Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
fasste sich dabei an ihren violett farbigen Hut, der so außergewöhnlich erschien, dass sie mit ihm den Blick anderer auf sich zog. „Ihrem Aussehen nach sind Sie Spanier, stimmt’s?“
„Ja, gut geraten. Wann genau ist denn die Audienz?“ Irgendetwas erweckte sein Interesse an ihr.
„Morgen Vormittag. Hier…“, sie zog ein Kuvert aus ihrer Tasche heraus und nahm ein Brief daraus hervor. „Lesen sie“, forderte sie ihn freizügig auf.
Henriece nahm den Brief an sich und las die wenigen Zeilen. Ein merkwürdiges Gefühl paarte sich zu seinem Interesse.
„Darf ich Sie begleiten?“, fragte er gerade heraus. Henriece kannte die Zeichen der Intuitionen sehr genau und er wusste auch, dass der Flug nach Rom kein Zufallsflug sein konnte, sondern eine tiefer gehende Bedeutung für ihn haben wird.
„Möchten Sie wirklich?“, freute sich die sympathische Dame spontan. „Unweit des Vatikans habe ich ein Hotelquartier. Sind Sie auch schon untergebracht?“
„Nein, dafür war der Flug zu kurzfristig.“ Henriece gab ihr den Brief zurück.
„Bestimmt haben die noch ein Zimmer für Sie“, begeisterte sie sich. „Wie lange werden Sie in Rom bleiben?“
„Das steht noch nicht fest...“ Henriece wunderte sich – sehr.
„Ich habe eine Woche lang gebucht. Ich möchte mir alles ansehen, was mit der Kirche und dem Papst zu tun hat. Sie müssen wissen, ich bin streng gläubige Christin und lebe die Religion des Papstes, auch wenn die Vergangenheit der katholischen Kirche nicht gerade ruhmreich ist. Im Wesentlichen, und da habe ich sehr viel Kenntnis darüber, befindet sich der Vatikan mit seinen Lehren auf dem richtigen Weg.“
„Ich freu mich“, lächelte Henriece immer noch, auch wenn er die Freude der Dame nicht nachempfinden konnte, so spürte er etwas, das sehr viel mit ihm zu tun haben musste. Ob sie dabei eine Rolle spielte, wusste er allerdings nicht. In ein Gespräch über den Vatikan, über den Papst oder über den Glauben wollte Henriece sich nicht einlassen und schwieg über die kurze Offenbarung der Dame.
Nachdem das Flugzeug gelandet war, schloss Henriece sich der stattlichen Dame an, gespannt darauf, was ihn in Rom erwarten wird.
Nicht nur der sonderbare Hut der alten Dame, die sich ihm nur als Annemarie vorgestellt hatte, zog den Blick der Menschen auf sie, sondern auch Henrieces unpässlicher Pelzmantel! Denn die Temperaturen lagen bei ungefähr fünfzehn Grad im Plus.
„Henriece Sancés“, sprach Annemarie ihn an, nachdem sie im Bus nebeneinander Platz genommen hatten. „Ein bedeutungsvoller Name. Darf ich fragen, was Sie beruflich gemacht haben?“
„Ich forschte“, erwiderte er spontan. „Mein Interesse gilt mehr der inneren Welt, als der äußeren.“
Langsam schleppte sich der vollbesetzte Bus durch den dichten Verkehr an den mächtig erscheinenden Gebäuden vorbei, die der Geschichte Roms zeugten.
„Die Ewige Stadt“, sprach sie mehr zu sich selbst. „Rom ist einer der Säulen dieser Erde.“ Zu Henriece gewandt sagte sie: „Mein Interesse gilt ebenfalls der Innenwelt. Rom verkörpert beides. Das Göttliche und das Materielle.“
„Rom ist eine Stadt des Krieges“, erwiderte Henriece spontan. „Die Einflüsse Roms sind weltweit. Rom führte immer Krieg und führt ihn heute noch, nur auf anderen Ebenen.“
Für einen kurzen Augenblick verfinsterten sich die Gesichtszüge der alten Dame.
„Sind sie gläubig?“
„Gläubig“, murmelte er. „Ja, ich bin gläubig. Jeder Mensch ist auf irgendeine Weise gläubig. Es fragt sich immer nur, an wen geglaubt wird.“
„An wen glauben Sie?“ Ihr Blick haftete sich an seinen Augen fest, seine Stirn bekam noch tiefere Falten.
„Ich möchte Sie keineswegs beunruhigen“, erwiderte er. „Die Dinge, wie sie auf der Erde geschehen, werden auf einer ganz anderen Ebene entschieden. “
Nun legte sich auch ihre Stirn in Falten. „Was wissen Sie?“
„Sie sagten, Rom ist eine Säule dieser Erde“, wich Henriece der Antwort aus. „Wo gibt es noch Säulen?“
„Konstantinopel und Kairo bilden je eine Säule. Eine vierte Säule existiert, ich kenne sie aber nicht – noch nicht. Bitte, sagen Sie mir, was wissen Sie noch?“ Annemarie wurde ein wenig massiver. „Wir sind uns nicht zufällig begegnet, Mr. Henriece Sancés!“
Henriece lächelte. „Auch Zufälle werden auf dieser Ebene entschieden.“ Er beugte sich etwas vor und blickte ihr tief in die Augen. „Sie sind nicht das, was Sie behaupten“, flüsterte er
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