Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
dachte sich nichts dabei. Kirchen hatten es an sich, kalt zu sein.
Sie hatte nur noch wenige Schritte bis zu dem steinernen Tisch, da stieß sie mit dem Fuß an einen Gegenstand, der auf dem Boden lag.
Erschrocken hielt sie inne und senkte den Lichtkegel auf den Boden. Die Statue. In mehrere Teile zerbrochen lag sie auf den Steinplatten. Helen bückte sich, legte den Revolver neben sich und hob eines der Bruchstücke auf.
Hierbei nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Erschrocken fuhr sie herum. Diese Reaktion hatte ihr vermutlich das Leben gerettet. Haarscharf zischte das Fleischermesser an ihr vorbei und streifte ihre Schulter. Die Wunde begann sofort zu bluten.
Sally stand mit hässlich verzerrten Gesichtszügen über ihr. Ein zweites Mal holte sie aus. Geistesgegenwärtig wollte Helen nach dem Revolver greifen, doch der war nicht mehr da. Das Messer blitzte im Schein ihrer Taschenlampe.
Ein Sprung zur Seite bewahrte sie vor einer weiteren Verletzung. Mit erhobenem Messer verfolgte sie Sally.
Mit voller Wucht schleuderte Helen die Lampe gegen ihren Kopf. Ein Aufschrei verriet ihr, dass sie getroffen hatte. Gleichzeitig, als die Taschenlampe zu Boden fiel, erlosch auch das Licht.
Helen nutzte den Augenblick, in dem Sally sich wie benommen an die Schläfe griff, um aufzuspringen und davonzurennen. Sie wusste nicht, in welche Richtung sie sich entfernte. Mehrmals stieß sie mit den Knien gegen Holzbänke, woraus sie schlussfolgerte, dass sie sich vom Altar entfernte. Nach einigen Metern blieb sie stehen. Ihre Schulter war nass. Sie konnte das Blut auf den Boden tropfen hören, so still war es. Mit schmerzverzerrtem Gesicht presste sie die Hand auf die Wunde.
Es fiel ihr schwer, den Atem anzuhalten, um besser lauschen zu können. Nicht das leiseste Geräusch!
Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das Dunkel und sie konnte vereinzelte Umrisse des Altars erkennen. Und sie konnte auch die Tür ausmachen, durch die sie die Kirche betreten hatte. Von dem Biest jedoch war nichts zu sehen.
Verbissen musterte sie den Abstand zwischen sich und der Tür. Vielleicht zehn Meter, zwischen zwei Bankreihen hindurch, dann wäre sie in Sicherheit.
Mit dem Rücken an das Gemäuer gelehnt, stützte sie sich mit einem Fuß daran ab, um sich dadurch mehr Antriebskraft zu verschaffen.
„Eins – zwei – drei“, zählte sie leise. Bei drei schnellte sie nach vorn, ungeachtet, ob sie nun ihre Absicht durch Geräusche verraten würde oder nicht. So schnell es ihr möglich war rannte sie dem Seiteneingang zu.
Völlig erschöpft tastete sie nach dem Türgriff, um den sich ihre Finger erleichtert schlossen. Ruckartig drückte sie in nach unten, da stand plötzlich, wie aus dem Nichts, Sally hinter ihr. Schemenhaft konnte Helen erkennen, dass Sally sich mit der verbundenen Hand an das rechte Auge fasste. In der anderen Hand hielt sie das Messer, das sie mit voller Wucht auf sie niederschmetterte.
Helen wurde schwarz vor Augen. Ihre Hand löste sich vom Türgriff, sie schwankte, drehte sich um die eigene Achse und verlor das Bewusstsein.
„Schatz?“ Bills Hand griff neben sich ins Leere.
Entsetzt sprang er aus dem Bett. Der Morgen war am Hereinbrechen. Erste Sonnenstrahlen blitzten durch den Fensterladen. Die Vögel zwitscherten. Es war ein lautes Geräusch von unten, das ihn geweckt hatte.
„Schatz?“, rief er etwas lauter.
Helen war weg, und zwar schon länger, denn ihre Bettdecke war kalt, die Zimmertür war unverschlossen!
Vorsichtig spähte er in den Flur. Gähnende Leere.
Unruhig schloss er die Zimmertür wieder zu und zog sich in Windeseile an.
Der nächste Schock – sein Revolver war weg!
Jetzt erst wurde ihm klar, warum sich Helen ihren Jogginganzug und die Turnschuhe noch in der Nacht zurechtgelegt hatte.
„Ich hirnverbrannter Idiot“, verfluchte er sich selbst, gurtete den leeren Revolverhalfter um die Schulter und zog sein Jackett darüber. Hastig eilte er der Treppe entgegen.
Die Geräusche verstummten. Als sei jemand bei seiner Arbeit gestört worden. Zwei Stufen auf einmal nehmend rannte Bill die Treppe hinab.
Die Tür zum Restaurant stand sperrangelweit offen und ein breiter Lichtstrahl fiel in das Foyer. So gelassen wie möglich schlenderte er an der Eingangstheke vorbei und betrat das Restaurant, in dem March eben dabei war, die Tische zu richten. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee stieg ihm in die Nase. Mit erstauntem Blick wandte sie sich um. Ein Lächeln flog über ihr dickliches
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