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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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eine Lehre daraus. Welche auch immer. Und lebst weiter. Wills Mutter hat den ersten Weg gewählt, er den zweiten. Und du, wie es aussieht, auch.“
     
    Zurück im Kaufhaus fand ich zu meiner Überraschung Ces im Bett des bunten Zimmers vor, das eigentlich für mich gedacht gewesen war. Er war wach und lächelte mir schwach entgegen.
    „Das ist mein Zimmer“, beschwerte ich mich, setzte mich aber auf die Bettkante.
    „Entschuldigung, ich habe es nicht weiter geschafft.“
    „Schon okay. Wir müssen uns ohnehin bald eine neue Unterkunft suchen, wenn du wieder fit bist. Wie geht es dir?“
    „Nur ein Kratzer.“
    „Und die Gehirnerschütterung?“
    „Dreht mich.“
    „Könnte auch der Schnaps sein. Verne war ziemlich sauer. Du musst dich entschuldigen.“
    „Natürlich. Ell?“
    „Hm?“
    „Es tut mir leid.“
    „Bei Verne. Nicht bei mir.“
    „Ich weiß. Aber ich wollte mich auch bei dir entschuldigen … wegen gestern. Ich kann das nicht so einfach abstellen, weißt du? Aber du hattest schon recht. Will ist echt in Ordnung.“
    Ich musste an das denken, was Munin mir über seine Vergangenheit erzählt hatte. „Ja, das ist er“, bestätigte ich, leicht verzögert.
    Es klopfte an der Wand. „Ich kann euch hören“, ertönte Wills Stimme. „Ich dachte, ich lasse dich das fairerweise wissen, falls du jetzt ins Schwärmen gerätst, Ell. Aber fahr nur fort.“
    „Trotzdem solltest du dich vor ihm in Acht nehmen“, sagte Ces deutlich lauter. „Seine Beweggründe sind, was dich betrifft, nicht uneingeschränkt uneigennützig. Aber im Vertrauen gesagt – er tut zwar wie ein großer Frauenheld, doch da ist nicht viel dahinter.“
    „Ganz anders als bei Ces. Da ist jede Menge dahinter, aber die Frau, die er will, lässt ihn trotzdem nicht ran. Irgendwas muss da doch faul sein“, schoss Will zurück.
    Ich schüttelte resigniert den Kopf und stand auf. „Ich sehe, ihr versteht euch blendend. Und nachdem ihr euch gegenseitig so nett unterhaltet, bin ich ja nicht mehr vonnöten. Will?“
    „Ja?“
    „Gibt es noch irgendwo Kartenmaterial im Haus? Vielleicht bei den Büchern und Zeitschriften?“
    „Nein, die Abteilung ist im Untergeschoss und war schon zu Heizzwecken geplündert worden, als Verne hier einzog. Aber im fünften Stock ist die Sportabteilung. Dort gibt es noch Rad- und Wanderkarten.“
     
    Wenn ich Louis in den verbleibenden vier Wochen noch finden wollte, sollte ich nichts dem Zufall überlassen. Ich brauchte eine Strategie. Also nahm ich mir einen der Stadtpläne vor und teilte ihn mit einem Kugelschreiber in verschiedene Sektionen. Anschließend nummerierte ich die Bereiche durch. Zuerst wollte ich an den Orten suchen, die mir wahrscheinlicher erschienen, wie beispielsweise an der Awin, bei den Grünflächen am Ufer und der Anlegestelle. Dann in den ehemaligen Wohngebieten und nahe den Enklaven, den wenigen, quasi hermetisch abgeriegelten Grundstücken der Superreichen, die sich nicht vom Verfall hatten vertreiben lassen und bis zuletzt an ihrer Stadt festhielten. Die gefährlichen Viertel und Bandengebiete wollte ich mir bis zum Schluss aufheben. Diese sollte ich ohnehin nicht ohne Verstärkung aufsuchen und solange Ces noch nicht wieder ganz gesund war, wollte ich ihm keine weiteren Konfrontationen mit Vatwaka zumuten.
    Obwohl er protestiert hatte, ritt ich alleine zur Awin. Er war weder in der Verfassung gewesen, mitzukommen, noch, mich aufzuhalten. Ich führte Hekate durch das unwegsame Gelände am Ufer entlang, während ich die Bewohner genau musterte. Bei denen, die mir einigermaßen gutartig erschienen, blieb ich stehen und fragte sie, ob sie jemanden gesehen hätten, auf den die Beschreibung von Louis zutraf. Eine ältere Frau machte mir Hoffnung, indem sie mich auf eine Gruppe von jungen Leuten etwas flussabwärts verwies, aber diese stellte sich nur als wilder Haufen verwahrloster Teenager heraus, die gerade dabei waren, einem Neuzugang nach Andrakor-Art ein Bandenabzeichen in den Arm zu tätowieren – ein feistes Einhorn, wie ich mit grimmiger Belustigung feststellte.
    Als ich gegen Abend erfolglos ins Kaufhaus zurückkehrte, hatte ich trotzdem das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Immerhin konnte ich einen Teil der ersten Sektion abhaken. Und das riesige Gebiet, in dem sich Louis potenziell aufhielt, war ein winziges bisschen kleiner geworden.
    Im Treppenhaus traf ich auf Chiara, die aus dem Keller kam und mich mit den Worten begrüßte: „Ah, da bist du ja. Ich habe deine

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