Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Geld machen wollen. Überleg doch mal. Zweihundert Millionen Dollar, die hier in Strattenburg ausgegeben werden sollen, da wollen viele etwas davon abhaben.«
» Wer zum Beispiel?«
» Zum Beispiel Baufirmen, Brückenbauer, Baumaschinenhändler, Firmen, die Baumaterial verkaufen. Mein Vater sagt, diese Leute hängen sich für das Projekt voll rein. Die Wirtschaft steckt in der Krise, die Geschäfte laufen schlecht, und plötzlich haben sie dieses riesige Bauvorhaben in Aussicht. Mein Vater meint, es ist ein schmutziges Geschäft. Die Politiker wollen ihre Wiederwahl sichern, und die Unternehmer wollen das große Geld machen. Die Rechnung für diese von Anfang an vermurksten Projekte bekommt dann der Steuerzahler.«
» Und was ist daran schmutzig?«
» Mein Vater sagt, schmutzig ist, dass sich Politiker mit staatlichen Mitteln Stimmen erkaufen, weil sie unbedingt im Amt bleiben wollen. Manchmal sind die Projekte sinnvoll, oft aber völlig überflüssig. Das ist in der Politik mittlerweile verpönt, aber mein Vater meint, die Politiker machen trotzdem weiter.«
» Ich glaube, meine Mutter würde deinem Vater zustimmen.«
» Was sollen wir tun, Theo?«
» Engagiert einen richtigen Anwalt. Über Enteignungen entscheidet ein Richter, der die Höhe der Entschädigung festlegt. Dafür braucht ihr einen Anwalt.«
» Meinst du, deine Mutter würde die Sache übernehmen?«
» Nein. Sie hat sich ausschließlich auf Scheidungen spezialisiert.«
» Was ist mit deinem Vater?«
» Der geht nicht vor Gericht.«
» Kannst du deine Eltern nach einem richtig guten Anwalt fragen?«
» Natürlich. Mach ich gern.«
Hardie erhob sich langsam. » Danke, Theo.«
» Eigentlich hab ich ja gar nichts gemacht.«
» Du hast mir zugehört, das ist viel wert.«
Als sie das Besprechungszimmer verließen, schaltete Theo das Licht aus. Judge folgte ihnen zurück zu Theos Büro und nach draußen.
Sechs
Den zweiten Tag in Folge brachte die Freitagsausgabe der Strattenburg Gazette auf der Titelseite einen Artikel über die Red-Creek-Umgehungsstraße. Theo las den Beitrag am Küchentisch mit großen Interesse, während er – wie Judge – seine Cheerios aß und sich auf den neuen Tag vorbereitete, der ganz bestimmt kein normaler Tag werden würde, schließlich ging es ins Zeltlager. Das einzig Schlechte an diesen Campingausflügen war, dass Hunde nicht erlaubt waren. Theo und ein paar andere Pfadfinder hatten den Major einmal gefragt, ob sie ihre Hunde mitbringen durften, aber der hatte das direkt abgelehnt. Der Major fand es schwierig genug, im Wald auf fünfzig Stadtkinder aufzupassen. Da wollte er nicht auch noch ein Rudel außer Rand und Band geratener Hunde hüten.
Obwohl Theo nicht protestierte, fand er die Entscheidung unfair. Judge war sehr gut erzogen, er kam, wenn er gerufen wurde, machte auf Befehl Sitz oder eine Rolle und lief nie weg. Wenn er mit Theo unterwegs war, wich er dem Jungen nicht von der Seite. Judge hätte liebend gern mit den Jungen gezeltet, am Lagerfeuer gesessen, mit Theo im Zelt geschlafen, wäre mit wandern und schwimmen gegangen. Aber wenn der Major Nein sagte, meinte er es auch.
Mr. Boone war schon weg, er traf sich immer in einem Diner in der Innenstadt mit seinen Bekannten auf einen Kaffee und Toast. Mrs. Boone frühstückte grundsätzlich nicht. Stattdessen saß sie normalerweise im Bademantel im Fernsehzimmer und las in aller Ruhe die Zeitung. Da sie den ganzen Tag über reden musste, genoss sie die Stille. Manchmal setzte sie sich, wie heute, zu Theo an den Küchentisch, und sie lasen gemeinsam die Zeitung. Da er am Wochenende unterwegs sein würde, wollte sie ihm Gesellschaft leisten.
Der Gazette zufolge hatte die Ankündigung des Gouverneurs verschiedene Gruppierungen der Stadt auf den Plan gerufen. Die Umweltschützer unter Führung des Sierra Clubs, des Umweltbeirats von Stratten County und einer Reihe anderer Verbände protestierten lautstark und drohten mit Klage. Die wirtschaftsfreundliche Seite lobte den Gouverneur und die Umgehungsstraße in den höchsten Tönen und jammerte über die ständigen Staus in der Battle Street, die angeblich der Stadt großen Schaden zufügten. Eine regierungskritische Organisation hielt das Projekt ebenfalls für zu teuer und überflüssig. Mehrere Grundstückseigentümer empörten sich über die geplanten Enteignungen. Die Familie von Hardie Quinn wurde nicht erwähnt.
In anderen Teilen des Bundesstaates erhielt der Gouverneur für seinen Einsatz für das
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