Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Macht!“
Von einer Sekunde auf die andere wehte plötzlich ein kalter Wind in sein Gesicht, worauf er das Athamé, mir der Spitze nach vorn gerichtet, in die Höhe hielt.
„TÖTE, WAS DU LIEBST!“, rief er dem Wind entgegen. „ICH HABE DICH WOHL GELIEBT UND ICH WERDE DICH TÖTEN!“
Der Wind wurde stärker, begann wild die Baumwipfel umher zu wehen, die sonderbare Geräusche von sich gaben, als ob sie ihm eine Antwort geben wollten.
„ICH FINDE IHN“, schrie er lauthals. „ICH FINDE IHN UND TÖTE IHN. GOTT IST AUF MEINER SEITE. ICH BIN EIN TEIL VON GOTT. DU KOMMST ZU SPÄT... ZU SPÄT...“
Gleichzeitig, als er die Worte dem Wind entgegen schrie, nahm er mit der anderen Hand die drei kleinen Anhänger heraus und hielt sie ebenfalls empor. „SIEHE HINEIN IN DIE KRAFT DER LIEBE. SIEHE IN SIE HINEIN. ICH KENNE DAS GEHEIMNIS, DAS DU IN MIR VERBORGEN HAST.“
Der Wind nahm zu. Die Baumwipfel tanzten wild hin und her und verursachten eigenartige Geräusche.
REDEIWEMMOKHCI. REDEIWEMMOKHCI...
„Ich komme wieder. Ich komme wieder“, hauchte er, als seien ihm diese Worte in den Mund gelegt worden. Sekunden darauf flachte der Wind ab, zog sich zurück und nichts deutete mehr auf etwas Unheimliches hin, als sich Henriece den Dolch wieder in den Hosenbund steckte. Auf der flachen Hand hielt er nun die drei kleinen Amulette in einer Art, als wolle er sie jemandem überreichen. Langsam senkten sich seine Augenlider und geraume Zeit verging, in welcher er sein Inneres zu sehen vermochte.
Sein Inneres, das eine Vergangenheit in Bildern widerspiegelte, die er in einem anderen Leben gelebt haben musste.
Er sah sich als Kind in einem Dorf, das von etwas Finsterem überschattet wurde. Etwas, das von niemandem erklärt werden konnte...
Jedoch spürte jeder das Unheilvolle, das sie langsam in einen Bann zog, dem nicht zu entfliehen war. Er spürte die Angst, die in den Menschen steckte und woran sie sich gegenseitig die Schuld gaben. Schuld für die mysteriösen Sterbefälle, die sie Schwarzer Tod nannten.
Pest! Es ist die Pest, schreien sie immer wieder durch das Dorf.
Auf einmal sah er nicht mehr sich, sondern mit den Augen des Kindes sah er, was um ihn herum geschah. Der große Kirchturm, dessen Glocken vom Priester geläutet werden. Wieder war jemand gestorben. Die Frau eines Buckligen, der hasserfüllte Blicke auf das Haus wirft, in dem er wohnt. Sein Vater und seine Schwester stehen hinter ihm. Sein Vater hat seine Hände auf seine Schulter gelegt. Er spürt sogar den leichten Druck der Hände. Und auf einmal spürt er noch etwas, das ihn zusammenzucken lässt. Das Unheilvolle, das Finstere, das Angst verbreitet, ist sein Vater.
Der Bucklige scheint es zu wissen. Er scheint zu wissen, dass sein Vater das Übel ist, unter dem das Dorf leidet. Und dennoch kommen sie immer wieder zu ihm, um sich seinen Rat zu holen und sie bemerken nicht, dass jeder Einzelne sich seinem Willen verschreibt.
Und nun weiß er auch, warum er nicht diese Angst besitzt, warum seine Familie nicht vom Schicksal heimgesucht wird – und das Schlimmste ist, es gefällt ihm!
Plötzlich vernimmt er die Worte seines Vaters, die er zu seiner Mutter spricht: ‚Meinen Körper können sie töten, meinen Geist jedoch niemals.‘ Und seit jener Stunde wird alles anders. Sein Vater verlangt von ihm, diese Schriftrollen zu studieren, und er weiß, dass etwas geschehen wird, das selbst sogar sein Vater nicht aufhalten kann.
Auf einmal wird sein Augenlicht von einem riesigen Feuer geblendet. In seinem Gesicht sind viele schwarze Flecken, die ihm sein Vater mit Ruß angebracht hatte.
Er sieht zu, wie sie seine Mutter vergewaltigen und sich dann an seiner Schwester vergehen. Der Bucklige hetzt sie auf und lässt seine Mutter mit Pech übergießen, worauf sie angezündet wird. Seine Schwester werfen sie in das riesige Feuer. Minuten später geht sein Vater selbst hinein. Er ist in Ketten gelegt, die beim Gehen ein klapperndes Geräusch verursachen. Plötzlich, nachdem er in dem Flammenmeer verschwunden ist, kommt er zurück. Mit erhobenem Arm zeigt er in die Richtung des Buckligen. ‚Ich komme wieder, Rhodes. Vergiss nie, die Vergangenheit wird dich eines Tages einholen!‘
Henrieces Lider bewegten sich nach oben und er blickte auf die drei kleinen Anhänger, von denen er das silberne Rad ergriff, um es sich vor Augen zu halten. Auf einmal war ihm, als sehe er unmittelbar hinter dem Rad jemanden auf sich zukommen. Nicht wirklich, nein, und trotzdem
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