Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Gesicht, als er Bill erblickte.
„Oh, ein neuer Dienstwagen“, rief er ihm ironisch entgegen. „Ich hoffe, Ihr Besuch ist nichts Ernstes.“
„Nur eine abschließende Routine“, erwiderte Bill. „Man sagte mir, Sie haben sich nun hier einquartiert.“ Bill drückte Larsen die dargebotene Hand.
„Vorübergehend führt meine Frau die Geschäfte in Melbourn“, erwiderte Larsen. „Ich bin noch am Überlegen, ob ich die Einsamkeit der steten Abwechslung vorziehen soll. Darf ich Ihnen mit etwas dienen?“
„Hm“, brummte Bill. „Wenn es Ihnen nicht unangenehm ist, wäre ich gerne mit diesem Herrn“, Bill zeigte auf de Lantos, der sich ungeniert umschaute, „nochmals durch das Haus gegangen. Dieser Herr ist hier, um sich die Kirche zu betrachten, denn bald soll ein neuer Geistlicher die Seelsorge für Harbourn übernehmen. Mr. de Lantos ist so etwas wie sein Vorgesetzter. Stimmt doch, oder?“ Bill sah de Lantos fragend an.
„Ich wollte mir zuvor ein Bild von der Örtlichkeit machen“, sagte der Kardinal. „Erst gestern erfuhr ich von den Grausamkeiten in ihrem wunderschönen Ort. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir diese Bitte ermöglichen würden. Mir ist nur wichtig, ein Bild unserem Kaplan vermitteln zu können, ohne dass er sich sorgen muss, wenn er davon erfährt. War doch dieses Haus mit in den entarteten Abläufen verwickelt.“
„Aber selbstverständlich“, erklärte Larsen sich sofort bereit. „Meine Tochter führt sie sehr gerne durch das Haus. Mich müssen Sie jedoch entschuldigen. Ich habe ein Mittel angerührt, das ich nicht allzu lange stehen lassen kann. Ich bin gerade dabei, die Schäden zu beseitigen. Schrecklich, was da passierte und unfassbar, dass mein Bruder in diese Geschichte mit einbezogen war.“
De Lantos packte die Gelegenheit am Schopf, die ihm Larsen soeben bot. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von Ernsthaftigkeit in Güte, während er sich Betty zuwandte.
„Kommissar Tanner sagte mir, Sie seien an diesem besagten Abend mit dabei gewesen. Wollen Sie mir ein wenig darüber erzählen?“
Betty lächelte verlegen. Ihre rehbraunen Augen äugelten ihn an. „Ich möchte nicht“, wehrte sie sich dann entschieden dagegen.
„Ich verstehe Sie sehr gut, mein Kind“, erwiderte der Kardinal. „Wenn es Ihnen nicht möglich ist, darüber zu sprechen, akzeptiere ich das selbstverständlich.“
Stillschweigend führte Betty sie durch das Haus. Bill krampfte es nicht nur einmal den Magen, wenn er an die Stunden zurückdachte, die er grausamer als die Hölle einstufte.
Kein Wort sprachen sie, während sie sich sämtliche Räume betrachteten. Bill sah es de Lantos an, dass dieser am liebsten das gesamte Haus auseinander genommen hätte.
Die meisten Spuren der Verwüstung hatte Larsen schon beseitigt. Annähernd eine Stunde verbrachten sie und Bill war froh, als sie sich wieder verabschiedeten; de Lantos dagegen war äußerst unzufrieden.
Auf direktem Weg begaben sie sich wieder in das Pfarrhaus, mit dem Ziel, die Bibliothek nochmals aufzusuchen. Zu ihrer Überraschung war das Zeichen entfernt worden. Ein dunkelroter nasser Fleck befand sich stattdessen auf dem Fußboden.
Henriece war auch hier in seiner Durchsuchung sehr sorgfältig. Sämtliche Bücher, die aus der Zeit Theodors stammen konnten, fehlten. Alle anderen Bände waren belanglos; für de Lantos nicht von Wert.
„Und jetzt?“, fragte Bill, nachdem sie das Tageslicht wieder um sich hatten.
„Die Jugendbande zu suchen ist sinnlos“, erwiderte de Lantos. „Ich bin mir sicher, dass der Spanier Henriece Sancés einiges an Schriftmaterial in seinen Besitz genommen hat. Ist es Ihnen möglich, sein Zuhause durchsuchen zu können?“ De Lantos‘ Blick ließ gar keine andere Antwort als eine zustimmende zu.
Bill atmete hörbar tief durch. „So einfach ist das nicht“, erwiderte er nachdenklich. „Lassen Sie mich das einfädeln. Das braucht seine Zeit.“
„Ich habe Zeit mitgebracht“, sagte de Lantos nur.
„Dann fahren wir wieder zurück, solange es noch hell ist“, schlug Bill vor.
„Einverstanden“, stimmte de Lantos zu, der mit dem Fund aus Wesleys Büro mehr wie zufrieden war.
Schweigend stiefelten sie durch den Schnee Richtung Parkplatz. Das Klopfen und Hämmern aus der Kirche hallte, ein Hund bellte in der Ferne. Auf einmal mischte sich Bills Namen dazwischen. Er wurde laut gerufen. Verwundert drehten sie sich zu der rufenden Stimme um. Die Frau des Schuhmachers kam auf sie zugeeilt.
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