Theo Boone und der unsichtbare Zeuge
Markt war. Der geforderte Preis lag bei sechshunderttausend Dollar, die Hypothek bei der State Bank belief sich auf fünfhundertfünfzigtausend Dollar. Verkauft wurde die Lagerhalle schließlich für knapp über vierhunderttausend.« Hogan fuchtelte mit den Papieren, während er sprach. » Stimmen Sie mir zu, Mr. Duffy?«
» Das klingt plausibel.«
» Sie haben bei dem Verkauf also ziemlich viel Geld verloren, Mr. Duffy?«
» Ich habe schon bessere Geschäfte gemacht.«
» Mussten Sie die Lagerhalle um jeden Preis loswerden?«
» Nein.«
» Brauchten Sie Bargeld, Mr. Duffy?«
Der Zeuge wurde unruhig und schien sich unbehaglich zu fühlen. » Wir, meine Partner und ich, mussten die Lagerhalle verkaufen.«
In den nächsten zwanzig Minuten nahm Hogan Pete Duffy und seine Partner mit ihren Finanzproblemen auseinander. Duffy weigerte sich zuzugeben, dass er » um jeden Preis« hatte verkaufen müssen. Aber als das Kreuzverhör härter wurde, kristallisierte sich heraus, dass der Zeuge darauf angewiesen gewesen war, ein Geschäft durch das andere zu finanzieren. Hogan konnte das mehr als ausreichend dokumentieren. Er legte Kopien von zwei Klagen vor, die frühere Partner von Pete Duffy gegen ihn angestrengt hatten. Er grillte den Zeugen bezüglich der in diesen Klagen erhobenen Vorwürfe. Duffy blieb eisern dabei, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, und die Anschuldigungen seien völlig aus der Luft gegriffen. Er gab offen zu, dass sein Geschäft nicht besonders gut gelaufen war, beharrte aber darauf, dass er weit von der Zahlungsunfähigkeit entfernt gewesen sei.
Jack Hogan gelang es meisterhaft, Duffy als zwielichtigen Geschäftemacher darzustellen, dem das Geld ausgegangen war und dem die Gläubiger im Nacken saßen. Trotzdem schien es weit hergeholt, daraus ein Motiv für den Mord ableiten zu wollen.
Hogan wechselte das Thema, um sich für einen weiteren vernichtenden Schlag in Stellung zu bringen. Höflich erkundigte er sich nach der kriselnden Ehe der Duffys.
» Mr. Duffy, Sie haben ausgesagt, dass Sie sogar ausgezogen sind. Ist das korrekt?«, fragte er nach ein paar harmlosen Fragen.
» Ja.«
» Und diese Trennung hat einen Monat gedauert?«
» Ich würde es nicht als Trennung bezeichnen. So haben wir das nie genannt.«
» Wie haben Sie es denn genannt?«
» Wir haben uns nicht die Mühe gemacht, eine Bezeichnung dafür zu finden.«
» Verstehe. Wann sind Sie ausgezogen?«
» Ich habe nicht Protokoll geführt, aber irgendwann im Juli letzten Jahres.«
» Etwa drei Monate vor dem Mord?«
» So ungefähr.«
» Wo haben Sie denn gewohnt, nachdem Sie ausgezogen waren?«
» Ich bin gar nicht offiziell ausgezogen. Ich habe einfach ein paar Sachen gepackt und bin gegangen.«
» Okay, und wohin sind Sie gegangen?«
» Ich habe einige Nächte im Marriott ein paar Straßen weiter verbracht. Ein paarmal habe ich bei einem meiner Geschäftspartner übernachtet. Er ist geschieden und lebt allein. Es war kein sehr schöner Monat.«
» Sie waren also mal hier, mal da? Etwa einen Monat lang?«
» Das stimmt.«
» Danach sind Sie wieder zu Hause eingezogen, haben sich mit Mrs. Duffy versöhnt und lebten glücklich und zufrieden, bis sie ermordet wurde?«
» Ist das eine Frage?«
» Streichen Sie das. Hier ist eine Frage an Sie, Mr. Duffy.« Jack Hogan schwenkte erneut Papiere. Er reichte dem Zeugen ein Dokument. Nach einem Blick darauf wurde Pete Duffy blass.
» Erkennen Sie das, Mr. Duffy?«
» Äh, ich weiß nicht so genau.« Duffy blätterte eine Seite um und versuchte offenkundig, Zeit zu gewinnen.
» Lassen Sie mich Ihnen auf die Sprünge helfen. Das ist ein vierseitiger Mietvertrag für eine Wohnung in Weeksburg, fünfzig Kilometer von hier. Eine hübsche möblierte Drei-Zimmer-Wohnung in einem schicken Haus für zweitausend Dollar pro Monat. Kommt Ihnen das bekannt vor, Mr. Duffy?«
» Eigentlich nicht. Ich, äh…«
» Ein Mietvertrag für ein Jahr, beginnend letzten Juni.«
Duffy zuckte die Achseln, als hätte er keine Ahnung. » Ich habe das nicht unterschrieben.«
» Nein, aber Ihre Sekretärin, eine gewisse Judith Maze. Mrs. Maze lebt seit zwanzig Jahren mit ihrem Ehemann hier in Strattenburg. Stimmt das, Mr. Duffy?«
» Wenn Sie das sagen. Auf jeden Fall ist sie meine Sekretärin.«
» Warum sollte sie einen Mietvertrag für solch eine Wohnung abschließen?«
» Keine Ahnung. Fragen Sie sie doch selbst.«
» Mr. Duffy, soll ich sie wirklich als Zeugin aufrufen?«
»
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