Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Bill erkannte sie an dem markanten Leberfleck auf der linken Wange wieder.
Mit gläsernem Blick blieb sie vor ihnen stehen und sah dem Kardinal ins Gesicht. „Schnee hat die Spuren bedeckt. Schnee lässt neue Spuren entstehen. Wir haben gebetet, wir haben gefleht, wir haben gehofft. Doch der Schnee hat einen Schleier über die Vergangenheit gelegt. Aber er wird schmelzen und die Spuren der Vergangenheit werden zutage treten. Sie werden wiederkommen, die Machtvollen und sie werden ihr Werk zur Sühne bringen, nachdem sie es vollendet haben.“
De Lantos sah sie mit starrem Blick an. „Was sagen Sie da?“, fragte er trocken.
„Im Angesicht der Angst habe ich erkannt, welch machtvolles Werk es ist, das niemals enden wird. Die Kinder, sie wissen nicht, was sie tun. Sie sind unbeholfen und naiv. Beten auch Sie für die Kinder, mein Herr. Beten auch Sie...“
Noch ehe de Lantos etwas erwidern konnte, hatte sie sich umgedreht und verschwand mit hastigen Schritten
„Wer ist das?“, fragte de Lantos verwirrt.
„Rosemarie Rees, die Frau des Schuhmachers. Sie ist verwirrt. Nehmen Sie sie bitte nicht ernst.“
„Ich nehme alles und jeden ernst“, erwiderte de Lantos schroff.
Auf der Rückfahrt ließ Bill sich von de Lantos den Vorfall auf dem Petersplatz schildern. Die Aussagen des Kardinals waren mehr wie oberflächlich. Er verkniff es sich, tiefer zu bohren, sondern überlegte sich, wie er an die zwei Hefte kommen konnte, ohne das Misstrauen des Kardinals zu erwecken.
Eine Kopie würde ihm schon genügen, wobei aber sein Stolz das Original abverlangte.
Am Spätnachmittag setze Bill den Kardinal vor dem Hotel ab und begab sich direkt ins Präsidium. Sein erklärtes Ziel war, de Lantos die zwei Hefte abzuluchsen. Hierbei waren ihm auch etwas nicht ganz so saubere Methoden recht. Allerdings musste er hierfür einen Komplizen anheuern, der ihm die Hefte besorgte, während er den Kardinal beschäftigte. Dave Lindsay war der Einzige, der dafür in Frage kam.
In seinem geschlossenen Büro saßen sie sich nun gegenüber.
„Dave“, leitete er das Gespräch ein, „wir müssen etwas tun, das nicht die Runde machen darf.“
„Da bin ich aber gespannt“, grinste Lindsay.
„Der Kardinal hat zwei Hefte aus der Praxis des Arztes von Harbourn in seinem Gewahrsam. Aufschriebe, die einiges beweisen und belegen können.“
„Und die soll ich dir besorgen.“ Lindsay grinste noch mehr. „Brauchst nicht weiterzureden. Lass ihn hier herkommen, dann steige ich bei ihm ein.“
„Morgen früh“, sagte Bill. „Er soll noch Gelegenheit dazu haben, die Hefte zu lesen.“
„O.K. Du bist der Chef.“ Lindsay bekam sein Grinsen nicht mehr weg. Seine Mundwinkel zuckten noch, während er das Büro verließ.
„So, und jetzt zu dir, Henriece“, flüsterte Bill zu sich und verließ das Präsidium wieder. Sein Ziel war Henrieces Zuhause. Bill glaubte nicht daran, dass Henriece, sollte er Schriftstücke aus Harbourn mitgenommen haben, sie bei sich zu Hause aufbewahren würde. Jedoch wollte er sich selbst davon überzeugen; Bill war nicht gewillt, dem Kardinal noch mehr Material zuzuspielen.
Die Mutter von Henriece öffnete ihm. Sie erschrak, als sie den Kommissar vor ihrer Tür stehen sah.
„Ist etwas mit meinem Sohn?“, fragte sie sofort.
„Guten Abend Mrs. Sancés“, grüßte er freundlich. „Henriece bat mich, Ihnen mitzuteilen, dass es ihm gut geht.“
„Warum meldet er sich nicht bei mir?“, fragte die Mutter etwas misstrauisch.
„Aus diesem Grund bin ich hier“, erwiderte er. „Ihr Telefon scheint nicht zu funktionieren.“
„Gerade eben noch habe ich telefoniert“, entgegnete sie noch misstrauischer. „Wissen Sie, wo Henriece sich befindet?“
„Außer Lande“, antwortete Bill. „Er hat mit meiner Frau telefoniert, da er hier nicht durchkam. Henriece bat mich, etwas für ihn zu besorgen, das er dringend benötigt.“
„Außer Lande?“, erschrocken machte sie einen Schritt zurück.
„Oder wissen Sie vielleicht, ob sich in seinem Zimmer fremdartige Bücher oder Schriftrollen befinden?“
„So etwas habe ich hier noch nicht gesehen“, verneinte sie. „Bitte sagen Sie mir, wo genau mein Sohn sich befindet. Ich mache mir sehr viel Sorgen um ihn.“
„Das wollte er selbst nicht preisgeben“, sagte Bill, unzufrieden mit seiner Leistung. Er sah es als nicht mehr möglich an, in die Wohnung gelangen zu können, ohne verdächtig zu wirken. „Bitte entschuldigen Sie die Störung. Sollte
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