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Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hörte er die Stimme des Majors hinter sich. » Theo, wo ist Woody?«
    Theo stand auf und sah den Major an. Dabei ging ihm alles Mögliche durch den Kopf. Keine Ahnung, Major Ludwig. Dafür bin ich heute nicht zuständig, hätte er gern gesagt. Oder auch: Keine Ahnung, Major Ludwig. Nachdem er jetzt Sippenleiter ist, suchen Sie ihn am besten selbst. Aber diesen Gedanken verwarf er schnell wieder, denn den Boss mit dummen Sprüchen herauszufordern, war bestimmt keine gute Idee.
    » Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, er hatte nach der Schule einen Termin.« Woody war einer von Theos besten Freunden, und Theo hatte nicht vor, ihm Ärger zu machen. Tatsache war, dass Woody keinerlei Interesse daran hatte, Sippenleiter zu werden und an einem schönen Montagnachmittag ganz bestimmt keine verdreckten Zelte säubern wollte.
    Der Major biss die Zähne zusammen, wie er es immer tat. » Am Donnerstag um vier halte ich eine Stunde für das Luftfahrt-Verdienstabzeichen«, sagte er. » Kannst du kommen?«
    » Ich dachte, ich bin suspendiert«, platzte Theo heraus, bereute es aber sofort wieder.
    » Als Sippenleiter, nicht als Pfadfinder«, erwiderte der Major kühl.
    Theo überlegte einen Augenblick. Das war wirklich gemein. Jetzt wollte er den Major auf Abstand halten, und dann kam der mit dem Luftfahrt-Abzeichen daher. Theo hatte vier Abzeichen in Arbeit: Luftfahrt, Weltregierung, Computer und Tierkunde. Alles interessante Themen, die er sich selbst ausgesucht hatte. Die übrigen drei waren allerdings nicht im Entferntesten so faszinierend wie die Luftfahrt. Der Major hatte Theo und den übrigen fünf Pfadfindern in seiner Arbeitsgruppe versprochen, mit ihnen einen Regionalflughafen zu besuchen, den Fluglotsen im Tower über die Schulter zu sehen und– das war das Beste von allem– einen richtigen Flug in einer kleinen Cessna mit ihnen zu unternehmen.
    » In Ordnung«, sagte Theo.
    » Schön. Dann sehen wir uns am Donnerstag.« Damit drehte sich der Major um und brüllte zwei Jungen aus der Sippe Warzenschwein an.
    Theo war dem Major nicht gewachsen, und er wusste es.

Elf
    Am sp ä ten Montagnachmittag fuhr Theo mit seinem Rad von seinem Büro in der Kanzlei Boone & Boone vier Straßen weiter zum Büro eines anderen Boone : seines Onkels Ike. Dieser Boone hatte keine geschäftige, florierende, ansprechend eingerichtete Kanzlei. Stattdessen residierte er im ersten Stock eines schäbigen alten Hauses, dessen Erdgeschoss von einem griechischen Lebensmittelladen mit Imbiss eingenommen wurde. Theos Vater und Ike waren Brüder und hatten früher einmal als Anwälte in einer Kanzlei zusammengearbeitet. Das war lange vorbei. Aus Gründen, die Theo wahrscheinlich nie verstehen würde, war Ike kein Anwalt mehr und sprach nur selten mit Theos Vater. Trotzdem gehörte er nach wie vor zur Familie, und deshalb wurde von Theo erwartet, dass er ihn jeden Montagnachmittag besuchte. Diese Besuche waren nicht immer angenehm, und Theo freute sich manchmal nicht gerade darauf. Ike konnte aber auch sehr witzig sein, und wenn er gute Laune hatte, erzählte er die lustigsten Geschichten. Theo wusste nie, welchen Ike er bei seinen Montagsbesuchen vorfinden würde. In der Familie war es ein offenes Geheimnis, dass Ike zu viel trank, und Theo hegte den Verdacht, dass es davon abhing, ob er sich gut oder schlecht fühlte.
    Judge blieb normalerweise zu Hause oder in der Kanzlei, aber manchmal nahm Theo ihn an die Leine und ließ ihn neben dem Rad herlaufen, wenn er durch die Stadt flitzte. Für Judge war es das Größte, durch die Straßen zu sausen und zu versuchen, Theo und sein Rad zu überholen. An diesem Montag wollte Judge unbedingt mit, und Theo tat ihm den Gefallen.
    Die beiden sprangen die Treppe hinauf und platzten nach einem kurzen Klopfen, das reine Formalität war, in Ikes lang gestrecktes, vollgestopftes Büro.
    » Sieh mal einer an«, sagte Ike lächelnd. » Wie geht es meinem Lieblingsneffen?«
    » Bestens, Ike, und dir?«, fragte Theo und ließ sich auf einen knarrenden Holzstuhl fallen, unter dem sich Dokumente und Akten stapelten. Jedes Möbelstück im Raum enthielt entweder Akten oder verschwand fast darunter. Theo war Ikes einziger Neffe und, soweit Theo wusste, das einzige Familienmitglied, das Kontakt zu ihm hielt. Ikes Frau hatte sich vor vielen Jahren scheiden lassen, als er in Schwierigkeiten geriet, und seine Kinder wohnten weit weg. Ike war ein einsamer alter Mann, aber Theo tat er nicht richtig leid. Offenbar genoss

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