Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
und geknurrt und sich überhaupt ziemlich aufgeführt, und als die dann losgefahren sind, ist ihnen der Hund irgendwie in die Quere gekommen, und einer der Jungen hat den Köter mit seinem Rad überfahren. Ich hab’s nicht selber gesehen, aber plötzlich höre ich den Hund jaulen, und als ich mich umdrehe, sehe ich ein einziges Durcheinander von Kindern und Rädern, und irgendwo ganz unten ist der Hund, der ganz furchtbar kläfft. So war das mit dem Hund.«
Theo sah aus, als hätte er einen Tritt in den Bauch bekommen. Hinter sich hörte er Woody und Hardie nach Luft ringen. Die gesamte Boone -Seite des Sitzungsraums schien wie vor den Kopf geschlagen, ein paar Sekunden lang geradezu wie gelähmt.
Die Reaktion entging Richter Yeck nicht.
Als Mrs. Boone schließlich wieder zu Atem gekommen war, hakte sie nach. » Mr. Samson, Sie haben den Hund also nicht geschlagen oder sonst irgendwie berührt?«
» Nein.«
Sie nickte misstrauisch und sah Richter Yeck direkt an. Sie hätte anfangen können, mit dem Zeugen zu diskutieren und zu streiten, aber dafür war sie zu erfahren. Da sie so viel Zeit am Gericht verbrachte, wusste Mrs. Boone , was kommen würde. Die vier Männer hatten sich eine Lügengeschichte ausgedacht, bei der alle vier bleiben würden. Richter Yeck würde sich entscheiden müssen, wem er glauben wollte, und Mrs. Boone hatte das Gefühl, dass er sich auf Theos Seite schlagen würde.
» Keine weiteren Fragen«, sagte sie.
Theo beugte sich zu ihr und flüsterte: » Mom, der lügt.« Sie nickte nur. Woody beugte sich zu seinem Vater und flüsterte: » Dad, der lügt.« Hardie beugte sich zu seinem Großvater und flüsterte: » Pops, der lügt.«
» Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf«, sagte Richter Yeck. Als Willis Keeth vortrat, sah Richter Yeck kurz zu Theo und zwinkerte ihm zu. Außer Theo bemerkte es niemand.
Mr. Keeth gab zu, der Chef der anderen zu sein, aber er wollte nicht darüber reden, ob er seine Mitarbeiter ohne Erlaubnis auf ein Privatgrundstück geführt hatte. Der Tatbestand des unbefugten Betretens würde vor einem anderen Gericht verhandelt werden. Was den verletzten Hund anging, so erzählte er dieselbe Geschichte wie Larry Samson. Kein Stock, keine Schläge, kein körperlicher Kontakt, kein Kampf mit dem Tier. Irgendwie sei das arme Hündchen wohl gestolpert und von einem oder mehreren Fahrrädern überrollt worden. Er habe nicht alles gesehen und könne daher nichts Genaues sagen. Mrs. Boone versuchte herauszubekommen, wo genau er während der Auseinandersetzung gestanden hatte, aber Mr. Keeth hatte ein schlechtes Gedächtnis.
Mit Lester Green setzte sich die Lügerei fort, wobei Mr. Green ein noch schlechteres Gedächtnis hatte als sein Chef. Auf jeden Fall blieb er bei ihrer Geschichte und behauptete, Judge habe sich bei einem Fahrradunfall verletzt.
Als er fertig war, war dem Richter deutlich anzusehen, wie genervt er war.
» Mr. Green«, fragte er, » wissen Sie, was ein Meineid ist?«
Durch den Sitzungsraum ging ein Raunen.
Der Zeuge wirkte verblüfft, verwirrt, und schließlich ein bisschen verängstigt.
Der Richter half ihm auf die Sprünge. » Ein Meineid ist, wenn ein Zeuge geschworen hat, die Wahrheit zu sagen, aber eine Falschaussage macht, Mr. Green. Verstanden?«
» Glaub schon.«
» Gut. Wissen Sie, wie Meineid in diesem Bundesstaat bestraft wird?«
» Eigentlich nicht.«
» Dachte ich mir. Über die Strafe entscheide ich, dabei können bis zu zwölf Monate Gefängnis herauskommen. Hat Ihre Anwältin Ihnen das erklärt?«
» Nein, Euer Ehren.«
» Das habe ich mir gedacht. Sie können wieder auf Ihren Platz gehen.«
Die kurze Belehrung zum Thema Meineid hatte auf der anderen Seite des Raums Panik ausgelöst. Larry Samson, Willis Keeth und Lester Green wechselten nervöse Blicke. Ms. Caffrey machte sich gelegentlich Notizen.
Mr. Boone beugte sich zu Theo hinunter. » Die wandern ins Gefängnis.«
Judge hörte das und ließ die Ohren spielen.
» Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf, Ms. Caffrey«, sagte Richter Yeck ungehalten.
» Mr. Gino Gordon.«
Gino Gordon hatte plötzlich gar keine Lust mehr auszusagen. Mühsam erhob er sich, schleppte sich die wenigen Meter bis zum Zeugenstuhl und ließ sich nur widerwillig darauf nieder. Wenn je ein Zeuge am liebsten im Erdboden versunken wäre, dann Gino Gordon.
» Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen?«, fragte Richter Yeck.
» Glaub schon.«
» Ja oder nein, Mr. Gordon?«
» Von mir aus, ja.«
»
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