Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
seiner geliebten Frau hatte ein tiefes Loch in sein Leben gerissen. Dolph wird alles dafür tun, dass nichts geschehen wird, was dieses Loch noch tiefer werden lassen könnte.
„Niemals“, flüsterte er ihr zu. Chrissie wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht; dankbar sah sie ihrem Dad in die Augen.
„Es wird alles wieder gut werden“, versuchte er Chrissie Mut zuzusprechen. Sein Tonfall jedoch traf die Worte nicht.
„Was passiert da?“, fragte sie vorsichtig.
Ich möchte ihn doch nicht noch mehr belasten, dachte sie sich. Ich kann ihm nicht von den Träumen erzählen...
Dolph atmete tief durch. „Vielleicht sollten wir gar nicht hier sein“, flüsterte er mehr zu sich. „Deine Mutter ist sehr gern in dieses Dorf gegangen. Sie fühlte sich von Harbourn angezogen.“
„Bitte, Dad. Bitte reden wir nicht von Mom.“ Schnell wischte sie sich eine weitere Träne aus dem Gesicht. „Was passiert da?“, wiederholte sie ihre Frage.
„Ich – weiß es nicht“, antwortete Dolph. Nervös fasste er sich an seinen Schnauzer. „Gehen wir“, setzte er hinzu und stand auf.
„Wohin?“
„Wir müssen uns auf die Suche nach ihnen machen“, sagte er mit traurigen Augen. „Wir müssen nun stark sein. Sehr stark!“
„Ich – bin stark“, erwiderte Chrissie. Sie atmete tief durch und stand langsam auf. „Habe ich – die ganze Nacht geschlafen?“
„Ja. Die ganze Nacht“, kam es tonlos zurück.
Chrissie wollte noch in den Spiegel schauen, doch ihr Vater hatte die Tür schon geöffnet. Gemeinsam betraten sie den Flur.
Totenstille beherrschte das Hotel.
So leise wie möglich schlichen sie dem Treppenabgang entgegen. Das Knarren der Stufen jedoch verhinderte ein lautloses Anschleichen. Es gab aber auch keine Anzeichen dafür, dass sich jemand hier befand. Keine Geräusche, einfach nichts, das auf Leben hinwies.
Es war still. Unheimlich und still!
Oder doch nicht? Plötzlich vernahmen sie ein leises Poltern. Weit entfernt, doch innerhalb des Hotels.
Gleichzeitig hielten sie inne, schauten sich an und horchten.
Da war es wieder. Ein leises, kaum wahrnehmbares Poltern.
Die Hälfte der Treppe lag noch vor ihnen und sie wollten weitergehen, da wurde die Tür zum Restaurant aufgestoßen. March betrat das Foyer. Erschrocken starrten sie auf die Wirtin, die ein sonderbares Bild abgab. In Latzhose und Gummistiefel gekleidet wirkte sie geradezu lächerlich; ihr Gesichtsausdruck dagegen teuflisch!
Zielstrebig eilte sie zum Ausgang. Abrupt blieb sie stehen, als sie die beiden in ihrem Blickwinkel bemerkte. Blitzartig drehte sie sich nach ihnen um.
Demonstrativ ließ Dolph seinen Blick an ihr hinab gleiten. Er blieb cool. Ganz cool.
„Ich muss ihn beerdigen“, sagte sie auf einmal ungewöhnlich leise und drehte sich weg, um das Hotel eiligen zu verlassen.
„Beerdigen?!“ Dolph schluckte. Chrissie stockte der Atem. Entsetzt starrten sie auf die Eingangstür, die sich langsam wieder schloss.
Plötzlich wieder das Poltern. Jäh riss es sie aus ihrer Erstarrung.
„Weiter!“, drängte Dolph, der zielstrebig in das Restaurant eilte.
Wieder das Geräusch! Diesmal um vieles lauter. Die Küchentür stand weit offen und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Erneut klangen dumpfe Schläge zu ihnen.
„Es kommt von unten“, flüsterte Dolph und ging auf die Küchentür zu. Kaum hatte er die Küche betreten, blieb er erschrocken stehen. Das vertrocknete Blut, das an der Kellertür und auf dem Küchenboden klebte, schockierte ihn.
„Blut!“, entfuhr es Chrissie, als sie die roten Flecken bemerkte. Dolph hastete zu der Tür und versuchte sie zu öffnen.
„Verschlossen“, stieß er hervor und begann fieberhaft nach dem Schlüssel zu suchen. Dabei fiel sein Blick auf einen dünnen Gegenstand, der zur Hälfte unter einem Schrank lag.
Die Stricknadel, die sich Bill zu einem Dietrich zurechtgebogen hatte.
Ohne Zögern versuchte Dolph damit das Schloss zu öffnen. Plötzlich vernahm er hinter sich ein ihm allzu bekanntes Geräusch. Entsetzen fuhr ihm durch Mark und Bein. Blitzartig wirbelte er herum.
Sally stand in der Tür zum Restaurant. In der einen Hand hielt sie eine abgesägte Schrotflinte. Mit der anderen Hand warf sie Dolph einen Schlüssel zu, der vor seinen Knien auf dem Boden zum Liegen kam. Dolph starrte auf den Gewehrlauf, den Sally auf seine Tochter gerichtet hielt.
„Öffne sie!“, befahl Sally schroff. Nur stockend nahm er den Schlüssel an sich, ohne aber den Dietrich aus den Fingern
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