Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
kam es Rian vor, als würde die Luft zwischen ihr und Grog matter werden, doch im nächsten Augenblick war es vorbei. Sie zögerte, wandte sich aber achselzuckend um und stieg in den See.
Der raue Boden fiel steil ab, und bereits nach wenigen Schritten schwamm Rian hinaus. Auf halbem Weg zwischen dem Ufer und der Insel holte sie schließlich tief Luft und tauchte in das kristallklare Wasser.
Ein bunt schillernder Schwarm kleiner Fische zog unter ihr vorbei und ließ sich von ihrer Nähe nicht stören. Rian trieb an ihnen entlang weiter abwärts, direkt in eine Gruppe orangeroter Schleierfische, die sie mit ihren großen Augen zu beobachten schienen. Erst als ein dunkler Körper zwischen sie schoss, stoben sie auseinander. Auch dieser Fisch war nur unterarmlang, und sobald er Rian sah, machte er sich prompt davon.
Der Boden kam näher, und zwischen bunten Blättern, Ranken und Röhren entdeckte sie Krebse, Schnecken und weitere Fische, vielarmige kleine Meerestiere und Muscheln, die auf Steinen saßen und mit weit geöffneten Schalen auf Nahrung warteten. In dieser Tiefe herrschte eine spürbare Strömung, und Rian folgte ihr ein Stück. Als sie spürte, dass das Wasser stärker an ihr zu zerren begann, gab sie es auf und stieg wieder hoch. Dabei drehte sie sich langsam um sich selbst, und kurz bevor sie die Wasseroberfläche wieder durchbrach, sah sie die Blaue Koralle. Ohne zu zögern, holte sie erneut tief Luft und tauchte abermals.
Sie hatte nach Yacowies Bericht eine kleine Koralle erwartet – etwas, das sie mühsam würde suchen müssen. Umso verblüffter war sie, als sie auf einmal unübersehbar vor ihren Augen erschien. Sie sah einen riesigen Korallenstock, dessen Oberseite die Insel formte, auf der die Vögel nisteten. Nach außen hin trug die Koralle eine unauffällige braune Farbe, die niemals Rians Aufmerksamkeit angezogen hätte. Aus den vielen Löchern, die in das Innere des Stocks führten, drang das helle Blau, dessen Schimmern das ganze Wasser erfüllte, und wurde lediglich durch vorbeihuschende dunkle Formen gedämpft.
Rian schwamm direkt darauf zu, das Licht wurde mit jedem Zug intensiver. Es schillerte in feinen Fanghärchen über den lebenden Korallen und gab der ganzen Kolonie den Anschein, in einen bläulichen Schleier gehüllt zu sein. Je näher die Elfe kam, umso deutlicher spürte die Elfe das Prickeln der dem Stock innewohnenden Magie, und wenn das Leuchten sie noch nicht überzeugt hätte, wäre es dies gewesen.
Verschiedenste Fische stoben aus den schützenden Löchern und Einbuchtungen, als Rian schließlich vor dem Stock ankam. Zögernd streckte sie die Hand nach der lebenden Oberfläche aus, spürte die feinen tastenden Härchen auf ihrer Haut, fast wie zartes Streicheln.
Schütze das Leben,
summte es in ihrem Kopf.
Bewahre das Reich der Toten. Schütze das Leben
.
Irritiert löste die Elfe ihre Hand und musste gegen einige Härchen ankämpfen, die länger waren, als sie gewirkt oder an Länge gewonnen hatten. Sie machte einen kurzen Schwimmstoß weg von der Kolonie und tauchte wieder auf.
Schütze das Leben. Bewahre das Reich der Toten
.
Rian hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Doch sie wusste, dass sie das harte Skelett der Koralle benötigte und nicht die lebenden Wesen. Sie konnte also ebenso gut einen Teil des abgestorbenen Materials mitnehmen, das an der Oberfläche der Insel lag. Damit würde sie das Leben schützen.
Bewahre das Reich der Toten
.
Sie hatte nicht vor, die ganze Insel abzutragen. Ein kleiner Splitter, irgendwo am Rand abgebrochen, würde sicher nicht schaden.
Rian näherte sich dem Rand der Insel, bekam einen Teil des Riffs zu fassen und betrachtete es. Das Material war porös, und nach kurzer Suche hatte sie eine Stelle gefunden, an der sie glaubte, ein Stück herausbrechen zu können. Sie ergriff das Stück, hielt sich mit der anderen Hand am Hauptstock fest und drückte kräftig.
Einen Moment kam es ihr vor, als würde die Erde leicht zittern, doch als sie innehielt, war nichts zu spüren. Erneut krallte sie sich fest und zog mit all ihrem Gewicht an dem Korallenstück. Im nächsten Moment erklang etwas wie ein Seufzen, und das Stück brach ab. Wieder wartete Rian vorsichtig ab. Nichts geschah. Erst als sie sich vom Stock löste und zu schwimmen begann, flackerte plötzlich das Licht unter ihr, und ein lautes Stöhnen erfüllte die Höhle.
Die Elfe schwamm, so schnell sie konnte. Hinter ihr stoben die Vögel auf, kreischend und
Weitere Kostenlose Bücher