Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sichtlich gespannt.
„So seht mich, ich bin gerade sechzehn Jahre alt geworden“, spricht Thebith, sein Gesichtsausdruck wirkt durchaus ernst. „Das erste Mal bin ich hier. Ihr kennt mich nicht und doch redet ihr mit mir. Das ist das Unmögliche, von dem ich spreche. Ich trat zu euch in vollem Glauben, dass ihr mich erhört.“
„Mein Junge“, kommt es lächelnd zurück, „du beeindruckst uns sehr und es ist dir wahrlich gelungen.“
„So darf ich wiederkommen und mit euch plaudern?“
„Immer, wenn dir danach ist“, war die ernst gemeinte Antwort.
Wieder lösten sich die Bilder auf und wurden durch andere ersetzt. Thebith schien um weitere zehn Jahre älter zu sein und befand sich inmitten eines furchtbaren Gemetzels auf einem von Leichen übersäten Schlachtfeld...
...umringt von feindlichen Soldaten, die in eisernen Rüstungen stecken, kämpft er mit zwei Schwertern gleichzeitig, bahnt sich einen Weg, indem er seine Gegner mit gezielten Hieben enthauptet. An seiner Seite kämpft sein Freund Nomdik, der leicht verletzt nicht mehr voll einsatzfähig ist.
„Halte durch, Nomdik“, schreit Thebith ihm zu und verhindert gerade noch den Schwerthieb, der seinen Freund sicherlich tödlich getroffen hätte, in dem er dem Gegner eines seiner Schwerter wie einen Speer in die Brust rammt.
„Es sind verdammt viele“, ruft dieser ihm zurück. Im selben Moment ertönt ein lautes ohrenbetäubendes Signal; Sekunden darauf hält der Feind inne, blickt über ihre Köpfe hinweg, wendet sich darauf und rennt davon. Immer mehr Soldaten des Pharaonenheers tauchen am Horizont auf. Die lang ersehnte Verstärkung war eingetroffen.
„Die Göttin Menhit ist mit uns“, sagt Nomdik und betrachtet sich die fleischige Wunde an seinem Oberarm.
„Der Gott, den du brauchst, ist immer in dir, mein Freund“, erwidert Thebith, reißt einem Gefallenen ein Stück Stoff vom Leib und bindet es ihm um die Wunde.
„Ohne dich hätten wir nicht durchgehalten“, erwidert Nomdik, „der Pharao wird dich ehren.“
„Die Ehre gebührt den Toten, mein Freund“, sagt Thebith und steigt vorsichtig über die Gefallenen hinweg. „Sie haben ihr Leben für uns gelassen.“
Während sie über die Toten hinweg steigen um das Schlachtfeld hinter sich zu lassen, haben die Reiter der eingetroffenen Nachhut die Verfolgung des Feindes aufgenommen.
Der Abend war hereingebrochen, als sie das Lager erreichen, in welchem sie vom Pharao bereits erwartet werden.
„Mir ist nicht nach Lob und Ehre“, flüstert er seinem Freund zu. „Für das Land, auf dem ich wohne und für das Volk zudem ich gehöre, kämpfe ich. Nicht aber für die Motive und Hintergründe. An diese darf ich nicht denken.“
„Du bist sehr weise, Thebith“, flüstert sein Freund zurück. „Ich weiß, dass der Pharao dich an seiner Seite haben will. Mir ist das gesagt worden.“
Thebith bleibt stehen und schaut seinem Freund in die Augen. „Nomdik“, sagt er. „Ich habe in den letzten zwei Tagen mindesten einhundert Menschen das Leben genommen. Weder kannte ich sie, noch haben sie mich gekannt. Wir sind uns nur einmal begegnet, und diese Begegnung entschied über Leben und Tod. Ihre Familien trauern nun, ihr Hass wird grenzenlos sein gegen jenen, der sie getötet hat. Weißt du, was das bedeutet?“
„Nein.“ Nomdik schaut Thebith verwundert an.
„Ich muss vergessen, dass ich sie getötet habe. Nur dann können die Trauer und der Hass nicht auf mich einwirken. Weder möchte ich Lob noch Ehre. Ich bitte dich daher als meinen Freund: entschuldige mich beim Pharao.“
„Wie kann die Trauer und der Hass auf dich einwirken?“, fragt Nomdik verwundert.
„Das sind die Gesetze, mein Freund“, erwidert Thebith. „Die Gesetze der Götter sind die Gesetze der Natur und diese Gesetze wirken in uns.“
„Du kennst die Gesetze der Götter?“ Nomdik schaut mit großen Augen auf ihn.
„Alle Götter sind mit dir, wenn du mit den Göttern bist“, erwidert Thebith. „Dein Glaube an das, was du tust, ist dein Schicksal. Du kannst alles selbst bestimmen, wenn du die Gesetze kennst und verstanden hast.“
„Ist das der Grund, warum du nie verletzt wirst?“ Nomdiks Augen werden um noch einiges größer.
„Nomdik“, sagt Thebith fast lautlos‚ „ich kenne die Wahrheit. Doch wenn ich sie preisgebe, werde ich einer von ihnen sein.“ Thebith zeigt in die Richtung des Schlachtfeldes. „Daher halte ich mich zurück.“
„Die Wahrheit“, murmelt Nomdik. „Ich würde
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