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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Schluss, dass keine Gefahr drohte. » Ich warte da drüben«, sagte er und deutete auf die hohe Bronzestatue eines längst vergessenen Kriegshelden. » Ihr werdet mich gar nicht sehen.«
    » Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte Theo. Er fühlte sich absolut sicher. Der Park war hell erleuchtet und voller Menschen.
    Zehn Minuten später tauchten Julio und Bobby Escobar aus der Dunkelheit auf. Sie sahen Theo, bevor er sie entdeckte. Bobby war extrem nervös und wollte nicht riskieren, dass er einem Polizisten auffiel. Deswegen gingen sie zum anderen Ende der Grünanlage und setzten sich auf die Stufen eines Pavillons. Seinen Vater konnte Theo nicht sehen, aber er war sicher, dass er sie im Auge behielt.
    Er fragte Bobby, ob er in der Arbeit gewesen war, und erklärte, dass er mit seinem Vater auf dem Creek Course Golf gespielt hatte. Nein, Bobby hatte nicht gearbeitet, weil er damit beschäftigt gewesen war, den Cops aus dem Weg zu gehen. Damit waren sie beim Thema, und Theo nutzte die Gelegenheit. Er erklärte Bobby auf Englisch, dass er die Möglichkeit hatte, sein Leben zu verändern. Statt weiter als Illegaler sein Dasein zu fristen, konnte er eine Aufenthaltserlaubnis beantragen, wenn sich jemand für ihn verbürgte.
    Julio übersetzte das ins Spanische. Theo verstand nur wenig davon.
    Er erklärte, dass ihm seine Eltern eine einmalige Chance boten. Eine anständige Wohnung bei Verwandten, die Aussicht auf einen besseren Job und ein Schnellverfahren, um seine Papiere in Ordnung zu bringen. Kein Versteckspiel mehr mit der Polizei. Keine Angst davor, abgeschoben zu werden.
    Julio übersetzte ins Spanische. Bobbys Gesicht war wie versteinert, er verzog keine Miene.
    Da keine Reaktion kam, redete Theo weiter, um keine Pause entstehen zu lassen. Bobby sah nämlich aus, als wollte er jeden Augenblick weglaufen. » Erklär ihm, dass er ein sehr wichtiger Zeuge in dem Mordprozess ist«, sagte Theo zu Julio. » Es ist absolut richtig und wichtig, dass er zum Gericht geht und allen erzählt, was er an dem Tag damals gesehen hat.«
    Julio dolmetschte. Bobby nickte. Das hatte er schon gehört. Er sagte etwas, das Julio übersetzte. » Er will sich nicht einmischen. Der Prozess geht ihn nichts an.«
    Ein Streifenwagen hielt am Rand der Grünanlage, nicht in der Nähe des Pavillons, aber deutlich sichtbar. Bobby beobachtete ihn verängstigt, als hätte man ihn schließlich doch erwischt. Er flüsterte Julio etwas zu, der sofort antwortete.
    » Die Polizei ist nicht hinter Bobby her«, erklärte Theo. » Sag ihm, er soll sich nicht aufregen.«
    Die beiden Polizisten stiegen aus dem Auto und gingen auf das Karussell in der Mitte des Parks zu. » Seht ihr«, sagte Theo. » Der Dicke ist Ramsey Ross. Der schreibt nur Strafzettel. Den anderen kenne ich nicht. Die interessieren sich überhaupt nicht für uns.«
    Julio erklärte das auf Spanisch, und Bobby atmete auf.
    » Wo übernachtet er heute?«, erkundigte sich Theo.
    » Das weiß ich nicht. Er hat gefragt, ob er in der Obdachlosenunterkunft bleiben kann, aber da ist kein Platz.«
    » Er kann mit zu uns kommen. Wir haben ein Gästezimmer. Du auch. Wir machen eine Pyjamaparty. Mein Dad kauft uns unterwegs Pizza. Gehen wir.«
    Um Mitternacht hatten die drei Jungen das Fernsehzimmer mit Beschlag belegt und spielten ein Videospiel, bei dem sie lautstark den Bildschirm anbrüllten. Kissen und Decken lagen im Raum verstreut. Zwei große Pizzakartons enthielten nur noch traurige Überreste. Judge kaute an einem Randstück.
    Ab und zu warfen Marcella und Woods Boone einen Blick ins Zimmer. Sie amüsierten sich darüber, wie entschlossen Theo war, Spanisch zu sprechen, obwohl er mit Julio und Bobby nicht mithalten konnte. Trotzdem gab er nicht auf.
    Sie hatten sich noch mehr Kinder gewünscht, aber es hatte nicht geklappt. Manchmal mussten sie allerdings zugeben, dass Theo mehr als genug war.

Einundzwanzig
    Richter Gantry wartete, bis es dunkel war, bevor er am frühen Sonntagabend einen langen Spaziergang unternahm. Er wohnte nur ein paar hundert Meter vom Gericht entfernt in einem alten Haus, das seinem Großvater gehört hatte, der selbst ein hervorragender Richter gewesen war, und wanderte oft am frühen Morgen oder späten Abend durch die Straßen der Innenstadt von Strattenburg. An diesem Abend brauchte er frische Luft und Zeit zum Nachdenken. Der Duffy-Prozess hatte ihn das ganze Wochenende über beschäftigt. Stundenlang hatte er in alten Gesetzbüchern nach einer Antwort

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