„Dann handelt es sich um eine Verwechslung“, beharrte Peleo. „Außerdem hat sie sich nicht mehr als Yashta zur Verfügung gestellt. Das hätte sie doch getan, wenn sie noch ein Mädchen gewollt hätte.“
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Ich wandte mich ihm ganz zu. „Es ist keine Verwechslung. Das Geburtsdatum passt. Und Leonore meldete sich nicht mehr als Yashta, weil sie mit den Folgen ihrer Tat nicht zurechtkam und sich selbst richtete. Genau ein Jahr nach der Geburt ihres letzten Kindes.“ Ich gab ihm einen Augenblick Zeit, das Gehörte zu verarbeiten. Mein Blick wanderte zu Cesare hinüber, bevor ich den Kopf drehte und in Gios Augen sah – wohl zu intensiv, denn Lilja klammerte sich wieder nachdrücklich an ihrem Verlobten fest. „Außerdem besteht aufgrund der Familienähnlichkeit keinerlei Zweifel daran, dass Louis Ihr Sohn ist, Peleo.“
Der Vater ging langsam zu seinem Platz zurück und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Heißt er so? Louis?“
„Ja, das ist der Name, den Dante ihm gegeben hat, der alte Herr, der ihn aufgezogen hat.“
„Wie habt Ihr das alles herausbekommen?“, erkundigte sich Großvater Ezio skeptisch.
„Recherche, Kontakte zu den richtigen Leuten und eine große Portion Zufall.“
„Und warum?“, fragte Peleo. „Ich meine, warum hast du überhaupt recherchiert? Warum riskierst du deine Zukunft und deine Position für einen von uns?“
„Wäre es Ihnen lieber, ich hätte es nicht getan?“
Er sah mir in die Augen und ich glaube, er verstand. Nachdem er sich geräuspert und ausgiebig an der Augenbraue gekratzt hatte, antwortete er: „Nein, natürlich nicht. Ich bin dir dankbar dafür. Was auch immer das für uns heißen wird.“
„Ich werde dafür sorgen, dass meine Anwesenheit in Riparbaro keine Nachteile für Sie haben wird. Niemand weiß, dass ich hier bin und das wird auch so bleiben. Machen Sie sich keine Sorgen.“
„Was ist mit der anderen Yashta? Was hast du ihr erzählt?“, fragte Ces anklagend.
„Sie weiß, dass ich das Sommerhaus verlassen habe, aber nicht, wohin wir reiten wollten.“
Für ein paar Minuten herrschte Schweigen am Tisch. Dann ertönte die Stimme des Urgroßvaters: „Da sieht man, auf welch profunder Basis das Zusammenspiel zwischen den Clans und den Amazonen fußt. Sie verliebt sich, ohne es zu wissen, in den, der ihr ohnehin zugeteilt worden wäre.“
Kapitel 5
Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, und widmete mich hochkonzentriert der Fellpflege der Katze.
„Boah“, machte Sian, die genau wie die anderen am Tisch zu begreifen begann. Ich denke, sie hätte sich gut mit Polly verstanden.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich durchringen konnte vorsichtig zu fragen: „Wäre er mir denn zugeteilt worden?“
„Die Clans entsenden stets dem Alter der Yashta angemessene Partner. Insofern – ja. Die Söhne meiner anderen Söhne sind zum Teil ein ganzes Stück älter, ihre Enkelsöhne noch zu jung. Cesare ist Euch von den in Frage kommenden Männern altersmäßig am nächsten“, erklärte Ezio und klang mit einem Mal wesentlich freundlicher.
Ich schloss die Augen, fassungslos, dass eine einzige, lang zurückliegende Fehlentscheidung einer Amazone für so viel Leid sorgen konnte. Nicht speziell meines, nein, das von Louis, das seines Clans, das von Leonore
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