Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Henriece schien das Haus regelrecht auseinander genommen zu haben, denn überall fanden sie Kratzer an den Bodendielen und leichte Einbuchtungen an den Wänden und sogar in der Decke.
Eine Stelle im oberen Geschoss, ein kleines Zimmer das wie ein Arbeitszimmer eingerichtet war, erweckte de Lantos und auch Bills Aufmerksamkeit. Eine Bodendiele hob sich deutlich von den anderen Dielen ab. Ein kleines Astloch befand sich am Anfang des gehobelten Brettes. De Lantos zögerte nicht lange, steckte seinen Finger in das Astloch und zog daran. Mit einer Leichtigkeit ließ sich die Diele, die ungefähr einmeterfünfzig maß, anheben und völlig herausnehmen. Was sich darunter verbarg, versetzte sogar Bill in ein leichtes Staunen. Eine rechteckige Vertiefung von ungefähr fünfzehn Zentimeter in der Länge und in der Breite der halben Diele, deutete auf ein geheimes Versteck hin. Allerdings war es leer.
„Der Spanier war sehr gründlich“, sagte der Kardinal. Bill verkniff sich eine Bemerkung.
„Ich habe nicht das Gefühl, hier noch etwas Wichtiges finden zu können. Gehen wir ins Pfarrhaus. Kaplan Erenso ist übrigens der neue Geistliche, den Sie noch nicht kennen gelernt haben. Allerdings tritt er seinen Dienst erst im Frühjahr an. Er befindet sich jedoch schon in Ihrer Stadt.“
Das Pfarrhaus war genauso kalt, jedoch moderte es nicht. De Lantos ging im selben Schema vor und musterte Raum für Raum. Auch hier hatte Henriece deutliche Spuren hinterlassen und sich nicht die Mühe gemacht, seine Durchsuchung zu verbergen. Dass viele Spuren von lebensbedrohlichen Kämpfen herrührten, die Henriece gegen Theodor führte, war ja nicht zu unterscheiden.
Nachdem der Kardinal auch hier keine wichtigen Funde machen konnte, bat er Bill, ihm die verborgene Bibliothek und den geheimen Gang zur Kirche zu zeigen.
Nur spärlich beleuchtet war der unterirdische Gang, der zu der Bibliothek führte, die durch eine schwere Eichentür verschlossen wurde. Langsam drückte de Lantos die Tür auf und tastete nach einem Lichtschalter, der sich in unmittelbarer Nähe befand. Das Licht flackerte ein weinig, doch es genügte, den Raum zu erleuchten. Die Bibliothek lag vor ihnen, wie Bill sie in Erinnerung hatte. Der Schreibpult gegenüber der Tür, darunter der Schemel, ringsum Regale mit unzähligen Büchern und ein Kerzenleuchter auf dem Pult. An was er sich nicht erinnern konnte, war das rötliche Zeichen, das sich auf dem Boden befand. Genau an jener Stelle, an der Bill March Wayne erschossen aufgefunden hatte. Ein Kreuz mit Doppelbalken und einer liegenden Acht am Fuße des Kreuzes.
De Lantos schien von den Büchern wenig beeindruckt zu sein. Seine Aufmerksamkeit galt ausschließlich dem Symbol, das Bill nur allzu gut kannte. Bill konnte sich nicht daran erinnern, das Zeichen nach dem Abschließen des Falles an dieser Stelle gesehen zu haben. Unweigerlich musste er an Frank Garden denken.
Der Kardinal bückte sich und strich mit seinem Finger leicht über die blutrote Farbe. Bill tat dasselbe und erschrak. Die Farbe war noch feucht; ihm fröstelte und er konnte sehen, wie sich beim Kardinal die Hautfarbe wechselte.
Schweigende Augenblicke sahen sie sich einander an.
„Was haben Sie erlebt?“, stellte de Lantos die Frage sehr langsam und erhob sich.
Bill schwieg.
„Kommissar Tanner“, wurde de Lantos massiver. „Das ist Blut. Und das ist noch nicht sehr alt. Was haben Sie erlebt?“
„Jetzt reicht‘s“, zischte Bill. „Weder hatte ich eine Begegnung mit einem Geist noch wurde mir etwas ins Ohr geflüstert. Ich gebe aber zu, dass der Fall sehr mysteriös war. Jedoch sind alle daran beteiligten von diesem Dorf tot. Dieses blutige Zeichen beunruhigt mich.“
„Alle tot?“ De Lantos Augenbrauen zogen sich in die Höhe. „Und dieser Frank Garden? Auch von ihm fehlt die Aussage in den Akten. Vielmehr steht darin, er sei ebenfalls wie der Spanier spurlos verschwunden. Jedoch war der Spanier hier. Wo ist dann dieser Frank Garden, der für den Tod des Harry Bansly laut Akte verantwortlich ist?“
„Noch vor fünf Tagen war Frank Garden in Melbourn gesehen worden“, antwortete Bill, der ebenfalls an Garden gedacht hatte. „Sie haben ja gesehen, dass sich vor uns keine Spur im Schnee befunden hatte. Unmöglich kann Frank Garden hier sein.“
„Wer hat diesen Garden gesehen?“, wollte de Lantos sofort wissen. Das erste Mal in seinem Leben fühlte Bill sich verdächtigt; befand er sich auch momentan in der Situation eines
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