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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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eines streunenden Mischlings gekämpft, den er mit nach Hause nahm und Judge nannte.
    » Euer Ehren«, begann Theo formvollendet. » Rocky ist ein Zwergschnauzer, der auf Mr. Walter Kershaw angemeldet ist. Mr. Kershaw ist auf Geschäftsreise, und seine Ehefrau, Dr. Phyllis Kershaw, ist Kinderärztin und nicht abkömmlich. Meine Mandantin ist ihre Tochter Hallie, die die achte Klasse der Middleschool besucht.« Theo wedelte mit der Hand in Hallies Richtung. Sie wirkte völlig verschüchtert, schien aber volles Vertrauen zu Theo zu haben.
    Richter Yeck lächelte auf Hallie herab. » Das ist bereits die zweite Ordnungswidrigkeit«, sagte er dann.
    » Ja, Sir«, gab Theo zu. » Der erste Vorfall liegt vier Monate zurück. Mr. Kershaw hat das damals mit dem Tierheim geregelt.«
    » Rocky befindet sich in Gewahrsam?«
    » Ja, Sir.«
    » Du bestreitest aber nicht, dass er unbeaufsichtigt war?«
    » Nein, Sir, aber ich beantrage, auf Geldbuße und Unterbringungskosten zu verzichten.«
    » Mit welcher Begründung?«
    » Die Halter haben alle angemessenen Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass der Hund entläuft. Rocky befand sich wie immer an einem gesicherten Ort. Das Haus war abgesperrt, die Alarmanlage eingeschaltet. Die Gartentore waren geschlossen. Sie haben alles getan, um einen derartigen Vorfall zu vermeiden. Rocky ist sehr eigensinnig und ärgert sich, wenn er allein gelassen wird. Wenn er irgendwie entwischen kann, läuft er weg. Das ist den Haltern bekannt. Sie haben es nicht an der erforderlichen Sorgfalt fehlen lassen.«
    Der Richter nahm seine Lesebrille ab und kaute nachdenklich auf einem der Bügel herum. » Stimmt das, Hallie?«
    » Ja, Sir. Wir haben alles getan, um zu verhindern, dass Rocky wegläuft.«
    » Wir haben es hier mit einem sehr intelligenten Tier zu tun, Euer Ehren«, sagte Theo. » Irgendwie ist es ihm gelungen, eine Hundeklappe in der Waschküche zu öffnen. Von dort ist er in den Garten gelangt, wo er unter dem Zaun ein Loch gegraben hat.«
    » Und wenn er es wieder tut?«
    » Die Halter haben vor, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken.«
    » Also gut. Ich erlasse euch Geldbuße und Unterbringungskosten. Aber wenn Rocky noch einmal erwischt wird, verdopple ich beides. Ist das klar?«
    » Ja, Euer Ehren.«
    » Die Anhörung ist beendet.«
    Als sie beide im Erdgeschoss auf den Haupteingang zusteuerten, legte Hallie ihre Hand auf Theos linken Ellbogen und hakte sich bei ihm unter. Instinktiv verlangsamte er das Tempo ein wenig. Was für ein Augenblick!
    » Du bist ein toller Anwalt, Theo«, sagte sie.
    » Eigentlich nicht. Noch nicht.«
    » Warum rufst du mich nicht mal an?«, fragte sie.
    Warum nicht? Gute Frage. Wahrscheinlich, weil er davon ausgehen musste, dass sie mit anderen Jungen beschäftigt war. Sie hatte jeden Monat einen anderen Freund. Bisher war er nie auf die Idee gekommen, sich bei ihr zu melden.
    » Mach ich«, sagte er, aber er wusste, dass er das nicht tun würde. Er suchte keine Freundin, und April wäre am Boden zerstört gewesen, wenn er mit einem Mädchen angebändelt hätte, das so gern flirtete wie Hallie.
    Mädchen, Mordprozesse, geheime Zeugen. Das Leben war plötzlich sehr kompliziert geworden.

Dreizehn
    Nachdem er sich ausgiebig von Hallie verabschiedet hatte, landete Theo wieder auf dem Boden der Tatsachen. Er rannte in den ersten Stock hinauf und sprintete zur Galerie, wo Ike in der ersten Reihe saß. Als er sich neben seinen Onkel setzte, war es schon fast fünf.
    Der Zeuge war der Versicherungsvertreter, der den Duffys vor gut zwei Jahren die Police über eine Million Dollar verkauft hatte. Clifford Nance ließ sich von dem Vertreter seine Verhandlungen mit dem Paar schildern. Geschickt arbeitete er die Tatsache heraus, dass zwei Versicherungsverträge abgeschlossen worden waren, einer auf Mrs. Myra Duffy und der andere auf Mr. Pete Duffy. Beide über eine Million Dollar. Beide Policen ersetzten bestehende Verträge, denen zufolge im Todesfall jeweils fünfhunderttausend Dollar ausgezahlt worden wären. An der Transaktion war nichts Ungewöhnliches. Der Vertreter erklärte, es sei völlig normal, dass ein Ehepaar seinen Versicherungsschutz vorsorglich erhöhte, um sich für den Fall eines vorzeitigen Todes gegenseitig abzusichern. Beide Duffys wussten genau, was sie taten, und hatten keine Bedenken gegen die Erhöhung der Versicherungssumme.
    Als Clifford Nance mit seiner Befragung fertig war, klang die Versicherungssumme von einer Million längst

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