Theo Boone und der unsichtbare Zeuge
ein Video von Pete Duffy gezeigt, wie er umgeben von Anwälten und deren Gehilfen und anderen Männer in dunklen Anzügen mit düsterer Miene ins Gerichtsgebäude marschierte. Ein Reporter, der vor dem Gericht stand, ratterte eine Kurzfassung der bisherigen Ereignisse herunter. Richter Gantry hatte eine Schweigepflicht verhängt, die Anklage, Verteidigung, Polizeibeamten und Zeugen jede Äußerung untersagte.
Außerdem hatte Richter Gantry Kameras aus seinem Gerichtssaal verbannt. Die Nachrichtencrews mussten draußen bleiben.
Theo kannte kein anderes Thema, und seine Eltern hegten wie er den Verdacht, dass Pete Duffy schuldig war. Allerdings würde das schwer zu beweisen sein.
Während einer Werbepause fing Theo an zu husten. Als seine Eltern ihn nicht beachteten, hustete er noch mehr. » Ich habe Halsschmerzen«, stellte er schließlich fest.
» Du siehst blass aus«, meinte sein Vater. » Du brütest wohl was aus.«
» Mir geht’s gar nicht gut.«
» Hast du rote Augen?«, fragte sein Vater.
» Glaub schon.«
» Kopfschmerzen?«
» Ja, aber nicht so schlimm.«
» Läuft dir die Nase?«
» Ja.«
» Seit wann denn das?«, erkundigte sich seine Mutter.
» Du bist ja wirklich furchtbar krank«, stellte sein Vater fest. » Da gehst du wohl besser nicht zur Schule, damit du niemanden ansteckst. Stattdessen setzt du dich in die Duffy-Verhandlung. Was meinst du, Mom?«
» Verstehe«, sagte sie. » Eine plötzliche Grippeattacke.«
» Wahrscheinlich einer dieser hässlichen 24 -Stunden-Viren, die wie durch ein Wunder geheilt sind, wenn die Schule aus ist«, vermutete sein Vater.
» Ich fühle mich echt nicht gut«, behauptete Theo, der sich entlarvt sah, aber nicht so schnell aufgeben wollte.
» Nimm ein Aspirin, und lutsch ein Hustenbonbon«, schlug sein Vater vor. Woods Boone ging selten zum Arzt und war davon überzeugt, dass die meisten Menschen viel zu viel Geld für Medikamente ausgaben.
» Kannst du nochmal husten, Teddy?«, fragte seine Mutter, die etwas mehr Mitgefühl für ihren Sohn hegte. Leider war Theo bekannt dafür, dass er gern krankmachte, wenn er Besseres zu tun hatte, als zur Schule zu gehen.
Sein Vater brach in Gelächter aus. » Das klang ja nicht gerade überzeugend, Theo, noch nicht einmal für dich.«
» Und wenn ich sterbe?« Theo konnte sich das Lachen selbst kaum noch verkneifen.
» Tust du nicht«, erwiderte sein Vater. » Und wenn du dich morgen im Sitzungssaal blicken lässt, sorgt Richter Gantry dafür, dass du als Schulschwänzer festgenommen wirst.«
» Kennt ihr einen guten Anwalt?«, konterte Theo. Seine Mutter prustete vor Lachen, und schließlich fand auch Woods die Sache amüsant.
» Ab ins Bett«, sagte er.
Geschlagen schleppte sich Theo mit Judge im Kielwasser die Treppe hinauf. Im Bett klappte er seinen Laptop auf und versuchte, April zu kontaktieren. Er war froh, als sie antwortete.
APRILINPARIS : Hi, Theo. Wie geht’s?
TBOONELAW : Geht so. Wo bist du?
APRILINPARIS : Zu Hause. Hab mich in meinem Zimmer eingeschlossen.
TBOONELAW : Wo ist deine Mutter?
APRILINPARIS : Unten. Wir reden nicht miteinander.
TBOONELAW : Warst du in der Schule?
APRILINPARIS : Nein, die Verhandlung hat bis Mittag gedauert. Ich bin so froh, dass das vorbei ist.
TBOONELAW : Wie war es als Zeugin?
APRILINPARIS : Furchtbar. Ich musste weinen, Theo. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Ich habe dem Richter gesagt, dass ich weder bei meiner Mutter noch bei meinem Vater leben will. Ihr Anwalt hat mir Fragen gestellt, sein Anwalt hat mir Fragen gestellt. Es war grauenhaft.
TBOONELAW : Tut mir leid.
APRILINPARIS : Ich verstehe nicht, wieso du Anwalt werden willst.
TBOONELAW : Um Leuten wie dir zu helfen. Dafür sind gute Anwälte nämlich da. Warst du mit dem Richter zufrieden?
APRILINPARIS : Ich war mit gar nichts zufrieden.
TBOONELAW : Meine Mutter sagt, er ist gut. Hat er entschieden, wer das Sorgerecht für dich bekommt?
APRILINPARIS : Nein. Er hat gesagt, das dauert ein paar Tage. Im Augenblick wohne ich bei meiner Mutter, und ihr Anwalt meint, dabei wird es bleiben.
TBOONELAW : Kann gut sein. Gehst du morgen zur Schule?
APRILINPARIS : Ja, und ich habe seit einer Woche keine Hausaufgaben mehr gemacht.
TBOONELAW : Bis morgen dann.
APRILINPARIS : Danke, Theo.
Eine Stunde später lag er immer noch wach und zermarterte sich das Gehirn über April und den Duffy-Prozess.
Acht
Julio wartete auf Theo, als dieser am Fahrradständer vor der Schule vom Rad sprang.
» Hola,
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