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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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überzeugen.«
    » Versprochen, dass er nicht ins Gefängnis muss?«
    » Versprochen.«
    » Aber er muss mit der Polizei reden?«
    » Vielleicht nicht mit der Polizei, aber mit irgendwem, der mit dem Prozess zu tun hat. Vielleicht mit dem Richter, das weiß ich nicht. Aber Bobby muss sich unbedingt melden. Er ist der wichtigste Zeuge in diesem Mordprozess.«
    Julio stützte die Ellbogen auf die Knie und legte den Kopf in beide Hände. Er ließ die Schultern hängen, so schwer lasteten Theos Vorschläge und Pläne auf ihm. Lange Zeit sagte keiner ein Wort. Theo sah Hector und Rita in der Ferne mit seiner Mutter reden und Eis essen. Woods und Ike waren ins Gespräch vertieft, bei den beiden eine Seltenheit. Das Spiel lief zäh.
    » Was soll ich tun?«, fragte Julio.
    » Sprich mit deiner Mutter. Dann redet ihr beide mit Bobby. Wir müssen uns morgen treffen, alle zusammen.«
    » Okay.«

Zwanzig
    Theo saß im Fernsehzimmer und sah sich im Kabelfernsehen einen Film an, als das Handy in seiner Tasche vibrierte. Es war 20 . 35 Uhr am Samstagabend, und der Anruf kam aus der Obdachlosenunterkunft. Er klappte das Gerät auf und meldete sich. » Hallo.«
    » Theo?«, fragte Julios unverwechselbare Stimme.
    » Ja, Julio, was gibt’s?« Theo schaltete den Fernseher stumm. Sein Vater las im » Herrenzimmer« einen Roman, und seine Mutter lag oben im Bett, trank grünen Tee und arbeitete sich durch einen Stapel juristischer Dokumente.
    » Ich habe mit Bobby geredet«, sagte Julio. » Der hat eine Scheißangst. In Quarry waren heute überall Polizisten, die die Ausweise kontrolliert und die Leute schikaniert haben. Zwei Jungen aus Guatemala haben sie mitgenommen, beides Illegale. Bobby glaubt, sie sind hinter ihm her.«
    Theo ging zum Zimmer seines Vaters, während er redete. » Hör mal, Julio, falls die Polizei hinter Bobby her ist, hat das nichts mit dem Mordprozess zu tun. Das verspreche ich dir.« Theo stellte sich neben seinen Vater, der sein Buch zuklappte und aufmerksam lauschte.
    » Sie waren bei ihm zu Hause, aber er hat sich ein paar Häuser weiter versteckt.«
    » Hast du mit ihm geredet, Julio? Hast du ihm gesagt, was wir heute im Stadion besprochen haben?«
    » Ja.«
    » Und was hat er gesagt?«
    » Im Augenblick hat er zu viel Angst, Theo. Er versteht nicht, wie die Dinge hier laufen. Wenn er einen Polizisten sieht, befürchtet er das Schlimmste, verstehst du? Er denkt, er muss ins Gefängnis, verliert seinen Job, sein Geld, wird nach Hause geschickt.«
    » Julio, hör mir gut zu.« Stirnrunzelnd sah Theo seinen Vater an. » Er muss mit der Polizei gar nichts zu tun haben. Wenn er mir und meinen Eltern vertraut, ist er in Sicherheit. Hast du ihm das erklärt?«
    » Ja.«
    » Hat er es verstanden?«
    » Das weiß ich nicht, Theo. Aber er will mit dir reden.«
    » Super. Ich spreche mit ihm.« Theo nickte seinem Vater zu, und sein Vater nickte zurück. » Wann und wo?«
    » Heute Abend ist er ständig unterwegs, weil er nicht nach Hause will. Er hat Angst, dass die Polizei mitten in der Nacht zurückkommt und ihn verhaftet. Aber ich kann ihn erreichen.«
    Theo hätte fast gefragt, wie, verkniff es sich aber. » Ich finde, wir müssen heute Abend noch über die Sache sprechen.«
    Sein Vater nickte erneut.
    » Okay. Was soll ich ihm ausrichten?«
    » Sag ihm, er soll mich irgendwo treffen.«
    » Wo?«
    Theo fiel auf die Schnelle nichts ein, aber sein Vater war ihm einen Schritt voraus. » Truman Park, am Karussell«, flüsterte er.
    » Was ist mit Truman Park?«, fragte Theo.
    » Wo ist das?«
    » Das ist die große Grünanlage am Ende der Main Street mit Springbrunnen und Statuen und so Zeug. Truman Park findet jeder.«
    » Okay.«
    » Sag ihm, er soll um halb zehn da sein, in etwa einer Stunde. Wir treffen uns am Karussell.«
    » Was ist ein Karussell?«
    » So ein buntes Ding für kleine Kinder und ihre Mütter, das sich dreht, mit Ponyfiguren zum Draufsitzen und lauter Musik.«
    » Das habe ich schon mal gesehen.«
    » Gut. Halb zehn.«
    Das Karussell drehte sich auch spät am Abend noch langsam. Aus den betagten Lautsprechern dröhnte der Disneysong » It’s a Small World«. Ein paar Kleinkinder und ihre Mütter hielten sich an den Stangen fest, die mitten durch die roten und gelben Ponys verliefen. An einem Stand in der Nähe wurden Zuckerwatte und Limo verkauft. Ein paar Jugendliche lungerten herum, rauchten und versuchten, cool zu wirken.
    Nachdem er sich gründlich umgesehen hatte, kam Woods Boone zu dem

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