Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
ihm.
Er wollte den Toten nicht mehr ansehen, er wollte sich den Anblick ersparen, und doch wurde sein Blick magnetisch davon angezogen. „Es ist Pater Athelwolds“, stammelte er nur noch.
„Ja, es ist Pater Athelwolds“, bestätigte Wesley trocken. „Wir müssen ihn wegschaffen“, f ügte er hinzu. Wesley sah von dem Toten auf die Kirche, dann daran vorbei in Richtung Pfarrhaus, das sich der Kirche gegenüber befand. Zweihundert Meter vermutete er. „Zu dritt schaffen wir es“, sagte er laut und musterte auffordernd die beiden Freunde. Bereitwillig steckte Arnold den Revolver in die Jackentasche zurück und packte, ohne etwas zu erwidern, den Toten mit der unverletzten Hand an einem Bein. Ron kostete es viel Überwindungskraft, seine Hand am anderen Bein anzulegen.
„Ins Pfarrhaus“, flüsterte Wesley und ergriff die Handgelenke.
Während sie den toten Pater forttrugen, schweifte Arnolds Blick von einer Richtung in die andere; jederzeit bereit, den Leichnam fallen zu lassen, und nach seiner Waffe zu greifen.
Für Ron wurden die Minuten zu Ewigkeit. Immer wieder spiegelte sich ihm die Begegnung mit dem Pater wider – und jetzt war er tot! Auf bestialische Weise ermordet. Seine Entscheidung hier her zu kommen bereute er zutiefst. Immer öfters waren seine Gedanken bei Henriece. So fies er zu dem Spanier auch gewesen war, so sehr wünschte er ihn nun herbei.
Unruhig, nervös und verdammt ängstlich sah er um sich; irgendwo könnte er lauern, der Mörder – oder der Landstreicher.
Der Weg zum Pfarrhaus war derselbe, der auch zum Nebeneingang der Kirche führte. Wenige Meter hinter dem seitlichen Eingang erstreckte sich das Gemäuer des Kirchturmes in die Höhe. An diesem vorbei führte der Weg durch das angrenzende Buschwerk hindurch direkt auf das Pfarrhaus zu. Sie gingen unter der Tanne hindurch.
„Noch mehr Menschen werden sterben“, sprach Ron mit Überzeugung zu sich und betrachtete sich den Schuh des toten Paters. „Ich – will – nicht – sterben.“
„Hast du was gesagt?“ Arnold starrte auf ihn. „Angst?“
„In mir steckt eine Scheißangst!“, gestand Ron ihm ein. „Verdammt! Du hättest Henriece nicht gehen lassen dürfen“, machte er ihm einen Vorwurf.
„Bin ich etwas schuld?“ Arnolds Backenmuskeln zuckten nervös. „Du glaubst die Scheiße immer noch?“ Er versuchte, zu grinsen. Mehr wie ein klägliches Verziehen seiner Mundwinkel brachte er jedoch nicht zustande.
Endlich erreichten sie das Pfarrhaus. Wesleys Kräfte waren erschöpft. Sie legten den Toten auf der Veranda ab, da fiel Ron ein Zettel ins Auge der an der Tür angeheftet war. Seine Hände zitterten, als er ihn an sich nahm.
Bin für mehrere Tage verreist. Habe Todesfall in der Familie, der mich zu einer längeren Reise zwingt. Komme, sobald es mir möglich ist, wieder.
Euer Pater Athelwolds
Wesley stand unmittelbar hinter ihm. Er blickte von dem Zettel auf den Toten, dann auf Arnold, der eben im Begriff war die Eingangstür zu öffnen. Sie war unverschlossen und der Schlüssel steckte.
An den Armen zerrten sie die Leiche durch die Tür hindurch.
Ron betrat als Erster wieder das Freie; im selben Moment bemerkte er einen Schatten. Unweit, auf der gegenüberliegenden Seite unterhalb des Kirchturms. Der Schatten bewegte sich. Langsam – dann war er weg!
„Ihr könnt diese Nacht bei mir verbringen“, flüsterte Wesley ihm ins Ohr, der neben ihn getreten war. „Besser, wir warten den Morgen erst einmal ab.“
„Ja, Mr. Wesley“, flüsterte Ron zurück. „Wäre ich nur zuhause geblieben. Verdammte Kacke hier...“ Angestrengt schaute er in die Richtung des vermeintlichen Schattens. Nichts Auffälliges. Erleichtert atmete er auf, denn in diese Richtung mussten sie gehen.
Nachdem Arnold die Tür hinter sich zugezogen hatte, drehte er den Schlüssel um und steckte ihn in seine Jackentasche. Schweigend schritt er an den beiden einfach vorbei.
„Hey!“, rief Ron seinen Freund an. „Bleib bei uns!“
Arnold hielt inne und drehte sich um. Seinen Revolver hielt er demonstrativ vor sich. „Diese Drecksau!“, zischte er. „Mein Vater würde ihn jetzt zur Strecke bringen.“
„Arnold!“, fuhr Doc Wesley ihn scharf an. „Morgen. Lass uns morgen nach ihm suchen. Jetzt hat er zu viele Vorteile.“
„Dann kommt mit mir!“, erwiderte er, drehte sich um und schritt einfach davon.
„Verdammter Dickschädel“, zischte Wesley und folgte ihm.
„Scheiße!“, entfuhr es Ron, der vor Angst fast
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