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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Luftkarten vom Golfplatz«, sagte Mr. Boone, während sie im Schneckentempo über den Golfplatz rollten.
    » Ja, stimmt. In der Kanzlei.«
    » Glaubst du, du findest die Stelle, wo sich unser Zeuge versteckt hatte?«
    » Vielleicht. Da drüben muss es sein.« Theo deutete auf ein dichtes Wäldchen auf der anderen Seite des Fairways. Sie fuhren an den Rand der Baumgruppe, stiegen aus und stapften umher wie Golfer, die nach einem misslungenen Schlag ihren Ball nicht mehr finden können. Ein ausgetrocknetes Bachbett zog sich durch das Wäldchen, und auf der einen Seite erhob sich eine kurze Stützwand aus zwanzig mal zwanzig Zentimeter dicken, imprägnierten Bohlen. Der ideale Platz, um ungestört ein einsames Mittagessen zu verzehren.
    » Das könnte es sein.« Theo deutete auf die Stelle. » Er hat gesagt, er hat auf einem Balken gesessen und freie Sicht aufs Haus gehabt.«
    Theo und Mr. Boone ließen sich auf den Bohlen nieder. Die Sicht auf die Rückseite des Hauses der Duffys war völlig frei. » Was glaubst du, wie weit ist das?«, fragte Theo.
    » Hundert Meter«, erwiderte Mr. Boone ohne jedes Zögern. Als Golfer fiel es ihm leicht, Entfernungen zu schätzen. » Ein tolles Versteck. Hier sieht einen keiner. Niemand würde hinter den Bäumen suchen.«
    » Auf der Luftaufnahme ist gleich da drüben, hinter den Bäumen, der Geräteschuppen zu erkennen.« Theo deutete in die vom Fairway abgewandte Richtung. » Der Cousin hat gesagt, die Arbeiter treffen sich um halb zwölf zum Mittagessen am Schuppen. Er hat sich meistens abgesetzt, um allein zu essen. Da war er wohl hier.«
    » Ich habe eine Kamera dabei. Lass uns Fotos machen.« Mr. Boone holte eine kleine Digitalkamera aus seinem Golfbag. Er fotografierte das Wäldchen, das Bachbett und die Stützwand, dann drehte er sich um und machte Aufnahmen vom Fairway und den Häusern auf der anderen Seite.
    » Wofür sind die Fotos?«, wollte Theo wissen.
    » Vielleicht brauchen wir sie noch.«
    Sie fotografierten ein paar Minuten lang, bevor sie das Wäldchen verließen. Als sie schon fast wieder am Golfcart waren, warf Theo einen Blick auf die andere Seite des Fairways. Pete Duffy stand auf seiner Terrasse und beobachtete sie durch ein Fernglas. Andere Golfer gab es nicht.
    » Dad«, sagte Theo leise.
    » Ich sehe ihn«, erwiderte Mr. Boone. » Lass uns die Bälle spielen.«
    Sie versuchten, Duffy zu ignorieren, und führten den zweiten Schlag aus. Keiner der Bälle landete auch nur annähernd in der Nähe des Grüns. Eilig sprangen sie in das Cart und fuhren weg. Pete Duffy ließ das Fernglas nicht einen Augenblick lang sinken.
    Sie brauchten für die neun Löcher zwei Stunden und beschlossen dann, mit dem Cart North Nine und South Nine zu inspizieren. Waverly Creek war eine eindrucksvolle Anlage: prächtige Häuser, die sich an die Fairways schmiegten, teure Eigentumswohnungen, die einen kleinen See säumten, ein Spielplatz, Rad- und Joggingwege, die die Cartwege kreuzten, und vor allem wunderschöne Fairways.
    Als sie sich Nummer vierzehn näherten, schlug gerade ein Vierer-Flight ab. Die Golfetikette verlangte Ruhe am Abschlag, und Mr. Boone hielt das Cart an, bevor er und Theo in Sichtweite kamen. Als die Golfer weiterzogen, fuhr Mr. Boone näher heran. Es gab einen Wasserspender, einen Mülleimer und einen Ballreiniger am Rand des Cartwegs neben einer Buchsbaumhecke.
    » Julio sagt, sein Cousin hat gesehen, wie der Mann die Handschuhe in den Mülleimer bei Nummer vierzehn geworfen hat. Das muss er sein.«
    » Der Cousin hat dir das nicht selbst erzählt?«, fragte Mr. Boone.
    » Nein. Ich habe nur einmal mit ihm gesprochen, Mittwochabend in der Obdachlosenunterkunft. Am Abend darauf ist Julio mit den Handschuhen in die Kanzlei gekommen.«
    » Wir haben also keine Ahnung, wo der Cousin war und wie oder warum er gesehen hat, wie der Mann die Handschuhe hier bei vierzehn weggeworfen hat?«
    » Eigentlich nicht.«
    » Und wir wissen auch nicht, warum der Cousin die Handschuhe an sich genommen hat?«
    » Julio meint, die Jungen, die hier arbeiten, durchwühlen grundsätzlich den Müll.«
    In aller Eile machten sie ein paar Fotos und zogen weiter, als sich ein weiterer Vierer-Flight näherte.

Neunzehn
    Nach dem Golfspiel fuhren Theo und sein Vater in der Obdachlosenunterkunft in der Highland Street vorbei, um nach Julio und seinen jüngeren Geschwistern zu sehen. Carola Peña war Tellerwäscherin in einem Hotel in der Innenstadt und arbeitete jeden Samstag, was

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