Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sie gerne erfahren.“
„Sie ist grausam, mein Freund. Sehr grausam.“ Thebith legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Weil du mein einziger Freund bist und ich dir vertraue, werde ich dir die Wahrheit erzählen. Jedoch nicht jetzt, nicht heute. Sobald wir wieder zu Hause sind, wirst du erfahren, was ich längst schon weiß. Ich verspreche es dir. Nun geh aber zum Pharao und entschuldige mich bei ihm. Ich muss in mich kehren und die Trauer und den aufkommenden Hass von mir fern halten.“
Erneut verblassten die Szenebilder um von neuen Bildern, die einen wunderschönen prunkvollen Tempel zeigen, ersetzt zu werden. Umgeben wird die Tempelanlage von einer herrlichen Landschaft, über die sich die Abendröte zog...
...weit entfernt des Tempels befindet sich das kleine Haus aus Lehm. Der mittlerweile greisenhafte Sha-Oman steht davor und lächelt den beiden Söldnern entgegen, die auf ihn zugeschritten kommen. Thebith und Nomdik. Sie lachen und erfreuen sich der Umgebung.
„Das ist mein Zuhause“, sagt Thebith und zeigt auf die Lehmhütte. „Der alte Herr ist mein Ziehvater. Bei ihm bin ich einst aufgewachsen.“
„Mein Junge“, ruft Sha-Oman ihnen zu. „Dass ich dich jemals wieder sehe“, sagt er, nachdem sie ihn erreicht haben. Herzhaft nimmt er Thebith in die Arme und drückt ihn, so fest er kann.
„Nicht so fest, nicht so fest, du erdrückst mich ja“, lacht Thebith. „Darf ich dir meinen Freund Nomdik vorstellen.“ Thebith befreit sich und zeigt auf Nomdik, der den Greis mit respektvollem Blick betrachtet.
„Ich freue mich so“, sagt Sha-Oman und reicht Nomdik seine Hand. „So viel Gutes habe ich von euch gehört. Ich bin stolz, richtig stolz auf dich, mein Junge.“ Ehe Thebith sich versieht, liegt er wieder in den Armen Sha-Omans. „Aber es droht Gefahr“, flüstert er ihm ins Ohr.
„Ich weiß, mein Vater“, erwidert Thebith. „Dem Pharao bin ich nicht mehr gesonnen.“ Erneut drückt er sich frei und blickt seinem ‚Vater‘ in die Augen. „Ich bin ihm überlegen und er beginnt sich zu fürchten“, sagt er und sein Lächeln verschwindet. „Ich bin hier, um mich zu verabschieden. Wir werden uns nicht mehr sehen, Vater.“
„Dann ist es also wahr“, flüstert Sha-Oman. Seine Augen wässern sich. „Dann stimmen die Gerüchte, die über dich erzählt werden.“
„Welche Gerüchte sind dir zu Ohren gekommen?“ Thebith und Nomdik sehen den Greis mit ernsthafter Miene an.
„Du leugnest die Götter und siehst dich selbst als ein Gott, der unverwundbar ist“, erwidert Sha-Oman mit leicht vorwurfsvollen Unterton. „Niemand vermag dich zu besiegen, du heilst die Verwundeten mit bloßen Worten und deine Prophezeiungen treten stets ein, wie du sie von dir gibst.“
„Jeder Mensch, mein Vater, ist Gottes gleich“, entgegnet Thebith, seine Stirn legt sich leicht in Falten. „Der Glaube ist der Schlüssel und die Überzeugung ist die Kraft. Die Kräfte der Götter sind die Kräfte in uns. Ich vermag mit meinen Worten die Kräfte des Verwundeten zu erreichen, die Heilung jedoch ermöglicht sich der Verletzte selbst. Er ist sich diesem nur nicht bewusst. Meine Prophezeiungen sind lediglich Kombinationen, mein Vater. Es ist die Vergangenheit, welche die Zukunft bestimmt. Ich kenne die Vergangenheit und die Gegenwart und weiß daher, was in der Zukunft passieren wird. Mein Vater, es sind nur die Gesetze der Natur, die Gesetze der Kräfte, die ich verstanden habe. Für den Pharao ist es Magie, denn er herrscht mit Gewalt und nicht mit Verstand.“
„Diese Worte sind sehr gewagt“, erwidert Sha-Oman. „Ich lehrte dir einst die Götter. Was haben sie aus dir gemacht?“ Der Blick des Greises wendet sich gegen die untergehende Sonne. „Amun-Re, bedeutet er dir nichts mehr?“
„Vater, jeder Gott bedeutet mir sehr viel“, antwortet Thebith. „Ich sehe aber die Götter nicht außerhalb von mir, ich sehen die Götter in mir. Verstehst du den Unterschied?“
„Du ziehst ihren Zorn auf dich.“ Sha-Oman atmet hörbar tief durch. „Der Zorn der Götter findet sich im Hass des Pharao wieder. Er wird dich solange verfolgen, bis er dich hat. Er ist beauftragt von Amun-Re. Die Göttin Ammit erwartet dich.“
„Vater“, erwidert Thebith, seine Stirn glättet sich wieder. „Sieh den Dingen gelassen entgegen. Ich fürchte weder Amun-Re noch Ammit. Doch mache ich mir Sorgen um dich und dich bitte ich, tu genau das, was ich dir jetzt sage.“ Thebith legt Sha-Oman seine Hände auf die
Weitere Kostenlose Bücher