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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Beherrschung ringend, rieb er sich die feuchten Augen und stammelte immer wieder » Entschuldigung, Entschuldigung«. Es war sehr bewegend. Theo beobachtete die Gesichter der Geschworenen. Nichts als Mitgefühl und Sympathie. Duffy weinte um sein Leben, und es zeigte Wirkung.
    Während sein Mandant versuchte, sich zu sammeln, entschied Clifford Nance, dass er ausreichend Punkte gesammelt hatte. » Keine weiteren Fragen, Euer Ehren«, verkündete er. » Ihr Zeuge, Mr. Hogan.«
    Der Staatsanwalt erhob sich umgehend. » Darf ich eine kurze Pause vorschlagen, Euer Ehren?« Eine Pause würde den Schwung aus der Sache nehmen, die Geschworenen von der emotionalen Aussage ablenken, die sie gerade gehört hatten. Außerdem war es kurz nach halb vier. Alle brauchten eine Pause.
    » Fünfzehn Minuten«, sagte Richter Gantry. » Dann fangen wir mit dem Kreuzverhör an.«
    Aus den fünfzehn Minuten wurden dreißig.
    » Er spielt auf Zeit«, meinte Ike. » Es ist Freitagnachmittag. Alle sind müde. Er wird die Geschworenen nach Hause schicken und am Montag weiterverhandeln lassen.«
    » Ich weiß nicht«, meinte Woods Boone. » Vielleicht lässt er die Schlussplädoyers noch heute Nachmittag halten.«
    Sie standen im Gang in der Nähe der Getränkeautomaten zusammen. Andere Zuschauergrüppchen warteten ebenfalls und sahen immer wieder auf die Uhren an den Wänden. Omar Cheepe tauchte auf und hatte offenbar Durst. Er warf ein paar Münzen in einen Automaten, wählte mit einem Seitenblick auf die Boones sein Getränk und nahm die Dose aus dem Ausgabeschlitz.
    » Hogan wird ihn nicht zu fassen kriegen«, fuhr Ike fort. » Der Kerl ist glatt wie ein Aal.«
    » Die Geschworenen werden keine Stunde brauchen, um ihn für nicht schuldig zu befinden«, sagte Woods.
    » Der wird freigesprochen«, glaubte auch Theo.
    » Ich muss wirklich wieder ins Büro«, erklärte Woods.
    » Ich auch«, pflichtete Ike bei. Typisch Boone.
    Doch keiner der beiden rührte sich, weil sie beide das Ende der Verhandlung miterleben wollten. Theo war einfach froh, dass alle zusammen waren und diskutierten, eine echte Seltenheit.
    In die Menge im Gang geriet Bewegung, und die Zuschauer strömten zurück in den Saal. Ein paar waren während der Pause gegangen. Es war schließlich Freitagnachmittag.
    Als alle wieder saßen und Ruhe eingekehrt war, nahm Richter Gantry seinen Platz am Richtertisch ein und nickte Jack Hogan zu. Es war Zeit für das Kreuzverhör. Wenn sich die Staatsanwaltschaft einen Angeklagten vorknöpfte, ging es meistens hart zur Sache.
    Jack Hogan ging zum Zeugenstand und reichte Pete Duffy ein Dokument. » Erkennen Sie das, Mr. Duffy?«, fragte Hogan. Seine Stimme triefte nur so vor Misstrauen.
    Duffy ließ sich Zeit, blätterte und studierte mehrere Seiten des Dokuments, Vorder- und Rückseite. » Ja«, sagte er schließlich.
    » Bitte sagen Sie den Geschworenen, worum es sich handelt.«
    » Um die Ankündigung einer Zwangsvollstreckung.«
    » Für welche Immobilie?«
    » Für das Rix Road Shopping Center.«
    » Hier in Strattenburg?«
    » Ja.«
    » Und das Rix Road Shopping Center gehört Ihnen?«
    » Ja. Mir und einem Partner.«
    » Und die Bank hat Ihnen im September letzten Jahres die Ankündigung der Zwangsvollstreckung geschickt, weil Sie mit Ihren vierteljährlichen Hypothekenzahlungen im Rückstand waren. Ist das richtig?«
    » Wenn die Bank das sagt.«
    » Sind Sie anderer Ansicht, Mr. Duffy? Wollen Sie den Geschworenen erzählen, dass Sie im September letzten Jahres nicht mit den Hypothekenzahlungen für diese Immobilie im Rückstand waren?« Jack Hogan wedelte bei dieser Frage mit weiteren Papieren, als wäre die Tatsache mehr als hinreichend belegt.
    Duffy zögerte und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. » Ja, wir waren mit den Zahlungen im Rückstand.«
    » Und wie viel hat Ihnen die Bank für diese Immobilie geliehen?«
    » Zweihunderttausend Dollar.«
    » Zweihunderttausend Dollar«, wiederholte Hogan und sah die Geschworenen an. Dann ging er zu seinem Tisch, legte das eine Bündel Papiere ab und griff nach dem nächsten. » Mr. Duffy, hat Ihnen eine Lagerhalle in der Wolf Street im Gewerbegebiet von Strattenburg gehört?«
    » Ja. Zusammen mit zwei Partnern.«
    » Diese Lagerhalle haben Sie verkauft?«
    » Ja.«
    » Der Verkauf ist letzten September erfolgt?«
    » Wenn Sie das sagen. Die Papiere liegen Ihnen doch bestimmt vor.«
    » So ist es. Und aus meinen Unterlagen geht hervor, dass die Lagerhalle ein Jahr lang auf dem

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