Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
man einmal ein, und schon ist diese tückische Elfe verschwunden!« Schnickschnack kam mit wütend blitzenden Augen auf Rian zugeflattert.
Diese war ausnahmsweise geradezu dankbar dafür, dass der kleine zerrupfte Papagei sie aus den trüben Gedanken riss. »Ich habe nur nach der Insel Ausschau gehalten, von der mir Alriego erzählt hat. Die, auf der es so viele Wasserfälle gibt und die Pärchen um den Göttersegen bitten, wenn sie den Wunsch nach einer eigenen Familie haben.«
Schnickschnack öffnete den Schnabel und wollte gerade zu einer weiteren Schimpftirade ansetzen, da wurde er jäh unterbrochen.
»Die Tengi kommen zurück!«, schrie der Adlerköpfige vom Ausguck aus und deutete auf zwei kleine Punkte, die sich am Himmel näherten.
Rian war gespannt, wer die Tengi sein mochten. Diese selbst für Elfen verwunschene Welt war ihr völlig fremd. So musste es vor langer Zeit einmal gewesen sein, als Menschen und Elfen sich noch nahe gewesen waren. Hinzu kam dieses exotische Ambiente, so ganz anders als das Reich der Crain.
Suradet kam erneut an Deck gestapft, und die Prinzessin sah ihm mit einem tief empfundenen Gefühl von Mitleid entgegen.
Auch etwas, das neu für sie war. Nach der Geschichte, die ihr der Walrossmann erzählt hatte, fielen ihr zwischen den rauen bärbeißigen Zügen in dem stoppelbärtigen runden Gesicht des Kapitäns auch die kleinen Gramesfalten auf. In den kleinen stechenden Augen meinte sie den Schatten jahrzehntelanger Einsamkeit zu erkennen.
Ungeduldig wippte Suradet auf den Stiefelspitzen auf und ab, während er den beiden sich langsam vergrößernden Punkten entgegenblickte. Auch Rian wurde von Minute zu Minute gespannter.
Erst konnte sie ausgebreitete Schwingen erkennen, die mit trägen Schlägen auf und ab glitten. Dann, als die affengroßen Wesen das Boot schon fast erreicht hatten, bemerkte Rian, dass sie in Wahrheit unter dem Federkleid menschenähnlich aussahen. Die Haut war tiefrot gefärbt, die Nase schnabelartig gebogen, aber dennoch war ihre Gestalt der eines Menschen nicht unähnlich.
»Himmelhunde«, flüsterte Alriego ihr im Vorbeigehen zu. Sofort fing er sich einen missbilligenden Blick des Papageis ein, der auf Rians Schulter hockte und schmollend auf und nieder wippte. Darin ähnelte er seinem Herrn.
Die beiden Späher glitten in lautlosem Segelflug über das Schiffsheck. Dann hielten sie inne, rüttelten auf der Stelle, als würden sie nach dem besten Landeplatz suchen, und senkten sich schließlich über einer Reihe Fässer herab auf alle viere. Ihre Hände und Füße waren nackt und mit Krallen bestückt; die Blicke huschten wachsam hin und her.
»Also, was habt ihr herausgefunden?«, polterte Suradet ungeduldig. »Was hat dieser Hundsfott vor? Warum klebt er uns so am Arsch?«
Die Stimme des Tengis klang heiser und rauchig, als er antwortete. »Es sind Fremde an Bord. Kleine haarige, hässliche Kobolde. Und sie wollen die da.« Ruckartig richtete der Himmelhund seine starren Augen auf Rian und gab ein aggressiv knatterndes Geräusch von sich.
»Was meinst du damit, sie wollen unsere Geisel? Wer sind
sie?
Woher, verflucht noch mal, wissen die von ihr? Und woher weiß dieser Möchtegernpirat und Weiberheld, wohin wir wollen?« Wutschnaubend packte Suradet den Geflügelten an seinem federbestückten Hals, würgte und schüttelte ihn. »Los, gib Antworten!«
Hektisch strampelnd hing der Himmelhund in der großen schwieligen Faust und krächzte erstickt, während sich sein Begleiter duckte und zögerlich zu Wort meldete. »Die beiden gehören zu ihr, sind ihre Begleiter, ihre Aufpasser und Beschützer.«
»Zwei Elfenkobolde?« Der Piratenkapitän lachte rau auf. »Das müssen ja ganz besondere Kerlchen sein, dass man ihnen so eine kostbare Ware anvertraut.«
»
Ware?
«, schnaubte Rian aufgebracht. »Jetzt reicht es langsam. Was bildest du dir eigentlich ein, du unverschämter Kerl? Ich habe noch niemanden getroffen, der sich derart unstandesgemäß einer Hochedlen gegenüber verhält! Diese beiden Kobolde haben mehr Achtung verdient als ihr alle hier auf dem Schiff zusammen!«
Die Prinzessin war drauf und dran, Suradet für sein höhnisches Lachen zu ohrfeigen. Da schob sich plötzlich Alriego von der Seite heran, griff sanft, aber bestimmt ihr Handgelenk und zog sie mit sich. »Die Jungelfe aus fernen Landen sollte ihr Talent besser beim Kartoffelschälen und Krebsepulen beweisen, als sich in wichtige Gespräche einzumischen«, sagte er mit einem
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