Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
dafür bereitstehende Kasse geworfen hatte und ging wieder zurück zu Henriece, der neben der ersten Bankreihe stehen geblieben war. Er musste sich beherrschen; als sie nämlich den Namen Kardinal Alfonso Gesualdo ausgesprochen hatte, stockte ihm der Atem. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder auf, die dem eines Kardinals sehr ähnelten.
„Kardinal Alfonso Gesualdo leitete 1591 das Konklave, auf dem Papst Clemens VIII. erwählt wurde“, fuhr Annemarie in ihrer Schilderung fort.
„Papst Clemens VIII. brachte das Pontificale Romanum heraus“, setzte Henriece hinzu, wodurch er seine Begleiterin in Staunen versetzte.
„Oh, Sie sind informiert?“, verlieh sie ihrem Staunen Ausdruck und wandte sich ihm zu. Bis jetzt hatte sie nämlich nur um sich geschaut, während sie redete und somit waren ihr Henrieces Verkrampfungen entgangen.
„Bestens, Annemarie, bestens“, brachte Henriece nur mit Mühe hervor. Die Schmerzen in seinem Magen wurden unerträglicher, das Bild des Kardinals dafür immer deutlicher.
„Was ist mit Ihnen?“ Annemarie fasste seinen Arm und half ihm, sich auf die erste Bankreihe zu setzen. Schwindel überkam ihn, das Bild des Kardinals begann sich mit anderen geistlichen Personen zu vermischen.
Du bist Teil des Geschehens, vernahm er plötzlich eine kräftige Stimme.
Theodor!
Du hast dich verkauft, mein Sohn. Du hast mich verraten und deine Kraft jenen gegeben, die herrschen. Du selbst bist der Verräter, du selbst, obwohl du das immer wusstest, mein Sohn. Die Vergangenheit, mein Sohn, sie holt dich nun ein. Ich komme, mein Sohn, und werde vollenden, ich werde vollenden und du kannst es nicht verhindern.
Henriece atmete mehrmals hintereinander tief durch. Im Stillen betete er, die Bilder vor seinem geistigen Auge verblassten, die Magenschmerzen linderten sich.
„Es geht wieder“, flüsterte er Annemarie zu, wobei er versuchte, in ihre Augen blicken zu können. „Ich kämpfe jeden Tag einen harten Kampf“, sagte er mit schwacher Stimme.. „Der – Antichrist“, sprach er mit gepresster Stimme weiter, „ich kämpfe gegen den Antichristen. Tag für Tag, Nacht für Nacht...“
Henriece bekreuzigte sich und erfasste ihre Hand. Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. „Harbourn“, hauchte er nur noch. „Kennen Sie Harbourn?“
„Ja“, nickte sie verwundert und erschrocken zugleich. „Oberhalb von Melbourn. Ich wohne ja in Melbourn. Früher war ich oft in Harbourn zum Wandern. Die Schreckensnachrichten über den Irren gingen durch die Weltpresse.“
„Kein Irrer“, schüttelte Henriece seinen Kopf. „Der Antichrist. Kein – Irrer!“
Nun war es Annemaries Magen, der sich verkrampfte. „Sind Sie der Spanier?“
„Ja“, nickte er. „Bitte, sagen Sie mir, warum Sie wirklich hier sind. Es ist wichtig, sehr wichtig.“
Sie zögerte kurz. „Ein Leben lang schon befasse ich mich mit Astrologie, mit der Evolutionsgeschichte und den universalen Lehren“, antwortete sie. Ihre Stimme klang fest und sicher. „Vier Säulen stützen das geistige und das materielle Dasein. Drei Säulen habe ich entschlüsselt. Die Säule der Weiblichkeit befindet sich in Kairo, die Säule der Männlichkeit in Konstantinopel, beziehungsweise Istanbul. Die Säule der Kraft bildet Rom. Von der vierten Säule, die der Energie, fehlt jegliche Spur. Ich war schon in jedem Winkel der Erde. Zuletzt im Tempel des Brahman in Pushkar in Indien. Ich erhoffe mir, hier in Rom einen Anhaltspunkt zu finden.“
„Ich kenne die Theorie der vier Säulen“, erwiderte Henriece. Von seiner Großmutter hatte er davon erfahren und der namenlose Mönch , hatte ihm ebenfalls davon erzählt; jedoch hatte er diese These nicht weiter verfolgt, da er nirgends Anhaltspunkte finden konnte. „Säule steht hierbei für Kraftfelder, die von einem konzentrierten Punkt aus ihre Wirkung in der Stratosphäre haben um dort als gebündelte Kraft in der Atmosphäre zu wirken.“
„Sie sind wirklich bestens Informiert“, staunte Annemarie aufs Neue. „Die Sache mit dem Antichristen, meinen Sie das ernst?“
„Sehen Sie mich an!“, erwiderte er und fuhr sich mit dem Finger über das faltige Gesicht.
„Was wird passieren? Wie wird der Antichrist erscheinen?“ Annemarie schaute um sich. Sie waren die Einzigen, die sich momentan in der Kirche befanden.
„Ich habe Schriften entdeckt, die mehrere hundert Jahre alt sind“, begann er zu erzählen. „Sie sind in einer Sprache verfasst, die nicht geläufig ist, ich sie aber
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