Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Jahre jung, sitzt einem Geistlichen in dessen kleinen Lehmhütte gegenüber.
Der Geistliche trägt einen samtroten Turban, hat eine braungebrannte Hautfarbe und einen schneeweißen Vollbart. Ein gleichmäßiges Rauschen weist auf einen nahe gelegenen Wasserlauf hin.
Freudestrahlend sind die beiden in ein angeregtes Gespräch vertieft. Der Priester erfreut sich der Neugierde und der Auffassungsgabe des Jungen, der Junge dagegen erfreut sich dem Gesprächsstoff, der ihn zunehmend fesselt.
„Re ist Ursprung von allem“, sagt der Geistliche, den der Junge „Sha-Oman“ nennt. „Re ist der Leib der sichtbaren Sonne, mein Junge.“
„Und alles was wir hier sehen, die Erde, das Wasser und die Bäume sind von den neun Göttern erschaffen worden?“ Die Augen des Jungen, der den Namen Thebith trägt, leuchten vor Begeisterung.
„Du hast sehr gut aufgepasst“, lobt Sha-Oman. „Jedoch, erschaffen wurde es genau genommen von unserem Urgott Nun. Aus ihm heraus gestaltete sich nämlich unser Gott Atum, der mit sich selbst zwei Kinder zeugte. Schu und Tefnut. Schu ist der Gott der Lüfte und Tefnut der Feuchtigkeit. Die wiederum zeugten die Kinder Geb und Nut. Das sind unsere Götter der Erde und des Himmels. Die wiederum zeugten Osiris, unser Gott für das Reich der Toten, Isis, die Göttin der Liebe, den Gott Seth, der für die Unwetter verantwortlich ist und Nephthys, sie ist die Beschützerin unseres Pharao.“
„Unser Pharao heißt Ramses“, sagt der Junge mit ehrfürchtiger Stimme.
„Seit einem Jahr regiert Ramses II. unser Land“, antwortet Sha-Oman. „Er ist auserwählter von Re und zuständig für das Land und dem Volk.“
Die Traumbilder verschwanden, als würden sie sich auflösen. Stattdessen tauchten neue Bilder auf, die sich wie ein Film im Geiste von Chrissie abspielten. Dieselbe Gegend, nur schienen Jahre vergangen zu sein...
...aus dem Knaben Thebith war ein jugendlicher kräftiger Mann geworden, der sich mit mehreren, seinem Alter weitaus überlegenen Gelehrten angeregt unterhält. Sie stehen interessiert um ihn, horchen seinen Worten und erfreuen sich über die Begeisterung des jungen Mannes, der mit Enthusiasmus philosophiert. Thebith war einfach zu ihnen getreten und hat sich an ihrer Unterhaltung beteiligt, als sei er einer von ihnen.
„Nicht die Kratzer und die Schürfungen sind zu untersuchen, sondern deren Ursache ist auf den Grund zu kommen“, sagt er soeben und deutet auf die Verletzung eines der Gelehrten, die dieser sich am Vortag zugezogen hatte. „Welch Gedanke war, dass dieses hat geschehen können?“, stellt der junge Thebith dem um mindestens zwanzig Jahre älteren diese Frage.
„Mein Junge“, antwortet dieser und lächelt. „So lief ich über einen schmalen Pfad und eine Wurzel verursachte ein Stolpern, sodass ich fiel.“
„Doch die Tage zuvor waren Trübsal und nicht erfreut“, entgegnet er mit überlegenem Lächeln.
„Gewiss, gewiss. Mein geliebter Bruder und ich, wir hatten furchtbaren Streit“, kam es überrascht zurück.
„So war es die Last, die dich zu Fall gebracht hatte“, entgegnet Thebith. „Dein Bruder, ist er nicht im Heer des Pharao?“
Verwundert sieht er Thebith an. „Er strebt nach Macht und das ist unser Zwist. Doch woher weißt du von meinem Bruder? Wir kennen uns doch nicht?“
„Ihr spracht davon, als ich zu euch trat“, antwortet Thebith.
Der Gelehrte wirft einen Blick auf die Tempelanlage des Pharaos, die sich in sichtbarer Entfernung von ihnen entfernt befindet. „Ihm ist der Rum zu Kopfe gestiegen, seit der Rückkehr aus der letzten Schlacht.“
„Die Kräfte der Götter“, erwidert der junge Thebith, „sie wirken in jedem und doch scheinen sie da am meisten zu wirken, dessen Glauben am stärksten. Ich selbst habe die Stärke des Glaubens zu messen entdeckt.“
„Mein Junge, was sagst du?“ Erstaunt sehen sich die Gelehrten einander an. „Den Glauben zu messen ist undenkbar.“
„Eben genau das ist die Ursache“, erwidert Thebith. „Der Gegensatz des Glaubens ist der Zweifel. Bitte sage mir, kann mit Zweifel ein Vorhaben gelingen?“
„Ein Vorhaben, welches mit Zweifel begonnen wird, ist töricht“, antwortet nun der älteste unter den Gelehrten.
„Nun“, lächelt Thebith, „habe ich eben genau das herausfinden wollen. Ich tat Unmögliches, jedoch mit vollem Glauben an ein Gelingen. Was denkt ihr, habe ich zustande bringen können?“
„Sag uns, was du Unmögliches getan hast“, fordert der älteste,
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