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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dir.«
    » Aber warum war die Polizei da?«
    » Keine Ahnung. Hat jemand mit deinem Cousin geredet?«
    » Ich glaube nicht. Der hat sich abgesetzt, als er das Polizeiauto gesehen hat.«
    » Waren die Beamten in Uniform?«
    » Ich glaube schon.«
    » War das Auto klar als Polizeifahrzeug zu erkennen?«
    » Ich glaube schon.«
    » Hör mal, Julio, ich habe dir mein Wort gegeben. Ich habe wirklich niemandem was erzählt. Und wenn die Polizei deinen Cousin wegen des Mordes befragen wollte, würde sie bestimmt nicht uniformierte Beamte und Streifenwagen einsetzen. Ausgeschlossen. Das würden Kriminalbeamte mit Anzug und Krawatte in Zivilfahrzeugen übernehmen.«
    » Bist du sicher?«
    » Ja, da bin ich mir sicher.«
    » Okay.«
    » Dein Cousin wird wohl nervös, wenn er Polizisten sieht, was?«
    » Das geht den meisten Illegalen so.«
    » Genau das meine ich. Ich habe keinem was erzählt. Sag deinem Cousin, er soll sich nicht aufregen.«
    » Nicht aufregen? Wie soll er sich nicht aufregen, wenn er jeden Augenblick festgenommen werden kann?«
    » Da hast du auch wieder recht.«
    Julio war immer noch nervös. Gehetzt sah er sich in dem kleinen Raum um, als könnte sich doch irgendwo ein geheimer Lauscher versteckt halten. Beide schwiegen verlegen, während jeder darauf wartete, dass der andere etwas sagte.
    » Da ist noch etwas«, meinte Julio nach einer langen Pause.
    » Was?«
    Mit zitternden Händen knöpfte Julio sein Hemd auf und holte eine durchsichtige Ziplock-Tüte heraus. Er legte sie vorsichtig auf Theos Schreibtisch, wie ein Geschenk, das er dringend loswerden wollte. Der Beutel enthielt zwei weiße, wenig getragene Handschuhe.
    Golfhandschuhe.
    » Die hat mir mein Cousin gegeben«, sagte Julio. » Die beiden Golfhandschuhe, die der Mann getragen hat, der im Haus war, als die Dame ermordet wurde. Einer für die rechte, einer für die linke Hand. Der für die rechte Hand ist neu. Der für die linke Hand ist gebraucht.«
    Theo starrte die Handschuhe im Beutel an, war aber zu keiner Bewegung fähig. Für einen Augenblick hatte es auch ihm die Sprache verschlagen. » Wo hat er…«
    » Als der Mann aus dem Haus gekommen ist, hat er die Handschuhe ausgezogen und in seine Golftasche getan. Später, am vierzehnten Loch, hat er diese Handschuhe in den Mülleimer neben dem Wasserspender geworfen. Mein Cousin muss die Mülleimer zweimal täglich leeren. Er hat den Mann gesehen und es komisch gefunden, dass jemand gute Handschuhe einfach wegwirft.«
    » Hat der Mann ihn bemerkt?«
    » Glaube ich nicht. Sonst hätte er die Handschuhe kaum liegen lassen.«
    » Und das ist der Mann, der wegen des Mordes angeklagt ist?«
    » Ja, ich glaube schon. Mein Cousin ist sich ziemlich sicher. Er hat ihn im Fernsehen gesehen.«
    » Warum hat er die Handschuhe behalten?«
    » Die Arbeiter da draußen durchsuchen den Müll nach brauchbaren Sachen. Mein Cousin hat die Handschuhe an sich genommen, aber nach ein paar Tagen ist er misstrauisch geworden. Auf dem Golfplatz wird viel getratscht, und da hat er wohl was über die Tote gehört. Deswegen hat er die Handschuhe versteckt. Jetzt hat er Angst und glaubt, die Polizei beobachtet ihn. Wenn sie die Handschuhe bei ihm finden, wer weiß? Er hat Angst, dass er Schwierigkeiten bekommt.«
    » Die Polizei beobachtet ihn aber nicht.«
    » Ich richte ihm das aus.«
    Nach einer langen Pause deutete Theo mit dem Kopf auf die Handschuhe, die er immer noch nicht zu berühren wagte. » Und was machen wir damit?«
    » Ich behalte sie jedenfalls nicht.«
    » Das hatte ich befürchtet.«
    » Du weißt doch, was zu tun ist, Theo, oder?«
    » Ich habe keine Ahnung. Im Augenblick frage ich mich nur, wie ich in diesen Schlamassel reingeraten bin.«
    » Kannst du sie nicht einfach auf der Polizeidienststelle abgeben?«
    Theo biss sich auf die Zunge, damit ihm nicht ein oder zwei sarkastische oder gar boshafte Bemerkungen entschlüpften. Wie sollte Julio auch das System verstehen? Ja, Julio, ich laufe schnell zur Polizeidienststelle, gebe am Empfang eine Tüte mit zwei Golfhandschuhen ab, erkläre, dass sie dem netten Mann gehören, der gerade wegen Mordes an seiner Frau vor Gericht steht, und der sie auch tatsächlich umgebracht hat. Ich, Theo Boone, kenne nämlich die Wahrheit, weil ich aus unerfindlichen Gründen mit einem Schlüsselzeugen gesprochen habe, von dem sonst keiner weiß, und können Sie die Handschuhe bitte einem Detective von der Mordkommission geben, aber erwähnen Sie nicht, von wem Sie sie

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