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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und zu beobachten.
    » Wenn es eine Garagenwohnung ist, lebt der Vermieter wahrscheinlich gleich nebenan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so jemand an Leute aus El Salvador oder andere Ausländer vermietet«, gab Mr. Boone zu bedenken. Er lud Rührei auf einen Teller, legte einen getoasteten Weizenmuffin dazu und stellte das Ganze Theo hin, der sich leise bedankte. Endlich landete auch Ei in Judges Napf.
    Theo nahm einen Bissen, kaute bedächtig und lauschte auf die Stille. Es ärgerte ihn, dass sich kein Mensch für seine Meinung zu diesem Gespräch interessierte. Die Eier waren zu matschig.
    » Sind wir auf Wohnungssuche?«, fragte er schließlich.
    Ike grunzte zustimmend.
    Salvadorianer. Obdachlosenunterkunft. Die Hinweise verdichteten sich.
    » Woods«, sagte Mrs. Boone, die immer noch tippte. » Nick Wetzel befasst sich mit Einwanderungsrecht. Ist das ein renommierter Anwalt? Ich kenne ihn nicht persönlich.«
    » Macht viel Werbung«, erwiderte Mr. Boone. » Früher hat er sich im Fernsehen als Anwalt für Verkehrsunfälle angedient. Von dem würde ich die Finger lassen.«
    » Nur zwei Anwälte am Ort erwähnen in ihren Anzeigen überhaupt Einwanderungsrecht«, sagte sie.
    » Sprich mit beiden«, riet Ike.
    » Das werde ich wohl müssen.«
    » Was ist hier eigentlich los?«, fragte Theo schließlich.
    » Wir haben heute noch viel vor, Theo«, sagte sein Vater, während er sich mit einer Tasse Kaffee an den Tisch setzte. » Wir beide haben heute ein wichtiges Golfspiel.«
    Theo konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sie spielten fast jeden Samstag, aber in den letzten Tagen hatte Theo das völlig vergessen. Wie der Rest der Stadt war er davon ausgegangen, dass die Verhandlung am Samstag fortgesetzt werden würde, und er hatte fest vorgehabt, im Sitzungssaal zu sein.
    » Super. Wann?«
    » Wir fahren in einer halben Stunde.«
    Dreißig Minuten später luden sie ihre Schläger in den Kofferraum von Mr. Boones Geländewagen und unterhielten sich über das schöne Wetter. Es war ein wolkenloser Tag Mitte April, es sollte bis zu einundzwanzig Grad warm werden, die Azaleen blühten, und die Nachbarn buddelten in ihren Blumenbeeten.
    » Dad, wo fahren wir hin?«, fragte Theo nach ein paar Minuten. Sie waren eindeutig nicht zum städtischen Golfplatz unterwegs, dem einzigen, auf dem sie je gespielt hatten.
    » Heute probieren wir mal einen neuen Platz aus.«
    » Welchen?« Soweit Theo bekannt war, gab es in der Gegend nur drei.
    » Waverly Creek.«
    Das musste Theo erst verdauen. » Tolle Idee, Dad«, sagte er dann. » Ein Ortstermin.«
    » So in der Art. Ich habe einen Mandanten, der da draußen wohnt und uns eingeladen hat. Er wird aber selbst nicht da sein. Nur wir beide. Wir spielen auf dem Creek Course, da ist es nicht so voll.«
    Zehn Minuten später hielten sie an der pompösen Einfahrt zu Waverly Creek. Eine massive Steinmauer säumte die Straße bis zu einer Kurve, hinter der sie nicht mehr zu sehen war. Schwere Tore versperrten den Weg. Ein Mann in Uniform kam aus dem Pförtnerhaus und trat an den Wagen, als Mr. Boone anhielt und das Fenster runterließ.
    » Guten Morgen«, sagte der mit einem Klemmbrett bewaffnete Wachmann lächelnd.
    » Guten Morgen. Mein Name ist Woods Boone. Ich komme zum Golf spielen. Abschlagszeit 10 . 40 Uhr. Wir sind Gäste von Max Kilpatrick.«
    Der Wachmann prüfte seine Liste. » Herzlich willkommen, Mr. Boone«, sagte er und gab Mr. Boone eine leuchtend gelbe Karte. » Legen Sie die hinter die Windschutzscheibe. Viel Erfolg!«
    » Danke!«, gab Mr. Boone zurück, und die Tore fingen an, sich zu öffnen.
    Theo war vor einigen Jahren schon einmal hier gewesen, zur Geburtstagsfeier eines Freundes, der aber inzwischen weggezogen war. Er erinnerte sich an die großen Häuser, langen Einfahrten, teuren Autos und gepflegten Rasenflächen. Sie fuhren über eine schmale Straße mit Schatten spendenden alten Bäumen und passierten ein paar Fairways. Der Platz war wie geleckt und hätte direkt aus einem Golfmagazin stammen können. An jedem Abschlag übten Golfer ihren Schwung, und auf jedem Grün beugten sich Spieler über ihre Putter. Theo wurde allmählich nervös. Er spielte leidenschaftlich gern achtzehn Löcher mit seinem Dad, wenn auf dem Platz nicht viel los war, aber er hasste es, wenn er versuchte, den Ball zu treffen, während der nächste Flight schon ungeduldig wartete.
    Im Clubhaus ging es hektisch zu. Bei diesem schönen Wetter waren Dutzende von Golfern unterwegs. Mr.

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