Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
sich ab.
„Gehen wir in die Praxis von Dr. Wesley“, sagte er tonlos. „Die Bibliothek werde ich mir nachher nochmals eingehender vornehmen, die Jugendlichen werde ich noch zur Rede stellen.“
Bill nickte nur, sicherte seine Waffe und steckte sie zurück. Zehn Minuten später standen sie vor der Praxistür. Auf dem Weg dahin wurden sie freundlich begrüßt und sogar zum Tee eingeladen, was sie allerdings dankend ablehnten. Von den Jugendlichen war weit und breit nicht die Spur.
Dr. Wesleys Nachbarin hatte den Schlüssel zur Praxis. Sie war gleichzeitig auch seine Putzfrau und kannte sich bestens in der Praxis aus. Zufälliger Weise (oder schicksalsgefügt) begegneten sie ihr, als sie gerade ihr Haus verlassen wollte. Freundlich und zuvorkommend schloss sie ihnen die Tür auf, mit der Bitte, ihr den Schlüssel in den Briefkasten zu werfen.
Nachdem sie sich ihre Schuhe ausgezogen hatten, denn es war blitzblank, begann der Kardinal seine schematische Untersuchung. In diesem Haus war Henriece nicht, was auf den ersten Blick schon zu erkennen war, da alles auf seinem Platz stand und keine vergleichbaren Spuren zu erkenne waren.
De Lantos ließ nichts aus. Jede Schublade öffnete er, jedes Bild hängte er ab und betastete es auf der Rückseite. Mit geheimen Verstecken schien der sich Kardinal bestens auszukennen, denn er drehte sogar die Lampen aus der Fassung und stieg auf den Tisch, um in den Lampenschirm sehen zu können.
Bill übte Geduld. Zwei Stunden waren vergangen, da wurde de Lantos fündig. Hinter einem Bild, ein Ölgemälde mit abstraktem Motiv, das in einem seiner Praxisräume hing, entdeckte er einen Safe. Und wieder verblüffte der Kardinal den Kommissar, indem er die Zahlenkombination durch Drehen, Fühlen und Hören herausbrachte.
„Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue“, verschaffte Bill seinem Staunen Ausdruck.
De Lantos nahm zwei Hefte daraus hervor. Eines davon wies abgegriffene Spuren auf und schien mindestens schon zwanzig oder mehr Jahre alt zu sein. Mit schwarzer Tinte stand auf lateinisch commentarius , was so viel wie Tagebuch bedeutet. Darunter der Name Christoph Larsen.
De Lantos schlug die erste Seite auf; das Zucken konnte er nicht verbergen, als er auf das Doppelkreuz mit der darunter liegenden Acht blickte. Anno 1505, stand in geschwungenen Buchstaben unter dem Symbol.
Bill traute seinen Augen nicht. Allmählich begann er zu bereuen darauf gedrängt zu haben, den Fall zu den Akten zu legen. Henriece schien in allem, was er gesagt hatte, Recht zu behalten!
Die ersten zwei Seiten des von Hand geschriebenen Dokumentes schilderte die Gefangennahme und Hinrichtung eines Mannes mit dem Namen Theodor aus dem Jahre 1505. Der Inhalt ließ darauf schließen, dass der Mann zu Unrecht der Hexerei und Teufelsbuhlerschaft bezichtigt wurde. Seinen eigenen Tod hatte er prophezeit und ein dunkle Zeit vorausgesagt, sollte seine Prophezeiung je eintreten. Am Ende des Textes stand das Datum 22. April 1940 .
Das zweite Heft war dem Aussehen nach jüngerem Datums. Auch das schlug de Lantos auf und gleich wie beim anderen war die erste Seite mit dem Symbol des Antichristen versehen. Darunter stand anno 1940 auf der Folgeseite die Überschrift: Dieses Dokument beschreibt die Vorbereitung für die Niederkunft des Wesen Theodor
De Lantos schlug das Heft wieder zu und steckte beide in seine Jackeninnentasche. Keine Regung, kein Zucken verriet, was in ihm momentan vorging. Bill blieb nichts anderes übrig, als geschehen zu lassen. Die Dokumente wollte er dem Kardinal jedoch auf keinen Fall überlassen.
„Nun zum Haus von Christoph Larsen“, gab de Lantos die nächste Anweisung. „Wie weit ist das von hier?“
„Mit der Raupe maximal zehn Minuten.“ Im Stillen ärgerte Bill sich über sich selbst und überlegte ernsthaft, den Fall wieder aufzurollen. Das hätte zur Folge, dass de Lantos die Unterlagen herausgeben müsste. Jedoch würde Chrissie dadurch in ernsthafte Gefahr gebracht werden.
Die Bergstraße zu Larsens Residenz war vom Schnee geräumt, das Tor stand weit geöffnet. Schon beim Einfahren in den Hof sahen sie anhand des rauchenden Kamins, dass das Haus bewohnt wurde. Kaum waren sie ausgestiegen, öffnete sich die Tür. Arnold Larsens Cousine Betty Larsen erschien, kurz darauf tauchte Arnolds Onkel, Lukas Larsen auf. Die Latzhose und der Pinsel in der Hand deuteten auf eine handwerkliche Tätigkeit hin, der er gerade nachzugehen schien. Ein Lächeln flog über Larsens
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