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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Äh, natürlich. Von mir aus.«
    » Haben Sie diese Wohnung je gesehen, Mr. Duffy?«
    Duffy war verwirrt und offenkundig ins Schleudern geraten. Er warf einen Blick in Richtung Geschworene und lächelte angespannt, bevor er antwortete. » Ja, ich habe da ein paarmal übernachtet.«
    » Allein?«, blaffte Hogan. Das Timing war perfekt, das Misstrauen spürbar.
    » Natürlich war ich allein. Ich hatte geschäftlich dort zu tun, es wurde spät, deswegen habe ich in der Wohnung übernachtet.«
    » Sehr praktisch. Wer zahlt die Miete?«
    » Das weiß ich nicht. Da müssen Sie Mrs. Maze fragen.«
    » Mr. Duffy, Sie wollen also den Geschworenen erzählen, dass Sie diese Wohnung nicht angemietet haben und nicht die Miete bezahlen?«
    » Das ist richtig.«
    » Und Sie haben nur wenige Male dort übernachtet?«
    » Das stimmt.«
    » Und die Anmietung dieser Wohnung hatte nichts mit den Problemen zu tun, die Sie und Mrs. Duffy hatten?«
    » Nein. Ich sage doch, ich habe die Wohnung nicht gemietet.«
    Für Theo, der die Wahrheit kannte, war Pete Duffys Aufrichtigkeit ernsthaft infrage gestellt. Es schien offensichtlich, dass er bezüglich der Wohnung log. Und wenn er in einem Punkt log, dann bestimmt auch in anderen.
    Es lag auf der Hand, dass Jack Hogan nicht beweisen konnte, wie oft Duffy die Wohnung benutzt hatte. Er ging zum Thema Golf über, und das Kreuzverhör verlor an Schwung. Duffy wusste viel mehr über Golf als der Staatsanwalt, und die beiden stritten und zankten vielleicht eine Stunde lang.
    Es war schon fast sechs, als sich Jack Hogan schließlich setzte.
    Richter Gantry verlor keine Zeit. » Ich habe beschlossen, morgen nicht verhandeln zu lassen. Die Geschworenen brauchen eine Pause. Ich wünsche Ihnen ein ruhiges, erholsames Wochenende. Wir sehen uns Montagmorgen um neun. Dann werden wir die Schlussplädoyers hören, danach geht der Fall an Sie. Ihre Verhaltensregeln sind dieselben wie immer. Sprechen Sie nicht über diesen Fall. Sollte jemand mit Ihnen Kontakt aufnehmen und versuchen, über den Fall zu reden, benachrichtigen Sie mich bitte sofort. Danke für Ihre Arbeit. Bis Montag.«
    Die Gerichtsdiener führten die Geschworenen durch eine Seitentür hinaus. Als sie gegangen waren, sah Richter Gantry Staatsanwalt und Verteidiger an. » Sonst noch etwas, meine Herren?«
    Jack Hogan erhob sich. » Im Augenblick nicht, Euer Ehren.«
    Clifford Nance stand auf und schüttelte den Kopf.
    » Gut. Die Verhandlung wird vertagt auf Montagmorgen 9 . 00 Uhr.«

Achtzehn
    Zum ersten Mal seit Tagen schlief Theo gut. Er wachte am Samstag erst spät auf, und als er und Judge nach unten gewankt kamen, tagte in der Küche eine Art Familienrat. Sein Vater stand am Herd und machte Rührei. Seine Mutter saß, noch im Bademantel, am einen Ende des Tisches, tippte auf ihrem Laptop und studierte den Monitor. Und Ike, der, soweit Theo bekannt war, in den dreizehn Jahren von Theos irdischer Existenz noch nie im Haus gewesen war, saß am anderen Ende des Tisches vor der ausgebreiteten Morgenzeitung, ging die Kleinanzeigen durch und machte sich Notizen. Er trug einen verblichenen orangefarbenen Jogginganzug und ein altes Yankees-Cap. Frühstücksgeruch lag in der Luft. Offenbar war Theo mitten in ein Gespräch geplatzt, das noch nicht beendet war. Judge marschierte schnurstracks zum Herd und fing routiniert an zu betteln.
    Verschiedene Varianten von » Guten Morgen« wurden ausgetauscht. Theo ging zum Herd und sah sich das Angebot an.
    » Nur Rührei«, sagte sein Vater. Er kochte noch seltener als Theos Mutter, und Theo fand, die Eier sahen noch nicht durch aus. Er goss sich Grapefruitsaft ein und setzte sich an den Tisch.
    Niemand sprach, bis sich Ike zu Wort meldete. » Hier ist eine Dreizimmer-Garagenwohnung in Millmont. Sechshundert pro Monat. Das ist kein schlechtes Viertel.«
    » Millmont ist okay«, meinte Mr. Boone.
    » Sie verdient sieben Dollar die Stunde und arbeitet dreißig Stunden pro Woche«, sagte Mrs. Boone, ohne aufzusehen. » Wenn sie ihre Steuern bezahlt und das Notwendigste gekauft hat, bleiben vielleicht dreihundert Dollar pro Monat für die Miete übrig– wenn sie Glück hat. Sie kann sich das nicht leisten. Deswegen leben sie ja auch in der Obdachlosenunterkunft.«
    » Und wo willst du eine Wohnung für dreihundert Dollar im Monat finden?«, erkundigte sich Ike etwas gereizt, ebenfalls ohne aufzusehen. Im Moment nahm überhaupt keiner Blickkontakt mit den anderen auf.
    Theo beschränkte sich darauf, zuzuhören

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