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Theo

Titel: Theo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Rapid, Theo? Ist dir nichts Originelleres eingefallen?«, frage ich systemkritisch. »Rapid ist der Winterkönig«, erwidert Theo. (Also ranghöher als der Weihnachtsmann.) Es ist aber nicht so, dass Theo nur zu einem siegreichen Team hilft. Bei der Fußball-Europameisterschft sympathisierte er gleichzeitig mit Holland, Frankreich, Portugal und Italien. Wenn sie gegeneinander antraten, wartete er auf das Endergebnis, danach entschied er, zu wem er geholfen hatte. »Wenn du groß bist, willst du dann einmal bei Rapid spielen?«, frage ich ihn. (Das sind Fragen, auf die Buben oft ein Leben lang vergeblich warten, Theo ist wirklich ein Glückspilz.) »Ja, schon«, erwidert er enttäuschend nüchtern, »aber nur, wenn Rapid dann noch in der Max-Bundesliga ist.« Mit dieser Einstellung schafft er es garantiert bis in die deutsche Nationalmannschaft. (Wenn die dann noch spielt.)
    Und was gab es sonst noch in diesem Jahr? Hier eine kleine Meldungsübersicht. Januar: Die Eltern übersiedeln ins neue Haus. Theo kommt nicht nur mit, er erhält auch noch einen Fußballplatz im Freien (Garten)mit Tribüne für Publikum (Autobushaltestelle) und eine winterfeste Fußballhalle (Wohnzimmer) mit ziemlich labilen Torstangen (Bücherregal).
    Februar: Skiurlaub in Going am Wilden Kaiser. »Wie war’s, Theo?«, frage ich. Er rümpft die Nase. »Viel zu viele Holländer.« – »Was hast du gegen Holländer?« – Nichts, aber sie sollen das nächste Mal deutsch reden, meint er. (Theo war der einzige Nichtholländer im Skikurs; selbst der Skilehrer war Holländer und sprach holländisch.) »Die haben immer ›Ankerlift‹ statt ›Schlepplift‹ g’sagt«, wundert sich Theo noch heute. »Aber ein Anker ist im Wasser, nicht im Schnee.« (Sein Finger an der Schläfe könnte heißen: Die spinnen, die Holländer.)
    März, April, Mai: wenig Aufregung, normaler Kindergartenalltag. »Hast du dort Freunde, Theo?«, frage ich. »Na sicher, was glaubst du?«, erwidert er. »Äh, und hast du auch Freund innen ?« (Nur jetzt kein verräterisches Grinsen.) »Mädchen?«, fragt Theo. Genau das hatte ich gemeint: echte Mädchen. »Schon«, sagt er, »aber die Mädchen (Pause), die Mädchen (Pause), die Määäääädchen …« – Er macht’s spannend. »Was ist mit den Mädchen, Theo?« – »Die Mädchen wollen immer (Pause) …« – Nur das eine? Spuck’s aus, Theo! – »Fangen spielen«, sagt er befreit. »Die laufen immer ins Spielfeld, und dann nehmen s’ mich an der Hand und laufen mit mir wieder raus.« Aha: Theo-Kidnapping auf dem Fußballplatz, hemmt natürlich auf unangenehmste Weise den Spielfluss.
    Juni: Fußball-Europameisterschaft. Theo entdeckt sie im hauseignen Fernsehgerät und kippt vollständig in beides hinein, ins Gerät und in den Fußball. In den Pausen führt er seinen Lederball in den Garten aus und spielt dort die wichtigsten Szenen nach. Dazu kommentiert er. Anrainerbeschwerden bleiben wie durch ein Wunder aus.
    Juli, August: Theos Papa bricht sich beim Training (mit Theo und Fußball natürlich) das Bein und fällt für die restliche Saison aus. Strafweise muss er Theo von nun an bei 35 Grad im Sitzen den Ball zuwerfen, bis der Sommer endlich vergeht (und Theo beim SC Mauerbach landet). September: dreißig Tage Fußball live, Theo und ORF führen abwechselnd, ergänzend und überschneidend durchs Programm. Oktober: Theos sechster Geburtstag. Er feiert ihn im Kreise seiner engsten familiären Fans bis tief in den November hinein und erzählt täglich seine besten Geschichten: »Einmal, da kommt der Ball sooooo hergeflogen, und ich geh’ mit dem Kopf sooooo hin, und der Philipp rennt sooooo auf mich zu …«

Er kann nur der Sieger sein
    Theo ist sieben –
    und frönt dem türkischen Kartenspiel
     
    Haben (auch) Sie den Eindruck, dass dieses Jahr doppelt so schnell vergeht wie das Jahr davor? Dann sind (auch) Sie auf dem richtigen Weg – in den verdienten Ruhestand.
    Theo empfiehlt Ihnen: täglich drei Stunden mit den Fingern über die Tastatur einer Playstation trippeln und dabei die Sinnesorgane in den zugehörigen Monitor hineinhängen lassen. Das fördert die Durchblutung, und man kriegt diesen Röntgenblick, der einem die Augen auch in härtesten Zeiten (den sogenannten Schlafensgehzeiten) wie von alleine offen lässt. Das hält die Jungen jung – und die Alten wach.
    Das Problem: Theo selbst darf sich den Computer höchstens eine Stunde pro Tag gefügig machen. Auf der Suche nach tauglichen Alternativen zeigt

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