Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
zu Wort kommen. Mit einem beherzten Griff packte er den Kobold an einem seiner haarigen Arme, zog ihn endgültig aus dem Sack und setzte ihn kurzerhand auf einem Tisch ab, um den allerlei finster dreinblickende Gesellen standen.
»Grog! Grog, Hilfe!«, piepste es dumpf aus einem zweiten Sack, der sich auf dem Boden im Kreis kugelte.
»Meine Güte, er wird doch nicht ersticken!« Der Spitzbärtige ließ den Grogoch los und machte sich daran, auch den schreienden Pixie zu befreien. Er griff in den Sack, um Pirx herauszuziehen, zog die Hand jedoch einen Augenblick später wieder fluchend heraus. »Bei Ägirs Töchtern, verdammt; er hat mich gebissen!«
Wie eine rot bemützte Kanonenkugel schoss Pirx aus dem Sack, sauste in Schlangenlinien um die Beine der dunklen Gestalten durchs Zimmer und schimpfte in allen Sprachen, die er beherrschte. »Lasst meinen Freund frei, oder ich mach aus euch Fischfutter!«, rief er wütend. »Grog? Grogochchen, bis du da?«
»Hier oben«, gab der Kobold zurück, mühte sich auf seine kurzen, dicken Beine und wackelte zum Rand des Tisches, von wo aus er zu seinem Freund hinabwinken konnte.
»Na, das nenn ich mal einen Wirbelwind«, sagte der schwarzhaarige Elf und klatschte begeistert in die Hände.
Aber so schnell ließ sich der Pixie keinen Honig ums Maul schmieren. Mit zuckender Nasenspitze beäugte er den Elfen, bevor er sich flugs an einem Tischbein hinaufhangelte und hinter dem Rücken des Grogochs versteckte.
»Ich denke, ich sollte mich erst einmal vorstellen, bevor wir dieses unsägliche Missverständnis aus der Welt schaffen«, plauderte der Elf fröhlich weiter und zupfte sich das Kinnbärtchen. »Ich bin Arun, Korsar der Sieben Stürme, weltgrößter Pirat und hübschester noch dazu!« Wie ein formvollendeter Edelmann wedelte er mit einem imaginären Hut, verbeugte sich und blickte dabei zu den beiden auf. »Und mit wem habe ich das haarig stachelige Vergnügen?«
Der alte Kobold nickte dem Piraten zu, strich sich über sein zottiges Haarkleid und antwortete: »Mich kannst du Grog nennen, und mein Freund heißt Pirx. Wir kommen aus Earrach und sind von König Fanmór ausgeschickt, um auf …« Er stockte und rieb sich seine dicke Knollennase. »… um auf seine Tochter aufzupassen«, endete er dann.
»Die euch ganz offenbar vor einiger Zeit abhandengekommen ist, nicht wahr?« Der Pirat verzog scheinbar mitleidig das Gesicht, während die umstehenden Kerle hämisch grinsten. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass der böse, böse Piratenkapitän Suradet sich eine edle Elfe aus fernen Landen geschnappt hat und auf und davon gesegelt ist.«
»Von bösen Piraten entführt?«, piepste Pirx hinter dem Grogoch. Er schob sein spitzes Näschen unter Grogs Arm hindurch, um Arun genauer zu mustern. »Mhmm, sagt das ein Pirat über den anderen?«
»Aber ich bitte euch, verehrte Elfen aus Earrach!« Der Elf schüttelte missbilligend den Kopf. »Ihr wollt mich doch nicht etwa mit diesem Schurken auf eine Stufe stellen! Suradet ist ein fürchterlicher Pirat! Wirklich ganz schrecklich. Mein Erzfeind, könnte man wohl sagen. Ich hasse ihn so sehr, dass mir jede Gelegenheit recht ist, ihm eins auszuwischen. Nachdem ich durch den Piratenäther vernommen hatte, dass ihr auf der Jagd nach ihm seid, musste ich euch einfach meine Hilfe anbieten.«
»Und deshalb überfällst du uns und steckst uns in Säcke?«, zeterte Pirx, leckte sich über die Finger und strich ein paar Stacheln unter der roten Mütze gerade.
»Ein außerordentliches Versehen, glaubt mir«, beteuerte der Pirat ein weiteres Mal. »Also, was sagt ihr? Sind wir im Geschäft? Ihr erzählt mir, warum Suradet so scharf auf eure Freundin ist, und ich helfe euch, sie aus seinen Klauen zu befreien.«
Grog runzelte die Stirn und blickte unter seinem Arm hindurch zu seinem kleinen Begleiter. Als der Pixie heftig den Kopf schüttelte, brummte er: »Haben wir eine Wahl?«
»Habt ihr nicht«, bestätigte Arun. »Ich bin die einzige und auch die beste Wahl. Denn ich allein kann es mit diesem verflixten Schurken aufnehmen. Also? Hand drauf!« Damit räusperte er sich theatralisch, spuckte in seine Handfläche und hielt Grog seine feucht glänzende Pranke hin.
Der Kobold rümpfte die Nase, leckte sich aber langsam über seine eigene Hand und schlug in den Handel ein.
Dann erzählten die beiden Kobolde ihre Geschichte. Dass sie mit Rhiannon, der Tochter des Herrschers der Sidhe Crain, ausgezogen waren, um den Quell der Unsterblichkeit zu
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