Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
aufzublicken entgegennahm.
Ron folgte jeder seiner Handbewegungen. Als Bill die letzte Hülse in die Bohrung stecken wollte, glitt sie ihm aus den Fingern. Im Affekt bückte er sich danach. Ron konnte nicht sehen, dass er die fallengelassene Hülse nicht in die Kammer steckte. Stattdessen hielt er sie in der hohlen Hand. Die Trommel drehte er so, dass der Revolverhahn beim ersten Betätigen auf die leere Kammer treffen musste.
„Jetzt aber nichts wie raus hier“, drängte Bill, indem er Ron den Revolver gab und gleichzeitig voran schritt.
Eine viertel Stunde war verstrichen, als sie den Laden wieder betraten. Arnold hatte sich so gestellt, dass er die Tür, sowie auch das Fenster beobachten konnte, ohne jedoch selbst gesehen zu werden.
„War was?“, fragte Bill kurz.
Arnold schüttelte den Kopf. „Ich sehe, dass ihr fündig geworden seid“, bemerkte Arnold, der von Wesley auf Ron schaute.
„Bevor wir uns nun trennen“, erwiderte Bill leise, „möchte ich, dass wir uns die Patronen teilen.“ Auffordernd sah er dabei auf Ron, der vier Päckchen zum Vorschein brachte.
„Wie besprochen“, sprach Bill weiter. „Ihr zwei kümmert euch um den Pater. Joseph sucht eine Fluchtmöglichkeit.“ Eindringlich blickte er von Ron auf Arnold. „Ich erwarte, dass ihr euch unverzüglich zurückzieht, sobald ihr den Pater in das Leichenhaus geschafft habt. Ich will nicht, dass ihr euch unnötig in Gefahr begebt. Ich hoffe, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt.“
„Und wenn einer von uns geschnappt wird?“ Ron sah ihn fragend an.
„Nur im äußersten Notfall dreimal hintereinander schießen. Wir müssen uns aufeinander verlassen können. Nur dann haben wir eine Chance.“
Ron nickte ihm zu und ging.
Arnold erwartete ihn grimmig vor der Tür.
Schweigend folgte Bill ihnen mit den Blicken, bis er sie nicht mehr sehen konnte.
„Okay“, sagte er dann. „Ich folge den beiden. Wir treffen uns um sechs Uhr vor deiner Praxis. Sollte einer von uns nicht eintreffen, begibt sich der andere unmittelbar zu Larsens Residenz.“ Bill trat auf die Ladentür zu. „Mach es gut, Joseph. Ich hoffe, wir sehen uns heute Abend wieder.“
Bill war schneller weg, als Wesley etwas darauf erwidern konnte.
Lange musterte Wesley seinen Revolver und ließ ihn in seiner Jackentasche verschwinden. In der einen Tasche hatte er nun die geladene, in der anderen die ungeladene Waffe.
Zögernd verließ er Bansly‘s Laden, wobei er wie gewohnt einen Blick auf die Kirchturmuhr warf. Die Zeiger standen übereinander auf zwölf Uhr.
„Mittag“, flüsterte er zu sich. Seinem Gefühl nach konnte das schon sein, dennoch sah er auf seine Armbanduhr.
Die Zeit stimmte, doch war der Kirchturm stumm. Eigentlich müssten jetzt viermal die hellen und zwölfmal die dunklen Glocken läuten.
„Hat es denn überhaupt schon geläutet?“, fragte sich Wesley. So sehr er sich auch zurückzuerinnern versuchte, mit Gewissheit konnte er sich diese Frage nicht beantworten.
Aufmerksam musterte er das Umfeld. Bill war nicht mehr zu sehen. Weit und breit keine Menschenseele! Harbourn zeigte sich von einer Seite, wie er das Bergdorf nicht kannte!
Keine Geräusche, kein Laut. Nicht ein einziges Anzeichen auf Leben. Auch das Gezwitscher der Vögel, es war weg.
Als sein Blick auf den Park fiel, schauderte ihn.
„Irgendwo bist du“, flüsterte er und griff unwillkürlich in seine Jackentasche. Seine Hand umklammerte den Schaft des Revolvers. Lange Zeit stand Wesley nur da und tat nichts.
Auf einmal war da doch ein Geräusch! Es kam aus der Richtung des Hotels.
Ohne zu zögern, eilte er dem Laut entgegen. Bäume und Sträucher dienten ihm dabei als Schutz.
Verborgen hinter einem Fliederbusch sah er dann, was das Geräusch verursacht hatte.
March.
Sie hievte gerade ihren toten Mann in eine Schubkarre. Daraufhin verschwand sie wieder in ihrem Hotel.
Wesley fröstelte. Zu Hang und March pflegte er eine freundschaftliche Beziehung. Nun war Hang tot. Einfach tot!
Wie angewurzelt starrte er auf Hangs Leiche, da wurde die Tür des Hotels erneut aufgestoßen. Nun schleifte sie ihre Tochter zu der Karre.
Auch sie war tot!
Wesley zuckte zusammen. Ein dicker Klo ß bildete sich in seinem Hals.
Ungeahnte Kräfte ließen March die beiden Toten in der Schubkarre in Richtung des Friedhofs kutschieren.
Wesley musste sich beherrschen. Zu gerne wäre er ihr gefolgt. Seine Aufgabe ließ das aber nicht zu!
„Es muss eine Möglichkeit geben, Harbourn zu
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