Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Arnold. „Morgen, wenn es hell ist, suchen wir weiter. Er kann nicht tot sein.“
„Ron...“ In Arnolds Augen schimmerten Tränen. „Er war mein bester, mein einziger Freund. Ich bring ihn um, Joseph.“
Wesley legte ihm väterlich seinen Arm um die Schulter. „Wir haben ihn nirgends entdeckt“, sagte er zu ihm. „Solange wir seine Leiche nicht haben, lebt er für mich.“
„Du machst mir Mut“, erwiderte Arnold, der sich mindesten genauso viel Vorwürfe machte, wie Doc Wesley.
Niedergeschlagen begaben sie sich zu Wesleys Praxis, die sie nach wenigen Minuten erreicht hatten. Mit hängenden Köpfen schritten sie den schmalen Weg entlang dem Eingang entgegen – und sahen nicht die Person, die im Dunkeln auf der Eingangsstufe saß und sie beobachtete.
„Man o man“, vernahmen sie auf einmal Rons Stimme. Wie angewurzelt blieben sie stehen und starrten auf Ron, der sich langsam erhob und auf sie zugeschritten kam. „Wo wart ihr denn – he?“
Arnold starrte auf ihn. „Du verdammter Kerl“, giftete er ihn wütend an. „Wo bist du gewesen?“
„Dasselbe kann ich euch fragen“, erwiderte er. „Ich habe euch gesucht, bis es mir zu blöde wurde.“
„Gesucht?“, kam es wie aus einem Munde.
„Ja verdammt! Ihr ward auf einmal weg!“
„Man Ron“, schnaubte Arnold erleichtert. „Ich habe schon gedacht –“
„Ich auch, Arnold“, unterbrach er ihn. „Ich hatte auch gedacht, er hat euch abgemurkst.“
Arnold legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Mach – so etwas – nie – wieder!“, sagte er zu ihm.
„Du Idiot!“, kam es zurück. „Du bist doch davongerannt. Nicht ich! Du –“
„Ist schon gut“, mischte sich Doc Wesley ein, dem ein Stein vom Herzen gefallen war. „Gehen wir rein. Wir müssen uns heute Nacht noch ausruhen. Wenn es uns nicht gelingt, Kontakt in die Stadt zu bekommen, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als den Pater morgen zu beerdigen.“
„Beerdigen?“, entfuhr es Arnold. Kopfschüttelnd sah er Wesley an.
„Ich glaube, dass wir ihm das schuldig sind“, erwiderte Wesley in vollem Ernst.
Nun legte Ron seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Er hat recht“, gab er sich gleicher Meinung. „Der Pater hat es verdient, in seiner geweihten Erde die letzte Ruhe zu erhalten.“
Wesley schloss auf. Ron kam ihm suspekt vor. Nicht die Spur von Angst konnte er noch an ihm feststellen. Wesley nahm sich vor, ihn nicht aus den Augen zu lassen. Er wusste um die Gefahr, die Harbourn seit Langem schon heimsuchte.
Wahrhaben wollte er sie aber nicht...
Es ist finster. Eine junge Frau läuft über den gepflegten Rasen. Sie ist jung, sie ist nackt, sie flieht. Immer wieder dreht sie sich um, wirft einen Blick zurück. Sie hat Angst. Sehr viel Angst! Sie flieht, sie weint, sie fleht. Der Verfolger ist nicht zu sehen, aber er ist da. Er kommt näher, er greift nach ihr – sie kann entkommen.
Plötzlich entfacht ein Feuer. In rasender Geschwindigkeit züngeln sich Flammen empor. Sie stockt, bleibt stehen. Der Verfolger ist weg. Das Feuer lodert. Jemand verbrennt darin. Jemand, den sie kennt, den sie liebt, und fürchtet zugleich.
Auf einmal teilt sich das Feuer. Die Gestalt darin ist ein Kapuzenmann. Er tritt aus dem Flammenmeer heraus – er zeigt auf sie.
‚Ich komme wieder‘, spricht eine kräftige Stimme zu ihr.
Erschrocken fuhr Chrissie nach oben – und schaut in die Augen ihres Vaters. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten das Zimmer.
„Dad“, sprach sie ihn leise an. Sanft strich ihr Dolph über die klatschnasse Stirn. Es kostete ihr einiges an Kraft, sich aufzurichten. Verwirrt sah sie um sich.
„Wo ist Bill?“
Dolph konnte seine Gefühle nicht verbergen. Bill war noch nicht wieder zurückgekommen – er ahnte, dass etwas Schlimmes passiert war.
„Jetzt musst du stark sein, Liebes“, flüsterte er. Seine Stimme vibrierte stark.
Schweigend sah Chrissie ihren Vater an. Sie wollte nicht weinen. Auf gar keinen Fall wollte sie vor ihrem Vater weinen, dennoch füllten sich ihre Augen mit Tränen.
„Lass mich bitte nicht allein, Dad“, schluchzte sie. „Bitte versprich mir, mich nicht allein zu lassen.“ Sanft strich ihr Dolph durch das blonde Haar. Der Drang, etwas zu unternehmen, war unüberwindbar!
Ein halbes Leben lang war er Soldat gewesen. Grausames und Unmenschliches erlebte er im letzten und im vorletzten Krieg. Unzählige Kameraden starben vor seinen Augen, einige sogar in seinen Armen.
Jedoch, der plötzliche Tod
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