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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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fragte Mrs. Boone.
    » Nein.«
    » Wahrscheinlich liegt es auf dem Grund eines Sees da draußen auf dem Golfplatz«, bemerkte Ike mit einem zynischen Grinsen.
    » Da hast du wohl recht«, sagte Richter Gantry zur allgemeinen Überraschung. Der unerschütterliche Unparteiische, der stets neutral blieb, hatte seine Karten auf den Tisch gelegt. Er hielt Pete Duffy also auch für schuldig.
    » Was ist mit den Handschuhen?«, erkundigte er sich.
    Theo griff nach einem kleinen braunen Karton, stellte ihn auf den Tisch und holte den Ziplock-Beutel mit den beiden Golfhandschuhen heraus. Er legte ihn vor Richter Gantry auf den Tisch und starrte das Beweismittel ein oder zwei Sekunden lang an, als wäre es ein blutiges Schlachtermesser. Dann betätigte er eine Taste, und ein weiteres Foto erschien auf dem Bildschirm. » Das ist der Abschlag am vierzehnten Loch auf dem South Nine. Der Zeuge reparierte gerade eine Rasensprengerdüse hier oben, auf der kleinen Anhöhe über dem Abschlag, als er sah, wie der Mann, derselbe Mann, diese beiden Handschuhe aus seiner Golftasche holte und in den Müll warf.«
    » Eine Frage«, unterbrach Richter Gantry. » Hat der Mann andere Handschuhe getragen, als er die hier in den Müll geworfen hat?«
    Den Boones wurde klar, dass der Richter jede Einzelheit der Schilderung messerscharf analysiert hatte.
    » Die Frage habe ich ihm nie gestellt«, gab Theo zu.
    » Wahrscheinlich schon«, meinte Woods. » Viele Golfer haben Ersatzhandschuhe in der Tasche.«
    » Warum ist das wichtig?«, fragte Mrs. Boone.
    » Vielleicht ist es das gar nicht. Im Augenblick bin ich nur sehr neugierig, Marcella.«
    Eine lange Pause trat ein. Alle schienen dasselbe zu denken, aber niemand wollte es aussprechen.
    » Richter Gantry, Sie können den Zeugen doch selbst fragen«, meinte Theo schließlich.
    » Er ist also hier?«
    » Ja, Sir.«
    » In meinem Büro, Henry«, ergänzte Mrs. Boone. » Er wird jetzt von der Kanzlei Boone vertreten.«
    » Auch von Theo?«, fragte Richter Gantry, was alle zum Lachen brachte.
    » Henry, du musst uns versprechen, dass er nicht verhaftet oder irgendwie belangt wird«, verlangte Mr. Boone.
    » Ihr habt mein Wort«, erwiderte Richter Gantry.
    Bobby Escobar saß dem Richter gegenüber am Tisch. Links von ihm hatte Julio, sein Cousin und Dolmetscher, Platz genommen, rechts von ihm seine Tante Carola.
    Es war das reinste Familientreffen: Hector und Rita sahen nämlich in Mrs. Boones Büro fern.
    Theo begann seine direkte Befragung mit der Luftaufnahme vom sechsten Fairway auf dem Creek Course. Mit dem roten Laserlicht bezeichneten er und Bobby genau die Stelle, wo dieser Mittagspause gemacht hatte. Dann wechselte Theo das Foto, stellte gezielte Fragen und ließ Julio ausreichend Zeit, sie zu übersetzen. Die Aussage entwickelte sich zu einer schlüssigen Schilderung.
    Theos Eltern und Ike lehnten sich zurück und sahen voller Stolz zu, hielten sich aber bereit, um jederzeit eingreifen zu können, falls ihm ein Fehler unterlief.
    Als die Fakten geklärt waren und Bobby sich als zuverlässiger Zeuge erwiesen hatte, kam Richter Gantry auf den Punkt. » Kann er den Mann identifizieren?«
    Da Bobby Pete Duffy nie begegnet war, konnte er nicht sagen, ob er der Mann war, der ins Haus gegangen war. Er wusste jedoch, dass der Mann einen schwarzen Pullover, eine hellbraune Freizeithose und eine rotbraune Golfmütze getragen hatte, genau wie Pete Duffy zum Tatzeitpunkt. Theo ließ eine Reihe Fotos von Pete Duffy durchlaufen, die alle aus der Zeitung stammten. Bobby konnte nur sagen, dass der Mann auf den Bildern definitiv so ähnlich aussah wie der, den er beobachtet hatte. Auf einen weiteren Tastendruck von Theo wurden drei kurze Videosequenzen abgespielt, die er aneinandergefügt hatte und die Pete Duffy zeigten, wie er das Gericht betrat oder wieder herauskam. Auch diesmal war Bobby fast sicher, dass es sich um den betreffenden Mann handelte.
    Und dann platzte der Knoten. Die Anklage hatte als Beweismittel zweiundzwanzig Fotos des Tatorts, des Hauses und seiner Umgebung vorgelegt. Eines der Fotos, Beweismittel Nummer fünfzehn, war von einem Punkt nah am Rand des Fairways aufgenommen. Es zeigte die Rückseite von Duffys Haus, die Terrasse, die Fenster, die Terrassentür, und ganz rechts standen zwei uniformierte Polizeibeamte neben einem Golfcart. Im Golfcart saß Pete Duffy, der benommen und verstört wirkte. Das Foto war offenbar nur wenige Minuten, nachdem er vom Clubhaus nach Hause gerast war,

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