Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
„Stimmt was nicht?“
Das Aufstoßen der Küchentür hielt Bill von einer Antwort ab. Mit einer großen Kaffeekanne kam March auf sie zu gewackelt – und lachte ihnen schon von Weitem übers ganze Gesicht zu .
„Sooo“, sagte sie gedehnt, als sie bei ihnen angelangt war. „Haben Sie ihre Frau denn angetroffen?“ Langsam goss sie den Kaffee in die bereitstehenden Tassen. Allerdings stand Bills Gedeck noch am Nebentisch. March warf einen Blick darauf. „Möchten Sie lieber hier an diesem Tisch frühstücken?“, bemerkte sie hinterlistig.
„Nein, nein“, wehrte Bill ab. „Ich warte auf meine Frau. Weit kann sie ja nicht mehr sein.“
„Vielleicht wenigstens ein Tässchen Kaffee?“
Bill sah misstrauisch auf die schwarze Brühe, die heiß aus den Tassen dampfte und appetitlich roch.
Chrissie setzte gerade zum Trinken an.
„Darf ich mal?“ Bill nahm ihr einfach die Tasse weg.
Verständnislos sah sie ihn an.
Hörbar sog Bill den Kaffeeduft durch die Nase. „Hm...“, brummte er. „Ich glaube, Sie machen wirklich den besten Kaffee der Welt.“
Etwas zu schnell setzte er die Tasse zurück und traf dabei nur den Rand des Untertellers.
„Mist“, entfuhr es ihm. „Wie ungeschickt von mir.“ Die braune Brühe ergoss sich über das Tischtuch. Chrissie konnte gerade noch zurückweichen, um ein Beschmutzen ihres Kleids zu verhindern.
Die Stirn von March legte sich zentimetertief in Falten.
„Nicht der Rede wert“, machte sie schnell eine freundliche Miene zum b ösen Spiel. „Setzen Sie sich doch einfach an den Nebentisch. Für dich mein Kind hole ich eine frische Tasse.“ Sie stellte die Kaffeekanne auf dem anderen Tisch ab. Eilig nahm sie Teller und Tassen, um diese ebenfalls darauf abzustellen. Dies alles ging so schnell, dass ihnen gar nicht s anderes übrig blieb, als sich an den Nebentisch zu setzen.
„Du kannst ja so lange das Gedeck seiner Frau nehmen, mein Kind“, sagte sie triumphierend.
Fieberhaft suchte Bill Chrissies Blickkontakt, als sie ihr die Giftbrühe einschenkte. Leicht wackelte er mit seinem Kopf hin und her und Chrissie schien begriffen zu haben, was Bills Theatervorführung bezwecken sollte.
„Das ist die Kunst, eine gute Wirtin zu sein“, bemerkte er beiläufig. „Immer sofort die geeignete Lösung.“
Nun war es Dolph, der die Tasse an seinen Mund setzen wollte. Chrissie sah ihren Vater erschrocken an. Mit dem Fuß trat sie ihm derart gegen das Schienbein, dass die heiße Brühe beinahe über den Rand schwappte. Verwirrt stellte er die Tasse zurück.
„Habt ihr heute Nacht auch so gut geschlafen?“, fragte Bill, um der angespannten Situation eine andere Richtung zu geben. Dabei sah er von Chrissie auf Dolph und kehrte dabei March demonstrativ den Rücken zu. Sie wollte einfach nicht gehen. Noch bevor Dolph etwas erwidern konnte, hatte sich Bill ihr zugewandt.
„Wollen Sie nicht eine Tasse mit uns trinken?“ Lächelnd deutete er mit der Hand auf einen freien Stuhl. March zuckte kurz zusammen. Ihr Gehirn schien zu arbeiten. Damit hatte sie jetzt wohl nicht gerechnet!
„Nein, nein“, schüttelte sie schnell ihren Kopf. „Auf mich wartet Arbeit in der Küche.“ Jäh machte sie kehrt. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu gehen.
„Hört mir jetzt gut zu“, raunte Bill, nachdem sie verschwunden war. Dass March sie durch den Türspalt beobachtete, konnte er sich nur denken. „Trinkt nichts und esst nichts. Ich befürchte, dass irgendetwas von diesen Sachen vergiftet ist.“
„Vergiftet?“, entfuhr es Chrissie und ihrem Vater wie aus einem Mund.
„Helen ist verschwunden“, flüsterte er weiter, wobei er eine belanglose Körperhaltung einnahm, sodass es nicht danach aussah, als würde er heimliche Gespräche führen. Für einen Moment lachte Bill sogar auf, um den Anschein einer lustigen Unterhaltung zu erwecken.
„Verschwunden?“ Chrissie sah ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Ich vermute, sie ist heute Nacht allein in die Kirche gegangen“, fuhr Bill grimmig fort. „Sie hatte meine Dienstwaffe dabei.“ Er griff zur Tasse und setzte sie sich an den Mund. „Ich tu nur so, als würde ich trinken.“ Langsam stellte er die Brühe wieder zurück. „Auf gar keinen Fall dürfen wir uns etwas anmerken lassen.“
„Du meinst, deine Frau ist heute Nacht entführt worden?“, versuchte Dolph zu schlussfolgern.
„Ich war vorhin in der Kirche.“ Seine Stimme klang schwer, fast traurig. „Jemand hatte zuvor Spuren eines Kampfes verwischt.
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