Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
seine Frau ein Grundstück außerhalb der Stadt, teilten es in knapp einen Hektar große Parzellen auf und verkauften diese. Unberührte Landschaft, Hügel, Bäche, Teiche und vieles mehr. Ihre Zielgruppe waren Menschen, die Land und Bäume erhalten und die Umwelt bewahren wollten. Russell und seine Frau planten ihr Traumhaus und fingen an, es mit eigenen Händen zu bauen. Nach der Arbeit, am Wochenende, im Urlaub– sie verbrachten jede freie Minute dort draußen. Ihre Kinder, auch der kleine Junge im Rollstuhl, waren immer dabei, als sie Stück für Stück ihr Haus errichteten. Für den Rohbau setzte Russell seine Bauarbeiter ein, aber alles, was in Eigenleistung zu erbringen war, übernahmen Russell und seine Frau. Natürlich hing ihr Herz an diesem Projekt, und es dauerte ewig. Fast fünf Jahre, bis das Haus endlich fertig war, und alles bar bezahlt. Die beiden machten nicht einen Cent Schulden. Sie feierten ein großes Einweihungsfest, zu dem ich eingeladen war. Ich war da. Es war ein tolles Erlebnis: Familie, Freunde und Nachbarn, die Arbeiter, die am Hausbau beteiligt gewesen waren, jeder, der irgendwie geholfen hatte. Ich habe Jimmy und Amelda noch nie so glücklich und stolz gesehen. Ein schönes Haus in einer schönen Landschaft. Eine große glückliche Familie, die das Beste feiert, das man in diesem Land erreichen kann. Alles war perfekt.«
    Ikes Stimme erstarb, für Theo das Zeichen, dass das erste Kapitel der Geschichte beendet war und er nun nachhaken musste.
    » Und was ist dann passiert?«, fragte er.
    » Demnächst werden die Bulldozer anrücken, um das Haus plattzumachen, damit ein paar Politiker für zweihundert Millionen Dollar eine Umgehungsstraße um Strattenburg bauen können. Die Umgehungsstraße ist völlig überflüssig, aber das spielt in der Politik keine Rolle. Hast du von der Straße gehört, Theo?«
    Theo war wie vor den Kopf geschlagen. Die hatte er fast vergessen. In den letzten achtundvierzig Stunden seines Lebens hatte sich alles um die Pfadfinder, Percy, eine ziemlich große Mokassinschlange und eine Menge dummes Zeug auf Facebook gedreht.
    Er nickte. » Ja, davon habe ich gehört.«
    Ike schwang die Füße vom Schreibtisch. Er beugte sich vor, und seine Augen funkelten vor Wut.
    » Weißt du, was Enteignungsrecht ist?«
    » Ja.«
    Ike nickte und lächelte. » Schön für dich. Theoretisch sind Enteignungen als letztes Mittel gedacht. Jemandem gegen seinen Willen sein Eigentum wegzunehmen ist geradezu kriminell, etwas, das der Staat eigentlich nur tun darf, wenn es unumgänglich ist. In diesem Fall besteht keinerlei Notwendigkeit. Es geht nur um ein paar Politiker, die sich Stimmen sichern wollen, indem sie ihren Großspendern eine Gefälligkeit erweisen.«
    Ike ereiferte sich schnell, aber diesmal war er noch engagierter als sonst. Theo hakte nach.
    » Was willst du damit sagen?«
    Ike ließ ihn kaum aussprechen. » Die Geschichte sieht so aus, Theo. In Carlsburg und anderen Städten nördlich von Strattenburg sind mehrere große Speditionen und zahlreiche Fabriken ansässig, und im Süden, in Lowensburg, auch. Aus Studien wissen wir, dass die Lkw-Fahrer durch die Umgehungsstraße bestenfalls ein paar Minuten sparen würden, aber das ist diesen Leuten egal. Sie wollen ihre Umgehungsstraße, koste es, was es wolle. Also knöpfen sie sich ihre Politiker vor, geben ihnen einen Haufen Geld und liegen ihnen damit in den Ohren, wie dringend sie eine Umgehungsstraße brauchen, natürlich nicht für sie selbst, sondern für das geheiligte Ziel der ›wirtschaftlichen Entwicklung‹. Darauf berufen sich alle Politiker, wenn sie ein Vorhaben durchwinken, ein Bauvorhaben absegnen und überhaupt Steuergelder verschwenden wollen. Mehr Arbeitsplätze, mehr Steuereinnahmen, mehr von allem, alles im Namen der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Tatsache, dass es auch mehr Umweltverschmutzung, mehr Staus, mehr überfüllte Schulen und mehr Bauträger, die sich eine goldene Nase verdienen, geben wird, findet keine Erwähnung, weil diese Leute Geld von den Bauunternehmern und in diesem Fall auch von den Spediteuren nehmen.«
    Ike holte tief Luft und gönnte sich einen kräftigen Schluck Bier. Typisch Ike, bei ihm gab es kein Wischiwaschi, keine halben Sachen, er hatte immer eine klare Meinung. Theo genoss die Geschichte, weil Ike sich so ereiferte.
    Er beschloss, ein wenig Öl in die Flammen zu gießen. » Ist der Gouverneur nicht dafür?«
    » Dieser Schwachkopf! Der unterstützt alles, wenn der

Weitere Kostenlose Bücher