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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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der für das Haupttor von Waverly Creek zuständig war. Es gab nur zwei Tore– das Haupttor und das Südtor. Beide waren mit Pförtnerhäuschen ausgestattet, die rund um die Uhr mit mindestens einem bewaffneten, uniformierten Wachmann besetzt waren. Beide waren mit zahlreichen Überwachungskameras ausgerüstet. Mithilfe der Videoaufzeichnungen belegte der Sicherheitschef, dass Mr. Duffy oder zumindest Mr. Duffys Auto die Siedlung an dem betreffenden Tag um 6 . 48 Uhr durch das Haupttor verlassen hatte und um 10 . 22 Uhr zurückgekehrt war.
    Die Aufzeichnungen bewiesen, dass Mr. Duffys Auto zu Hause stand, als seine Frau ermordet wurde. Das bedeutete allerdings gar nichts, weil er das bereits zugegeben hatte. Er war zur Arbeit gefahren, nach Hause gekommen, hatte sein Auto abgestellt und war in sein Golfcart umgestiegen und weggefahren, während seine Frau, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben war, im Haus zurückgeblieben war.
    Na toll, dachte Theo. Er sah auf die Uhr. Nur noch fünf Minuten Pause.
    Die Staatsanwaltschaft erging sich in einer langwierigen Beschreibung aller Fahrzeuge, die am betreffenden Morgen in die Siedlung gefahren waren. Eine Installationsfirma war zu einem Haus unterwegs gewesen, ein Bodenleger zu einem anderen. Und so fort. Anscheinend versuchte die Anklage, jeden einzelnen Fremden aufzulisten, der das Tor passiert hatte.
    Aber wozu? Vielleicht wollte Jack Hogan beweisen, dass sich zum Zeitpunkt des Mordes keine unbefugten Fahrzeuge oder Personen in Waverly Creek aufgehalten hatten. Das fand Theo ziemlich abwegig.
    Die Verhandlung schien im Augenblick recht langweilig zu sein, da verpasste er nicht viel. Er schaltete seinen Laptop aus und flitzte zur nächsten Stunde.
    Julio war nicht in der Cafeteria. Theo schlang hastig sein Mittagessen hinunter und ging auf die Suche. Seine Neugier ließ ihm keine Ruhe, und je länger der Unterricht dauerte, umso dringender wollte er erfahren, was Julio » vielleicht« wusste.
    Theo ging schließlich wieder in die Bibliothek, zog sich in dieselbe Lesekabine zurück und hatte sich im Handumdrehen in Ms. Finneys Software eingehackt. Die Verhandlung war für die Mittagspause unterbrochen worden, das hatte er schon vermutet. Ansonsten hätte er sich einen Vorwand überlegt, um während seiner eigenen Pause in die Stadt zu radeln und sich ein Bild davon zu verschaffen, was im Sitzungssaal los war.
    Wie erwartet hatte die Anklage versucht, zu beweisen, dass sich zum Zeitpunkt des Mordes keine unbefugten Fahrzeuge in Waverly Creek aufgehalten hatten. Daraus hatte Jack Hogan gefolgert, der Mörder könne kein Eindringling gewesen sein. Ein Fremder wäre von den ausgeklügelten Sicherheitsvorrichtungen entdeckt worden. Also müsse der Mörder jemand gewesen sein, der kommen und gehen konnte, ohne die Aufmerksamkeit der Wachleute zu erregen. Jemand, der in der Siedlung lebte. Jemand wie Pete Duffy.
    Dieser Versuch der Anklage wurde von Mr. Clifford abgeschmettert, der sich in den ersten Stunden der Verhandlung ruhig verhalten hatte. In einem hitzigen und gelegentlich ruppigen Kreuzverhör zwang Mr. Nance den Sicherheitschef, zuzugeben, dass es in Waverly Creek erstens einhundertvierundfünfzig Einfamilienhäuser und achtzig Eigentumswohnungen gab, zweitens mindestens vierhundertsiebenundsiebzig Fahrzeuge, die Anwohnern gehörten, drittens eine asphaltierte Lieferantenzufahrt, die weder von Wachleuten noch von Kameras kontrolliert wurde, und viertens mindestens zwei auf der Karte nicht eingezeichnete Schotterwege, die auf das Gelände führten.
    Mr. Nance wies nachdrücklich darauf hin, dass Waverly Creek eine Fläche von vierhundertfünfundachtzig Hektar umfasste, auf der es Flüsse, Bäche, Teiche, Wälder, Buchten, Straßen, Durchgänge, Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und drei Golfplätze gab, und dass es unmöglich war, ein solches Gelände abzusichern.
    Das musste der Sicherheitschef widerwillig zugeben.
    Später gestand er ein, dass sich unmöglich sagen ließ, wer sich zum Zeitpunkt des Mordes innerhalb der Anlage aufgehalten hatte und wer nicht.
    Theo fand das Kreuzverhör brillant und sehr wirkungsvoll. Umso trauriger war er, dass er es verpasst hatte.
    » Was machst du denn da?« Eine Stimme riss Theo aus seinen Gedanken und rief ihn in die Welt der Schulbücherei zurück. April. Sie kannte seine Verstecke.
    » Ich will wissen, was in der Verhandlung los ist.«
    » Ich hoffe, ich muss nie wieder ein Gericht von innen sehen.«
    Er klappte seinen

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