Theo Boone - Der Überfall: Band 4 (Heyne fliegt) (German Edition)
Mount war zur Unterstützung gekommen, wie auch Captain Mulloy. Dr. Kohl und seine Assistentin Star waren ebenfalls anwesend, für den Fall dass sie sich zu Judges Verletzungen äußern mussten. Neben Dr. Kohl hatte Elsa aus der Kanzlei Platz genommen. In den beiden hinteren Reihen hatten sich die Stammgäste niedergelassen, die sich einen ordentlichen Streit nicht entgehen lassen wollten.
Auf der anderen Seite saßen Seite an Seite die vier Männer, die am Sonntagmorgen festgenommen worden waren. Ihre finsteren Mienen ließen keinen Zweifel daran, dass sie am liebsten weit weg gewesen wären. Es handelte sich um die » strategischen Vermesser« Larry Samson, Lester Green, Willis Keeth und Gino Gordon. Hinter ihnen hatten Ehefrauen und Freundinnen, Angehörige und Bekannte Platz genommen. Vor ihnen saß eine ehrgeizige Anwältin namens Mora Caffrey, die in manchen Kreisen als » Mora Koffein« bekannt war, weil sie so aggressiv und hektisch agierte und wegen ihrer schnellen Zunge gefürchtet war. Wie die meisten Juristen der Stadt ließ sie sich nur ungern im Tiergericht blicken.
Zwischen beiden Gruppen hatten sich zwei junge Polizeibeamte postiert, die bewaffnet waren und Uniform trugen. Richter Yeck hatte die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, weil er fürchtete, dass die Situation außer Kontrolle geraten könnte.
» Der nächste Fall ist nicht ganz einfach gelagert«, begann Richter Yeck. » Über den Hintergrund und die meisten Tatvorwürfe bin ich bereits informiert. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden die vier Mitarbeiter der » Strategischen Vermessung« der Körperverletzung, der Körperverletzung an Kindern und des unbefugten Betretens beschuldigt. Diese Vorwürfe werden am Bezirksgericht verhandelt, nicht hier. Meines Wissens hat Mr. Silas Quinn heute Morgen eine Zivilklage gegen diese vier Männer und ihren Arbeitgeber angestrengt. Auch das ist nicht Gegenstand dieses Verfahrens.«
Richter Yeck legte eine Pause ein und blickte sich in dem überfüllten Raum um. » Dieses Gericht ist für Tiere zuständig und zwar nur für Tiere. Laut Gesetz beinhaltet das Tierquälerei. Mr. Theodore Boone hat bei diesem Gericht Klage erhoben. Er macht geltend, Mr. Larry Samson habe seinen Hund Judge mit einer hölzernen, 1,50 Meter langen Stange bewusstlos geschlagen. Das klingt für mich nach Tierquälerei, und deswegen erkläre ich mich für zuständig. Möchten Sie dazu etwas vorbringen, Ms. Caffrey?«
Ms. Caffrey erhob sich mit einem Block in der Hand und der Lesebrille auf der Nasenspitze. » Euer Ehren, wir beantragen, die Klage abzuweisen oder das gesamte Verfahren am Bezirksgericht durchzuführen.«
» Antrag abgelehnt«, verkündete Richter Yeck brüsk. » Und in meinem Gerichtssaal brauchen Sie nicht aufzustehen. Sonst noch was?«
Theo kannte das von früher. Übereifrige Anwälte, die sich deutlich anmerken ließen, dass sie das Tiergericht für unter ihrer Würde hielten. Mit dieser Einstellung kamen sie meist nicht weit.
Ms. Caffrey setzte sich. » Ja, Euer Ehren, wir hätten gern ein Protokoll dieser Verhandlung und haben deswegen eine Gerichtsschreiberin mitgebracht.«
» Von mir aus.« Richter Yeck zuckte die Achseln. Das Tiergericht war kein » ordentliches Gericht«, was bedeutete, dass Zeugenaussagen und Erklärungen von Richtern und Anwälten nicht aufgezeichnet wurden. In jedem anderem Gericht im Gebäude protokollierte ein Gerichtsschreiber oder Stenograf jedes Wort elektronisch und in Kurzschrift mit. Da die heftige Auseinandersetzung zwischen den Jungen, Judge und den Vermessern so viele rechtliche Probleme aufgeworfen hatte, schien es angebracht, die Zeugenaussagen aufzuzeichnen.
» Sonst noch etwas?«, fragte Richter Yeck Ms. Caffrey.
» Ja, Euer Ehren, ich fordere Sie auf, sich für befangen zu erklären und die Sache an einen anderen Richter zu verweisen.«
Yeck zuckte nicht mit der Wimper. » Und aus welchem Grund?«
» Meines Wissens war dieses Gericht vor etwa zwei Jahren mit dem betreffenden Hund befasst, und Sie selbst haben dafür gesorgt, dass er von der Familie Boone aufgenommen wurde.«
» Wo ist das Problem? Wer hätte sich sonst darum kümmern sollen?«
» Es ist nur, dass, äh, es sieht so aus, als stünde Ihnen dieser Hund zu nahe.«
» Ich habe diesen Hund seit zwei Jahren nicht gesehen«, erwiderte Richter Yeck. » Und in diesem Zeitraum hatte ich an die tausend Hunde hier im Gericht. Abgewiesen. Können wir jetzt anfangen?«
Ms. Caffrey und allen anderen im
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