Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
sogar den Predigern. Kein Louis. Nirgends.
Zwei Gestalten, die sich plötzlich dem Planwagen näherten, rissen meine Gedanken wieder zu meiner eigentlichen Aufgabe zurück und ich baute mich mit verschränkten Armen vor der Ladefläche auf. Beide trugen schwarze Kutten, deren Kapuzen sie weit ins Gesicht gezogen hatten. Zuerst dachte ich, dass es Prediger waren, die ihr Glück bei mir versuchen wollten und wappnete mich innerlich schon, da sagte einer der grusligen Typen:
„Das ist Vernes Wagen.“ Er hatte eine unangenehme, bedrohliche Stimme und es irritierte mich, dass ich seine Augen im Schatten der Kapuze nicht erkennen konnte.
„Ja“, erwiderte ich misstrauisch.
„Gehörst du zu den Arkadiern?“
„Ja.“
„Sei so gut und ruf deinem Chef in Erinnerung, dass er uns noch etwas schuldet.“
„Wer seid ihr überhaupt?“, wollte ich wissen.
Sie ignorierten meine Frage. „Wenn er uns bis zum kommenden Vollmond die Ware nicht zukommen lässt, sind wir gezwungen, unsere Geschäftsbeziehung auf ein härteres Fundament zu stellen. Teil ihm das bitte mit.“
„Von wem?“, versuchte ich erneut, die Namen der beiden herauszufinden, aber da gingen sie schon gemessenen Schrittes weiter.
Mein Herz klopfte stärker, als meine innere Amazone wahrhaben wollte, aber irgendwie hatten die beiden eine Aura um sich, die mir die Haare im Nacken aufstellte. Dennoch blickte ich ihnen nach, sah, wie ihre dunklen Gestalten die Menge teilten, um dann darin zu verschwinden.
„Alles klar?“ Ich zuckte zusammen, als Munin auf einmal neben mir auftauchte.
„Ja. Klar“, beeilte ich mich zu versichern. „Da waren so komische Kapuzentypen, die Ware von Verne wollen. Sie haben nicht gesagt, wie sie heißen, aber sie klangen so, als meinten sie es ernst.“
Munins Kopf fuhr in die Richtung, in die ich die beiden zuvor verschwinden hatte sehen. Seine Anspannung verstärkte das Gefühl von Gefahr, das seit ihrem Auftauchen von meinem Inneren Besitz ergriffen hatte. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie hierher kommen würden. Nicht um diese Zeit.“
„Wer war das?“, drängte ich, aber er winkte ab.
„Später. Ich bleibe hier und warte auf die Leute, die den Ofen und die Metallprofile abholen wollen. Du kannst zu Chiara hineingehen, wenn du möchtest, und ihr ein bisschen helfen.“
Die Spätsommersonne wärmte meinen Rücken auf dem Weg zum ehemaligen Prachtbau und ich zwang mich, das mulmige Gefühl abzuschütteln, das mir in den Knochen saß. Es dauerte eine Weile, bis ich Chiara unter den unzähligen Händlern in der weiten Halle ausgemacht hatte. Sie stand zwar hinter einem mit Schnitzereien verzierten Tisch, doch war kein Tauschgut darauf ausgebreitet. Trotzdem hatten sich einige Interessenten davor versammelt.
„Ich hatte zehn Bögen Papier bestellt“, meldete sich gerade eine ältere Frau in einem viel zu weiten taubenblauen Parka zu Wort. „Von den kleinen.“
Chiara zog einen flachen Umschlag aus einer Kiste und übergab ihn der Kundin, dann wechselte ein Spankorb voller Äpfel den Besitzer. Chiara stellte ihn in eine andere Kiste, dann wandte sie sich dem Nächsten zu, einem grobschlächtigen jungen Mann mit ungepflegtem Bart.
„Fünf Flaschen Bier“, raunzte er.
Chiara sah ihn unbeeindruckt an. „Bestellt hattest du acht. Wenn du nur fünf möchtest, verändert das den Preis.“
„Ich habe nur das hier dabei.“ Er wuchtete einen Sack Kartoffeln aus einer Schubkarre auf den Tisch.
„Lass sehen“, verlangte Chiara und warf einen prüfenden Blick hinein. „Na gut. Aber überleg dir das nächste Mal genauer, was du willst. Wir müssen disponieren können.“
Er sah sie verständnislos an und zog kopfschüttelnd mit seinem Tauschgut ab.
„Wie merkst du dir das alles?“, fragte ich Chiara und bezog neben ihr Stellung.
„Verne hat uns doch heute Morgen die Liste gezeigt.“
„Ja schon, aber –“
„Ein Päckchen vom Grünen?“, unterbrach sie mich und lächelte das junge Paar an, das nun an der Reihe war.
„Genau. Und hier sind die Stoffe.“
Chiara besah sich die Säume, während der Mann sorgsam den Inhalt des kleinen Säckchens inspizierte und beschnupperte, das Chiara ihm übergeben hatte.
„Gewürze?“, fragte ich sie leise.
„So ähnlich. Marihuana.“
„Stoff gegen Stoff.“
„Er webt sie, sie bemalt sie“, erklärte mir Chiara mit gedämpfter Stimme. „Wahrscheinlich braucht sie ein erweitertes Bewusstsein, damit sie auf diese Muster kommt. Legst du sie zusammen
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